Nvidia zurück auf dem Thron – jetzt noch einsteigen?
Mit einem Börsenwert von 3,8 Billionen Dollar hat Nvidia Apple und Microsoft überholt – nur 15 Monate, nachdem das Unternehmen erstmals die 1-Billion-Dollar-Marke durchbrach.

Börse

Nvidia zurück auf dem Thron – jetzt noch einsteigen?

Mit 3,8 Billionen Dollar Börsenwert hat Nvidia Apple und Microsoft überholt. Doch Analysten sehen das Ende der Rally noch nicht erreicht – und verweisen auf neue KI-Chips, steigende Umsätze und eine erstaunlich günstige Bewertung.

Die Krone der Wall Street sitzt wieder auf dem Kopf eines Chipkonzerns.
Mit einem Marktwert von 3,8 Billionen US-Dollar hat Nvidia in dieser Woche Apple und Microsoft hinter sich gelassen – und sich erneut an die Weltspitze geschoben.

Quelle: Eulerpool

Der Aufstieg verlief dabei alles andere als geradlinig: Noch Anfang April lag die Aktie über 40 Prozent unter ihrem Jahreshoch. Inzwischen ist sie um mehr als 75 Prozent gestiegen – und das innerhalb von weniger als drei Monaten.

Rückkehr mit Ansage

Dass Nvidia sich nicht dauerhaft von der Spitze verabschiedet, war vielen Analysten bereits im Frühjahr klar. Die Gründe: Der KI-Boom, der nicht abebbt.

Neue Chips, die noch leistungsfähiger und profitabler sind. Und ein CEO, der nicht müde wird, neue Märkte in den Blick zu nehmen – von Rechenzentren über Robotik bis hin zum autonomen Fahren.

Quelle: Eulerpool

Gen-KI als Milliardenmaschine

Der wichtigste Wachstumstreiber bleibt die sogenannte generative künstliche Intelligenz – also KI, die Inhalte selbst erstellt, statt nur zu analysieren. Fast alle großen KI-Modelle, von OpenAI bis Anthropic, setzen dabei auf Nvidia-Chips.

Die neuen Blackwell-GPUs gelten in der Branche als Standard. Inzwischen kostet ein einzelner Chip mehrere zehntausend Dollar – und verkauft sich dennoch schneller, als Nvidia sie fertigen kann.

Im jüngsten Quartal steuerten die Blackwell-Chips laut dem Analysehaus Grit rund 70 Prozent zum Umsatz im Segment Rechenzentren bei – insgesamt 24 Milliarden Dollar. Noch im Vorquartal waren es 11 Milliarden.

Quelle: Eulerpool

Die Bewertung wirkt fast konservativ

Trotz der steilen Rally wirkt die Aktie aus Sicht vieler Analysten nicht überteuert. Gemessen an den erwarteten Gewinnen für die kommenden zwölf Monate liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis aktuell bei rund 30.

Zum Vergleich: In den letzten fünf Jahren lag der Durchschnitt bei rund 40. Barclays sieht deshalb „das größte Wachstumspotenzial für die zweite Jahreshälfte“ – unter allen von der Bank beobachteten Tech-Titeln.

Zulieferer zeigen: Der Boom ist real

Dass es sich nicht nur um eine Nvidia-Story handelt, zeigt der Blick auf die Lieferkette. Der Speicherchip-Hersteller SK Hynix, einer der wichtigsten Zulieferer, hat seit April fast 80 Prozent an Wert gewonnen.

TSMC, das die Chips in Taiwan fertigt, legte um rund 40 Prozent zu. Es sind keine isolierten Ausschläge – es ist ein System, das in voller Fahrt läuft.

Technisch ausgebrochen

Auch charttechnisch stehen die Zeichen auf Fortsetzung. Nach Monaten in einer sogenannten „Schiebezone“ hat die Nvidia-Aktie nun neue Höchststände erreicht.

„Aus Sicht der technischen Analyse ist das ein klarer Ausbruch mit Rückenwind“, sagt Jörg Scherer von HSBC Deutschland.

Dazu komme eine auffallend günstige Saisonalität: Der Juli gilt traditionell als starker Monat für Technologieaktien. Dass die Stimmung am Markt bislang eher zurückhaltend ist, wertet Scherer als weiteres positives Signal: „Viele Investoren sind noch nicht dabei – das schafft Spielraum nach oben.“

Robotik – die stille Wette

Während sich der Markt auf KI konzentriert, deutet Nvidia-Chef Jensen Huang auf den nächsten potenziellen Wachstumsmarkt: Robotik. Noch macht dieser Bereich gerade einmal 1,3 Prozent des Konzernumsatzes aus – doch das Segment wuchs zuletzt um 72 Prozent.

Huang sprach auf der Hauptversammlung von einem Milliardenmarkt, der bislang kaum erschlossen sei. Auch wenn das wie ein Nebenkriegsschauplatz wirkt, unterschätzen sollte man diese Entwicklung nicht. Huang hat in der Vergangenheit oft bewiesen, dass er früher als andere erkennt, wo sich technologische Chancen auftun.

Analysten sehen noch Luft nach oben

Von 60 von LSEG erfassten Analysten empfehlen 55 den Kauf der Nvidia-Aktie, vier raten zum Halten, nur einer zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 175 US-Dollar, was ein Plus von gut 13 Prozent zum Stand vom Mittwoch bedeuten würde.

Loop-Capital-Analyst Ananda Baruah geht sogar noch weiter: Er taxiert den fairen Wert auf 250 Dollar – ein Aufwärtspotenzial von mehr als 60 Prozent.

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