Nach dem familieninternen Bruch setzen die Brüder auf Eigenständigkeit – doch das Umsatzplus von 2,3 % bleibt hinter der früheren Dynamik zurück.
Unternehmen
Namenswechsel, Millionen und ein Hauch von Luxus – Die stille Expansion der Oetker-Brüder
Mit neuem Namen und altem Schaumwein-Rezept: Die Oetker-Brüder bringen ihre Beteiligungsgruppe auf Wachstumskurs, expandieren in die USA und setzen auf Luxus und Backwaren statt Tiefkühl-Pizza.
Die neue Oetker Collection KG, vormals Geschwister Oetker Beteiligungen KG, hat sich aus dem Schatten der Dr.-Oetker-Marke gelöst und ein eigenes Profil erarbeitet.
2,6 Milliarden Euro Umsatz erwirtschafteten Alfred und Ferdinand Oetker im Jahr 2024, ein leichtes Plus von 2,3 Prozent. Die Zahlen wirken solide, das Wachstum unspektakulär – doch hinter den Kulissen zeigt sich ein fundamentaler Umbau mit internationaler Ambition.
Realteilung, Rebranding und Expansion
Seit der Realteilung im November 2021 gehen die Brüder eigene Wege. Nach dem Austritt von Julia Oetker, der Halbschwester, firmiert die Beteiligungsgruppe nun unter dem Namen Oetker Collection KG – ein Schritt, der mehr als nur kosmetisch ist.
Die neue Marke signalisiert Luxus, Internationalität und strategische Fokussierung auf margenstarke Geschäfte. 8300 Mitarbeiter zählt die Gruppe inzwischen, rund 300 mehr als noch vor vier Jahren.
Champagner für die Bilanz: Henkell Freixenet dominiert
Den größten Umsatzbeitrag liefert weiter Henkell Freixenet. Der weltgrößte Schaumweinproduzent – und Marktführer bei alkoholfreien Varianten – steigerte seine Erlöse auf 1,25 Milliarden Euro.
Mit Exporten in 140 Länder zeigt der Konzern, wie internationale Markenführerschaft im Getränkemarkt funktionieren kann. Bemerkenswert ist, dass diese Sparte allein fast die Hälfte des Konzernumsatzes trägt.
Backmischungen für Amerika: Martin-Braun will wachsen
Die Martin-Braun-Gruppe – Spezialist für Backzutaten und Profibäckereien – wuchs 2024 um beachtliche fünf Prozent auf 714 Millionen Euro Umsatz. Mit der Übernahme von Hoff’s Bakery gelang der Einstieg in den US-Markt. Angesichts steigender Kosten in der Gastronomie könnte das eine strategische Wette auf wachsendes Außer-Haus-Geschäft sein.
Rückschlag bei Budenheim
Nicht alle Bereiche florieren. Die Chemiesparte Budenheim musste einen leichten Umsatzrückgang von 1,6 Prozent auf 432 Millionen Euro hinnehmen.
Als Ursache nennt die Gruppe die sinkenden Marktpreise – ein realistischer, wenngleich wenig tröstlicher Befund. Die Sparte bleibt damit Sorgenkind und zeigt, wie zyklisch Spezialchemie agiert.
Luxus als Strategie: Hotels und Immobilien
Wesentlich optimistischer zeigt sich die Bilanz der Oetker Collection Hotels. Das "Le Bristol" in Paris und das "Eden Rock" auf St. Barths trugen zusammen mit weiteren Häusern 139 Millionen Euro bei.
Der Umsatz pro Zimmer lag bei stolzen 1170 Euro. 2025 folgt mit dem "Vineta" in Palm Beach das erste US-Hotel. Parallel wird das traditionsreiche "Brenners Parkhotel" in Baden-Baden wiedereröffnet.
Auch die Tochter Columbus Properties – zuständig für Gewerbeimmobilien – profitierte trotz anhaltendem Homeoffice-Trend von einem Großdeal in Arizona, der zu einem Rekordumsatz führte.
Start-ups, Kakao und kein Kommentar zum Gewinn
Auffällig bleibt, dass sich die Oetker-Brüder zum Gewinn nicht äußern. Ein Signal von Vorsicht oder strategischem Kalkül? Dafür investieren sie in sieben Start-ups, darunter ein Unternehmen mit Kakao-Ersatzprodukt. Ob das Spielerei oder gezielte Rohstoffstrategie ist, bleibt offen.
Die Umbenennung der Firmengruppe ist mehr als ein neuer Schriftzug. Sie markiert eine neue Phase in der Geschichte des Oetker-Erbes: internationaler, diversifizierter, luxuriöser. Wer hier nur an Backpulver denkt, unterschätzt die strategische Neuausrichtung der Brüder deutlich.