Der Machtkampf um Warner Bros. Discovery tritt in eine neue Phase ein. Netflix und Paramount Skydance liefern sich ein offenes Bietergefecht um eines der letzten großen integrierten Medienhäuser. Was früher hinter verschlossenen Türen verhandelt wurde, wird nun Schritt für Schritt öffentlich sichtbar: Finanzierungszusagen, Garantien, politische Risiken. Die Frage ist nicht mehr, ob der Deal Milliarden kostet, sondern wessen Milliarden am Ende zählen.
Netflix setzt auf Struktur statt Lautstärke
Netflix hat den Poker am Montag neu eröffnet – nicht mit einem höheren Preis, sondern mit einer stabileren Finanzierung. Teile eines ursprünglich 59 Milliarden Dollar schweren Brückenkredits wurden durch langfristigere und günstigere Instrumente ersetzt. Kernstück ist eine flexibel nutzbare Kreditlinie über fünf Milliarden Dollar sowie zwei weitere Kredite über jeweils zehn Milliarden Dollar, die nur bei Bedarf gezogen werden.

Der Schritt ist strategisch. Netflix signalisiert dem Markt und dem Warner-Vorstand, dass das eigene Angebot nicht nur ambitioniert, sondern auch tragfähig ist. Die verbleibenden 34 Milliarden Dollar sollen auf weitere Banken verteilt werden. Der Streamingkonzern verschafft sich damit Zeit, Handlungsspielraum und Glaubwürdigkeit.
Ein Deal mit Rückendeckung des Warner-Vorstands
Netflix hatte sich bereits Anfang Dezember mit Warner Bros. auf einen Deal verständigt, der die Studio- und Streamingaktivitäten mit rund 82,7 Milliarden Dollar bewertet. Der Vorstand von Warner unterstützt diese Vereinbarung ausdrücklich. Intern wurde zuletzt sogar davon abgeraten, das konkurrierende Angebot von Paramount anzunehmen.
Doch diese Rückendeckung ist nicht gleichbedeutend mit Sicherheit. Politischer Gegenwind in den USA, kartellrechtliche Fragen und die schiere Größe des Deals machen das Netflix-Angebot angreifbar. Genau hier setzt die Gegenstrategie an.
Paramount kontert mit persönlicher Garantie
Nur Stunden nach dem Netflix-Schritt legte Paramount Skydance nach – nicht mit neuen Strukturen, sondern mit einer Person. Oracle-Gründer Larry Ellison garantiert nun persönlich 40,4 Milliarden Dollar des Eigenkapitals. Zusätzlich verpflichtete er sich, den Familien-Trust während des laufenden Prozesses nicht anzutasten.
Diese Garantie ist mehr als ein Finanzdetail. Sie adressiert gezielt die Zweifel des Warner-Managements, ob die Finanzierung von Paramount bis zum Abschluss wirklich steht. Ellison stellt seinen Namen und sein Vermögen als Pfand zur Verfügung – ein seltenes Signal in Deals dieser Größenordnung.

Höhere Sicherheiten, höherer Druck
Paramount beließ es nicht bei der Garantie. Die sogenannte Reverse Breakup Fee wurde auf 5,8 Milliarden Dollar erhöht. Sollte der Deal scheitern, würde Warner Bros. entsprechend entschädigt. Zusätzlich bietet Paramount mehr Flexibilität bei der Refinanzierung bestehender Schulden.
Das Angebot zielt auf den gesamten Konzern, inklusive der klassischen TV-Sender. Der implizite Unternehmenswert liegt bei 108,4 Milliarden Dollar – deutlich höher als beim Netflix-Ansatz, der sich auf Studios und Streaming konzentriert. Damit stehen nicht nur zwei Bieter, sondern zwei völlig unterschiedliche Zukunftsbilder gegeneinander.
Zwei Strategien, zwei Risiken
Netflix denkt in Plattformlogik. Warner passt in diese Erzählung als Content-Maschine für ein globales Streaming-Ökosystem. Klassisches Fernsehen spielt dabei kaum eine Rolle. Paramount hingegen setzt auf Integration: Studios, Sender, Inhalte, alles unter einem Dach.
Beide Strategien haben Risiken. Netflix muss erklären, warum der Deal regulatorisch tragfähig ist. Paramount muss beweisen, dass die Finanzierung auch ohne operative Synergien im Streaming aufgeht. Ellisons Garantie ist ein starkes Signal, aber kein Ersatz für langfristige Profitabilität.
Der Poker ist noch nicht entschieden
Der Übernahmekampf ist längst mehr als eine Preisfrage. Es geht um Glaubwürdigkeit, politische Akzeptanz und strategische Konsistenz. Netflix punktet mit Struktur und Rückendeckung aus dem Zielunternehmen. Paramount kontert mit persönlichem Kapital und maximaler Absicherung.
Wer am Ende das Rennen macht, hängt weniger von der nächsten Pressemitteilung ab als von den Aufsichtsbehörden – und davon, welches Zukunftsmodell überzeugender wirkt. Sicher ist nur: Der Milliardenpoker ist noch lange nicht vorbei.



