Die britische Schatzkanzlerin Rachel Reeves plant, im Rahmen der bevorstehenden Haushaltsdebatte fünf neue Freihandelszonen anzukündigen. Damit stellt die Labour-Regierung ein umstrittenes Projekt der Konservativen auf eine neue Grundlage, um Investitionen zu fördern. Diese Freihandelszonen wurden ursprünglich unter der ehemaligen Tory-Regierung von Boris Johnson als Teil des Brexit-Wirtschaftsprogramms etabliert und bieten Unternehmen in ausgewiesenen Bereichen fiskalische Vorteile sowie mögliche Zollbefreiungen. Seit 2021 wurden bereits acht Freihandelszonen in England und jeweils zwei in Schottland und Wales eröffnet, wobei jede Zone auf spezifische Spezialisierungsbereiche fokussiert ist.
Laut Regierungsvertretern hat die Einführung der bisherigen Zonen bereits Investitionen in Höhe von 2,9 Milliarden Pfund angezogen und rund 6.000 Arbeitsplätze geschaffen. Trotz dieser positiven Zahlen bleibt das Konzept umstritten. Kritiker monieren, dass Freihandelszonen Investitionen lediglich innerhalb des Landes verlagern, anstatt neue anzuziehen.
Obwohl viele Unternehmen die steuerlichen Anreize zur Personalgewinnung und Investition in Infrastruktur genutzt haben, profitierten lediglich sechs Firmen von zollfreien Importen in einer solchen Zone. Dies wirft Fragen bezüglich der Unterstützung des Projekts seitens der Regierung auf, insbesondere da für die bevorstehende Budgetplanung Sparmaßnahmen an anderer Stelle gefordert werden.
Der Wert der Freihandelszonen wurde bereits seit dem Brexit kontrovers diskutiert. Das Office for Budget Responsibility äußerte bei der Einführung 2021 Zweifel an einem merklichen Einfluss auf das britische BIP. Hingegen sieht der aktuell amtierende Premierminister, Keir Starmer, Potenzial in diesen Zonen zur Schaffung gut bezahlter, sicherer Arbeitsplätze.
Starmer plant, das bestehende Modell durch eine enge Verzahnung mit der neuen industriellen Strategie der Regierung zu optimieren. Außerdem sollen Kommunen und Bürgermeister mehr Mitsprache und Kontrolle über die Zonen erhalten. Reeves wird zudem eine neue Investitionszone in den East Midlands ankündigen, ein weiteres Element aus dem konservativen Ideenfundus.