NVIDIA und der Preis der Fantasie
NVIDIA wird aktuell mit dem 22-Fachen seines Jahresumsatzes bewertet – ein Kurs-Umsatz-Verhältnis, das selbst in euphorischen Marktphasen historisch selten war.

Börse

NVIDIA und der Preis der Fantasie

Die Aktie des KI-Giganten gilt als Liebling der Wall Street – doch wer genauer hinsieht, erkennt: Selbst großartige Unternehmen können teuer sein. Sehr teuer.

22-mal Umsatz, fast 40-mal Gewinn – und trotzdem ein Kauf?

Wer die Bewertung von NVIDIA nüchtern analysiert, muss sich eine einfache Frage stellen: Kann ein Unternehmen, das mit dem 22-Fachen seines Jahresumsatzes und dem 38-Fachen seines Gewinns gehandelt wird, wirklich noch als solide Anlage gelten?

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Anleger, Analysten und Medien neigen aktuell dazu, diese Frage mit einem „Ja“ zu beantworten – oft mit dem Zusatz „wegen KI“. Doch der Glaube an unbegrenztes Wachstum hat an der Börse schon viele Blasen genährt. Auch NVIDIA steht nun an einem Punkt, an dem selbst kleinste Enttäuschungen teuer werden könnten.

Bewertung im Höhenrausch – das KUV spricht Bände

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) ist bei Tech-Werten nicht immer der beste Maßstab, doch im Fall von NVIDIA fällt es zu hoch aus, um es zu ignorieren.

Quelle: Eulerpool

Mit einer Marktkapitalisierung von fast 2,8 Billionen US-Dollar und einem Umsatz von rund 125 Milliarden liegt das KUV bei rund 22 – ein Niveau, das selbst für wachstumsstarke Unternehmen außergewöhnlich ist. Zum Vergleich: Alphabet kommt derzeit auf ein KUV von etwa 6, Microsoft liegt bei unter 12.

Natürlich ist NVIDIA keine gewöhnliche Tech-Firma. Der Halbleiterhersteller ist die dominierende Kraft im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz, das Wachstum der letzten Quartale war explosiv.

Aber genau diese Argumentation hat man auch bei Cisco im Jahr 2000 gehört – und bei Tesla im Jahr 2021. Historisch gesehen folgen auf Bewertungen dieser Größenordnung nicht selten Jahrzehnte der Ernüchterung.

Auch das KGV wirft Fragen auf

Wer statt auf Umsätze lieber auf Gewinne schaut, wird bei NVIDIA ebenfalls nicht vollständig beruhigt. Das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt bei fast 39 – also deutlich über dem historischen Durchschnitt selbst großer Tech-Werte.

Zwar wird das erwartete KGV für die nächsten zwölf Monate auf rund 25 taxiert, doch auch das ist alles andere als günstig – zumal das KGV des S&P 500 bei rund 20 liegt.

Selbst mit einem Nettogewinn von fast 73 Milliarden US-Dollar bleibt die Aktie hoch bewertet. Die Investoren kaufen keine Substanz, sie kaufen Hoffnung – auf weiteres exponentielles Wachstum, auf dauerhafte Marktführerschaft und auf eine Welt, in der KI tatsächlich so skaliert wie versprochen.

Analysten: bullish, aber nicht unabhängig

Dass sich viele Analysten dennoch begeistert zeigen, überrascht kaum. 34 von 40 Einschätzungen auf TipRanks raten zum Kauf – doch Analystenhäuser sind bekanntlich nicht unabhängig, sondern eng mit Investmentbanken, Handelsplattformen oder den Unternehmen selbst verbunden.

Der durchschnittliche Zielkurs liegt laut TipRanks bei über 160 Dollar – fast 45 % über dem aktuellen Kurs. Ob das realistisch ist oder reines Momentumdenken, wird sich zeigen müssen.

Fakt ist: Die Bewertung basiert auf der Annahme, dass NVIDIA jedes Quartal mindestens so liefert wie zuletzt – am besten mehr. Doch Wachstum wird mit jedem Quartal schwieriger. Und Risiken – regulatorische Eingriffe, geopolitische Spannungen, Wettbewerb durch Intel, AMD oder spezialisierte Start-ups – gibt es genug.

Was passiert, wenn das Wachstum nachlässt?

Die zentrale Gefahr für Anleger liegt in der inhärenten Fragilität des Narrativs: Die Aktie ist nicht mehr an reale Erträge gebunden, sondern an Erwartungen. Und diese Erwartungen haben sich längst von klassischen Bewertungsmaßstäben entkoppelt.

Wenn NVIDIA irgendwann nicht mehr 50 % Umsatzwachstum pro Jahr liefern kann – oder es schlicht nicht mehr schafft, den KI-Markt zu monopolisieren –, dürfte die Enttäuschung groß sein. Und mit ihr der Kursrückgang.

Großartiges Unternehmen, gefährliche Bewertung

NVIDIA ist ohne Zweifel ein Ausnahmekonzern – technologisch führend, extrem profitabel und im Zentrum eines epochalen Umbruchs. Doch selbst ein brillantes Unternehmen ist nicht automatisch ein gutes Investment, wenn es zu teuer gekauft wird.

Wer jetzt einsteigt, sollte sich klarmachen: Man kauft nicht NVIDIA. Man kauft die perfekte Zukunft. Und die ist an der Börse bekanntlich oft schon im Kurs enthalten – mit Zinseszins.

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