20. Juni, 2025

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Nahost eskaliert: Was Anleger jetzt tun sollten — und was besser nicht

Der Konflikt zwischen Israel und Iran treibt die Preise an den Rohstoffmärkten, schürt Inflationsängste und verunsichert die Börsen. Anleger stehen vor schwierigen Entscheidungen. Ein Überblick, was Chancen bietet und wo Vorsicht geboten ist.

Nahost eskaliert: Was Anleger jetzt tun sollten — und was besser nicht
Rund 20 Prozent der weltweiten Ölversorgung passieren täglich die Straße von Hormus. Eine Blockade durch den Iran würde die Versorgung westlicher Industrieländer massiv treffen.

Ölpreis als Krisenbarometer

Die erste Marktreaktion auf die israelischen Angriffe gegen iranische Raffinerien ließ nicht lange auf sich warten: Innerhalb weniger Tage sprang der Preis für ein Barrel Brent von 60 auf über 70 Dollar.

Die Angst, der Konflikt könnte sich ausweiten und die Öllieferungen aus dem Persischen Golf gefährden, sitzt tief. Besonders das Nadelöhr Straße von Hormus bleibt im Fokus der Märkte. Würde Iran die Meerenge sperren, wäre ein Großteil der weltweiten Ölexporte sofort blockiert.

Noch ist es nicht so weit. Doch schon die Möglichkeit zwingt viele Investoren zum Handeln – oder besser: zum Abwarten. Denn auf der Gegenseite stehen die Ankündigungen der Opec+, ab Juli die Fördermengen erneut leicht anzuheben.

Hinzu kommt die drohende Belastung der Weltkonjunktur durch neue US-Zölle. Beides spricht gegen einen dauerhaft steigenden Ölpreis.

Aktienmärkte zwischen Nervosität und Gleichmut

Bemerkenswert ruhig zeigten sich bislang die globalen Aktienmärkte. Trotz der neuen Kampfhandlungen zwischen Israel und Iran blieben die Kurse stabil.

Doch der Schein trügt: Sollte sich die Lage verschärfen, könnte die Unsicherheit an den Börsen sehr schnell wieder zunehmen. Besonders problematisch wäre ein neuer Inflationsschub, ausgelöst durch weiter steigende Energiepreise.

Ein solches Szenario würde die Notenbanken weltweit unter Zugzwang setzen. Statt wie erhofft die Leitzinsen zu senken, müssten sie dann womöglich wieder an der Zinsschraube drehen.

Für die Märkte wäre das ein doppelter Schock: teurere Energie bei gleichzeitig steigenden Zinsen — Gift für Konjunktur und Unternehmensgewinne.

Anleihen: Der klassische Schutz funktioniert nicht mehr

Früher galten Staatsanleihen als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Doch dieser Automatismus funktioniert nicht mehr zuverlässig. Nach den jüngsten Attacken auf iranische Ziele stiegen die Renditen amerikanischer Staatsanleihen sogar leicht.

Offenbar zweifeln Anleger zunehmend an der Stabilität öffentlicher Haushalte, gerade in den USA mit ihren ausufernden Staatsschulden und der unberechenbaren Fiskalpolitik unter Trump.

Israels Angriffe auf iranische Ölinfrastruktur haben Brent-Öl binnen Tagen von 60 auf über 70 Dollar je Barrel steigen lassen – eine Preissensitivität, die bei weiterer Eskalation schnell neue Höchststände erreichen könnte.

Auch in Europa wächst die Nervosität angesichts steigender Staatsverschuldung. Und sollte die Inflation wieder Fahrt aufnehmen, verlieren festverzinsliche Papiere zusätzlich an Attraktivität.

Gold profitiert doppelt von der Krise

Eindeutiger fällt die Entwicklung beim Gold aus. Das Edelmetall erreichte zuletzt ein neues Allzeithoch von rund 3.400 Dollar je Feinunze – ein Plus von fast 30 Prozent seit Jahresbeginn. In Zeiten geopolitischer Spannungen und wachsender Inflationsrisiken greifen viele Investoren zum klassischen Krisenschutz.

Physische Goldanlagen gelten dabei als besonders stabil. Zertifikate wie Xetra-Gold oder Euwax Gold II bieten zudem die Möglichkeit, ohne Lagerprobleme zu investieren, aber dennoch einen Auslieferungsanspruch zu wahren. Korrekturen auf dem aktuellen Niveau sind zwar jederzeit möglich, doch der langfristige Trend bleibt aufwärtsgerichtet.

Sonderchancen in Israels Börse

Weniger beachtet, aber nicht minder interessant: der israelische Aktienmarkt selbst. Zwar haben viele Werte im Zuge der neuen Eskalation nachgegeben, doch fundamental bleiben zahlreiche Unternehmen gut aufgestellt — insbesondere in den Bereichen IT-Sicherheit, Hightech und Rüstung.

Beispiele liefern etwa der Cybersecurity-Spezialist Check Point Software, der zuletzt unter Quartalsenttäuschungen litt, langfristig aber in einem Wachstumsmarkt operiert.

Oder der Verteidigungskonzern Elbit Systems, dessen Drohnentechnologie für Israels Militär unverzichtbar bleibt. Trotz temporärer Kursrücksetzer dürfte der Auftragsbestand von Elbit vorerst kaum schrumpfen.

Kein Platz für hektische Entscheidungen

Trotz aller Unsicherheiten gilt aktuell: Panikverkäufe sind kein guter Ratgeber. Viele Risiken sind längst in den Kursen eingepreist. Wer langfristig denkt, diversifiziert investiert ist und bei Einzelwerten gezielt auf Qualität achtet, kann auch die aktuelle Lage aussitzen.

Kurzfristige Spekulationen auf steigende Ölpreise oder abrupte Kursrückschläge bergen dagegen hohe Risiken. Der Nahost-Konflikt ist nicht die erste, und wohl auch nicht die letzte geopolitische Belastungsprobe für die globalen Finanzmärkte.

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