Die deutsche Stahlindustrie sieht sich gegenwärtig erheblichen Herausforderungen gegenüber, die in erster Linie durch eine schwache Nachfrage und eine intensive internationale Wettbewerbssituation bedingt sind. Vor diesem Hintergrund hat der niedersächsische Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne die Einberufung eines hochkarätigen Gipfeltreffens angekündigt, um Lösungen für diese Probleme zu erarbeiten. Zu diesem Treffen sollen nicht nur die Bundesregierung und Vertreter der Bundesländer mit Standorten stahlproduzierender Werke eingeladen werden, sondern auch hochrangige Repräsentanten der Industrie und der Gewerkschaften. Ziel ist die Ausarbeitung einer umfassenden Stahl-Strategie, die kurzfristige Maßnahmen zur Sicherung von Arbeitsplätzen sowie langfristige Lösungen für eine klimafreundliche Umstellung der Produktionsprozesse umfasst.
Rückhalt erhält Minister Tonne von Kerstin Maria Rippel, Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl, die ihrerseits die Notwendigkeit eines Stahlgipfels betont. Bereits im Juli hatten mehrere Bundesländer mit stahlproduzierenden Betrieben im Bundesrat für eine derartige Konferenz geworben, um die Weichen für die Zukunft der Branche zu stellen.
Die Herausforderungen für die deutsche Stahlindustrie ergeben sich insbesondere aus der harten Konkurrenz aus Asien, steigenden Energiepreisen sowie einer generellen Konjunkturschwäche. Diese Faktoren haben im ersten Halbjahr zu einem Rückgang der Rohstahlproduktion um 12 Prozent geführt. Besonders stark betroffen sind hierbei wichtige Abnehmerbranchen wie das Bauwesen, der Maschinenbau und die Automobilindustrie. Das niedersächsische Unternehmen Salzgitter, einer der bedeutenden Akteure der Branche, sah sich bereits gezwungen, seine Umsatz- und Gewinnprognosen nach unten zu korrigieren.
Minister Tonne hebt hervor, dass die Einführung eines wettbewerbsfähigen Industriestrompreises sowie die Senkung der Netzentgelte von entscheidender Bedeutung sind, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Stahlindustrie aufrechtzuerhalten. Er fordert, dass Bundeskanzler Friedrich Merz die Stahlindustrie zu einer politischen Schwerpunktaufgabe erklärt, um den Übergang zu einer nachhaltigen Stahlproduktion zu fördern und langfristige industrielle Stabilität zu gewährleisten. Solche Maßnahmen seien unerlässlich, um nicht nur die Existenz der Branche zu sichern, sondern auch deren Anpassung an die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu unterstützen.