21. August, 2025

Unternehmen

Novo Nordisk friert Neueinstellungen ein

Die Abnehmspritze machte Novo zur wertvollsten Firma Europas. Jetzt bröckelt das Fundament. Prognosen gesenkt, Projekte gestrichen – und nun der weltweite Einstellungsstopp.

Novo Nordisk friert Neueinstellungen ein
Wegovy war einst der Milliardenbringer für Novo Nordisk – nun droht der Erfolg zum Bumerang zu werden: Lieferengpässe, Generika und Nachahmerpräparate setzen das Produkt unter Druck.

Kaltstart in der Konzernzentrale

Kein Wachstum ohne Gegenwind – aber was sich derzeit bei Novo Nordisk abspielt, ist mehr als nur eine konjunkturelle Delle.

Der dänische Pharmakonzern hat einen globalen Einstellungsstopp verhängt – betroffen sind alle Bereiche, die nicht als geschäftskritisch gelten. In internen Kreisen ist längst klar: Das ist erst der Anfang.

Wachstumswunder unter Druck

Novo Nordisk galt bis vor Kurzem als Musterbeispiel dafür, wie man mit einem einzigen Produkt einen Weltkonzern neu aufstellen kann. Die Abnehmspritze Wegovy hat seit ihrer Markteinführung 2021 Milliarden in die Kassen gespült und den Aktienkurs nach oben katapultiert. Anleger jubelten, Analysten sahen das Unternehmen als neues europäisches Flaggschiff im Pharmasektor.

Doch inzwischen wird deutlich: Das Geschäft mit Wegovy ist nicht so skalierbar wie erhofft. Produktionsengpässe, regulatorische Hürden und ein wilder US-Markt mit Nachahmerpräparaten setzen dem Konzern zu.

Ein Börsencrash mit Ansage

Im Juli senkte Novo Nordisk seine Umsatz- und Gewinnprognose – die Reaktion an der Börse war heftig. Binnen einer Woche verlor das Unternehmen 95 Milliarden Dollar an Marktwert, die Aktie rutschte um 30 Prozent ab. Ein Dämpfer für Anleger, ein Warnsignal für das Management.

Der neue Konzernchef Mike Doustdar lässt seitdem keine Zweifel mehr zu: Die Kosten müssen runter. Der Einstellungsstopp ist Teil eines größeren Programms. Auch Stellenstreichungen sind offenbar nicht vom Tisch. Sein Vorgänger Lars Fruergaard Jörgensen deutete bereits an, dass „Entlassungen wohl nicht zu vermeiden“ seien.

Lieferengpässe und billige Kopien

Besonders in den USA wächst der Druck. Dort dürfen Apotheken wegen anhaltender Lieferprobleme inzwischen selbst Wegovy-ähnliche Präparate herstellen – ein massiver Markteingriff, den Novo kaum kontrollieren kann. Laut Finanzchef Karsten Munk Knudsen greifen über eine Million Patienten zu diesen Kopien – Tendenz stabil.

Für Novo bedeutet das: weniger Absatz, weniger Kontrolle, weniger Marge. Gleichzeitig laufen die Kosten für Forschung, Produktion und Marketing weiter – ein gefährlicher Mix.

Projekte gestoppt, Plattform ausgebaut

Acht laufende Entwicklungsprojekte wurden bereits gestrichen. Stattdessen investiert der Konzern in den Ausbau von „NovoCare“, einer Direktvertriebsplattform in den USA. Ziel: Medikamente ohne Umwege direkt an Patienten verkaufen – und damit die Abhängigkeit von Krankenkassen und Apotheken verringern.

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Es ist ein Kurswechsel, der zeigt, wie ernst die Lage ist. In besseren Zeiten hätte sich Novo wohl kaum von zukunftsträchtigen Forschungsansätzen getrennt. Jetzt geht es darum, das Kerngeschäft abzusichern – schnell und kompromisslos.

Ein Konzern auf der Suche nach einem zweiten Wegovy

Das größte Problem von Novo Nordisk ist nicht das Produkt – es ist die Abhängigkeit davon. Wegovy hat den Konzern groß gemacht, aber auch verwundbar. Der Versuch, alles auf eine Karte zu setzen, rächt sich nun.

Die Pipeline muss liefern, neue Therapieansätze müssen marktreif werden, bevor die Konkurrenz aus den USA und Asien endgültig vorbeizieht.

Und die Belegschaft?

Viele Mitarbeitende dürften sich derzeit fragen, wie sicher ihr Arbeitsplatz noch ist. Der Einstellungsstopp trifft zwar nur neue Stellen – aber das Signal ist klar. Es geht nicht mehr um Wachstum, sondern um Konsolidierung. Und in dieser Phase zählt jeder Posten.

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