Vorwurf: Entscheidung aus Medien- und Gruppendruck
Benjamin Netanjahu hielt sich in seiner Wortwahl nicht zurück. Auf einer Pressekonferenz in Jerusalem bezeichnete er Friedrich Merz zwar als „guten Freund Israels“, legte aber nach: Der Kanzler habe „dem Druck falscher Fernsehberichte“ und dem Einfluss „verschiedener Gruppen“ nachgegeben.
Damit spielte der Premier auf die kritische Berichterstattung zur Lage im Gazastreifen an, die international für Debatten sorgt.
Merz widersprach dem klar. Er lasse sich nicht von medialem Druck leiten, sondern orientiere sich an eigenen Erkenntnissen, den Beratungen im Kabinett und Einschätzungen deutscher Fachleute.
Politischer Zündstoff vor geplanter Gaza-Offensive
Der Zeitpunkt der Berliner Entscheidung ist brisant. Nur Stunden vor der Bekanntgabe hatte Israels Sicherheitskabinett grünes Licht für die militärische Einnahme der Stadt Gaza gegeben – trotz der dort vermuteten mehr als eine Million Zivilisten. Nach israelischen Angaben unterhält die Hamas in der Stadt weiterhin befestigte Stellungen.
Netanjahu versichert, die Armee werde „sichere Korridore“ schaffen, um Zivilisten vor Beginn der Operation in speziell ausgewiesene Zonen zu bringen – versorgt mit Lebensmitteln, Wasser und medizinischer Hilfe. Ziel sei es nicht, Gaza zu besetzen, sondern die Hamas zu „befreien“ und den Küstenstreifen zu entmilitarisieren.

Diplomatische Schärfe in der Wortwahl
Noch am Freitag hatte Netanjahu Berlin vorgeworfen, mit dem Teilstopp der Waffenlieferungen die Hamas zu belohnen.
„Anstatt den gerechten Krieg Israels gegen die Hamas zu unterstützen, die den schlimmsten Angriff auf das jüdische Volk seit dem Holocaust verübt hat, belohnt Deutschland den Terrorismus der Hamas“, erklärte sein Büro nach einem Telefonat mit Merz.
Die Worte treffen einen wunden Punkt in den deutsch-israelischen Beziehungen. Während Berlin offiziell betont, weiterhin hinter Israels Sicherheitsinteressen zu stehen, sendet der Teilstopp ein Signal, das in Jerusalem als politischer Einschnitt verstanden wird.
Zeichen für wachsende Differenzen
Hinter den scharfen Formulierungen steckt mehr als nur ein einzelner Rüstungsentscheid. Sie verweisen auf den Balanceakt Berlins zwischen historischer Solidarität mit Israel, eigenen politischen Leitlinien im Waffenexport und zunehmendem öffentlichen Druck.
Für Netanjahu ist die deutsche Position ein Prüfstein, wie weit westliche Verbündete bereit sind, seine Gaza-Strategie zu tragen. Für Merz wiederum ist der Schritt ein Zeichen, dass Deutschland seine Entscheidungen nicht allein in Jerusalem oder Washington abstimmen lässt – auch wenn der diplomatische Preis dafür steigt.
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