27. Juni, 2025

Wirtschaft

Norddeutsche Unternehmen entspannen bei Debatte um eventuelle Mindestlohnerhöhung

Die Diskussion um eine mögliche Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro pro Stunde sorgt in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie derzeit für wenig Aufregung. Laut einer aktuellen Umfrage von mehreren Arbeitgeberverbänden bewerten 64 Prozent der befragten Unternehmen die potenziellen Auswirkungen einer solchen Anhebung als neutral. Jedoch zeigen sich 35 Prozent der Betriebe besorgt über negative Effekte, während lediglich ein Prozent der Befragten von positiven Auswirkungen ausgeht.

Es wird erwartet, dass die Mindestlohnkommission in naher Zukunft eine Entscheidung bezüglich der exakten Höhe des neuen gesetzlichen Mindestlohns treffen wird. Der aktuelle Mindestlohn liegt bei 12,82 Euro pro Stunde. Arbeitgebervertreter haben bereits vor möglichen ernsthaften wirtschaftlichen Folgen im Falle einer signifikanten Erhöhung gewarnt. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat eine Anhebung auf 15,27 Euro pro Stunde für das Jahr 2026 in die Diskussion eingebracht.

Ein genauer Blick auf die regionale Verteilung der Umfrageergebnisse zeigt erhebliche Unterschiede in der Einschätzung der potenziellen Auswirkungen. In Mecklenburg-Vorpommern erwarten 55 Prozent der Unternehmen negative Konsequenzen, wohingegen in Bremen nur 13 Prozent der Betriebe derartig skeptisch sind. Die Einschätzungen in den anderen Bundesländern variieren zwischen 24 Prozent in Hamburg, 33 Prozent in Schleswig-Holstein und 37 Prozent in Niedersachsen. Die Umfrage wurde zwischen dem 29. April und dem 13. Mai durchgeführt und basiert auf den Rückmeldungen von 206 Unternehmen, die zusammen mehr als 100.000 Mitarbeitende beschäftigen.

Der Einfluss des Mindestlohns auf das Sozialleistungssystem wird ebenfalls deutlich. Aufgrund unzureichender Einkommen erhielten im vergangenen Jahr etwa 826.000 Erwerbstätige staatliche Unterstützung in Form von Bürgergeld, was zu Gesamtausgaben von rund sieben Milliarden Euro führte. Diese Anzahl ist damit zum ersten Mal seit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns im Jahr 2015 gestiegen; zuvor war die Zahl der sogenannten „Aufstocker“ kontinuierlich gesunken.

Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer von Nordmetall und AGV Nord, appelliert an die Mindestlohnkommission, bei ihrer Entscheidung die Lohnentwicklung sorgfältig zu berücksichtigen und sich nicht von externen Faktoren leiten zu lassen. Er hebt hervor, dass insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen wenig Spielraum für die Bewältigung steigender Lohnkosten haben, was zu zusätzlichen wirtschaftlichen Belastungen führen könnte.