Der Andrang war riesig, die Stimmung elektrisiert. Auf der Robotikmesse Automatica in München drängten sich Fachpublikum und Neugierige dicht an dicht um einen Stand, der in den vergangenen Jahren kaum jemandem bekannt war: Neura Robotics.
Das junge Unternehmen aus Metzingen zeigte dort die dritte Generation seines humanoiden Roboters 4NE1. Doch nicht nur das Design und die Beweglichkeit überzeugten – sondern vor allem, was unter der Haube steckt: Nvidia.
KI-Macht im Maschinenbau: Nvidia als unsichtbarer Taktgeber
Was früher Chips für Gamer waren, sind heute neuronale Netze für Roboter. Nvidia hat mit seinen KI-Plattformen wie Isaac Sim, Isaac Lab und dem neuen Foundation-Modell GR00T N1.5 eine Infrastruktur geschaffen, die inzwischen in fast jedem smarteren Roboter steckt.
Die Besucher der Messe konnten es live erleben: Ob Boston Dynamics' Roboterhund, autonome Helfer von Delta oder die feinmotorischen Greifarme neuer Industrieanlagen – fast alles wurde in Nvidia-Simulationen trainiert.
Neura gegen Tesla: Europas stille Kampfansage
Mit 4NE1 tritt Neura Robotics offen gegen Elon Musks Optimus an. Der Ansatz: Ein vernetzter, sensorisch hochentwickelter Roboter, der bereits jetzt im Haushalt, in Pflegeeinrichtungen und Produktionshallen Aufgaben übernehmen kann.
Neura-CEO David Reger sparte in Gesprächen nicht mit Selbstbewusstsein: Europa brauche eigene Lösungen, keine Silicon-Valley-Importe. Unterstützt wird die Branche von einer EU-Initiative mit einem Volumen von über 200 Milliarden US-Dollar für KI und Robotik.

Digitale Zwillinge und KI-Training: Willkommen im Neuraverse
Was wie Science-Fiction klingt, ist bereits real: Mit dem "Neuraverse" hat Neura ein vollständig Nvidia-kompatibles Schulungs- und Simulationssystem entwickelt.
Hier trainieren Roboter in virtuellen Umgebungen komplexe Bewegungsabläufe, bevor sie in der realen Welt zum Einsatz kommen. Nvidia liefert die technischen Grundlagen, Neura die Applikationen.
Nvidia: Vom Chipkonzern zum Plattformanbieter der Maschinenwelt
Mit GR00T N1.5 präsentierte Nvidia auf der Messe ein offenes Foundation-Modell, das Maschinen hilft, logische Schlüsse zu ziehen und Bewegungen anzupassen. Entwickler können die Plattform über GitHub frei nutzen – ein kluger Schachzug, um sich in der noch jungen Branche als Standard zu etablieren. Damit wird Nvidia zunehmend zur Softwaremacht hinter der physischen Robotikrevolution.
Ein Markt in Bewegung: Wer liefert die Finger, wer das Gehirn?
Nicht nur Nvidia und Neura prägten die Messe. Ein japanisches Unternehmen – aktuell noch ein Geheimtipp – sorgte für Aufsehen mit einer neuen Generation robotischer Greifhände.
Die Bauteile, die einst nur für industrielle Greifer gedacht waren, könnten bald in humanoiden Robotern weltweit zum Einsatz kommen. Auch hier zeigt sich: Der Markt ist in Bewegung. Plattformen wie die von Nvidia integrieren zunehmend diverse Anbieter – ein roboterisches Ökosystem entsteht.
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