14. Juni, 2025

Global

Nahost-Eskalation trifft die Märkte hart

Israels überraschender Militärschlag auf Irans Atomanlagen schockt die Finanzmärkte. Der DAX verliert deutlich, Ölpreise steigen kräftig, Anleger fliehen in sichere Häfen. Droht jetzt ein neuer Konflikt mit globalen Folgen?

Nahost-Eskalation trifft die Märkte hart
Ziel der Attacke: Israels Luftwaffe griff zentrale iranische Atomanlagen und das Kommandozentrum der Revolutionsgarden an.

Ein Angriff – und die Märkte reagieren sofort

Die Börsen öffnen schwach an diesem Freitagmorgen: Der DAX verliert zum Handelsstart 1,36 Prozent auf 23.448 Punkte. Und das Minus weitet sich rasch aus. Was den Abwärtstrend treibt, ist nicht primär Konjunktur oder Geldpolitik – es ist Geopolitik.

Israels Militär hat in der Nacht iranische Atomanlagen angegriffen. Eine gezielte Militäraktion, deren Folgen noch gar nicht absehbar sind. Doch an den Märkten schrillen längst die Alarmglocken.

Neue Eskalation an einem ohnehin überhitzten Brennpunkt

Der Angriff trifft ein ohnehin labil gewordenes geopolitisches Umfeld. Laut Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wurden zentrale iranische Atomanlagen attackiert.

Zudem kam bei einem gezielten Schlag gegen das Oberkommando der Revolutionsgarden ein hochrangiger Kommandeur ums Leben. Wenige Stunden später die erwartete Antwort: Über 100 Drohnen schickte der Iran in Richtung Israel. Ein Großteil wurde laut israelischer Armee noch außerhalb des Luftraums abgefangen.

Es ist eine Eskalationsspirale, die viele Investoren bislang unterschätzt haben. „Die Gefahr eines Nahostkriegs war lange Zeit das am meisten unterbewertete Risiko am Markt“, kommentiert Stephen Innes von SPI Asset Management. Heute zeigt sich, wie brisant diese Einschätzung war.

Vom Rekord ins Risiko: DAX droht weitere Korrektur

Noch vor wenigen Tagen hatte der DAX am 5. Juni mit über 24.400 Punkten ein neues Allzeithoch markiert. Auch auf Schlusskursbasis stand ein Rekord zu Buche.

Doch die geopolitische Lage pulverisiert diese Gewinne binnen weniger Stunden. Mit dem Absturz rückt nun sogar das Zwischentief von Mitte Mai bei 23.274 Punkten wieder gefährlich nahe. Ein Bruch dieser Marke könnte weitere technische Verkäufe auslösen. Die Dynamik am Markt ist spürbar nervös.

Rohstoffe unter Strom: Öl zieht sofort an

Besonders heftig fällt die Reaktion an den Rohstoffmärkten aus. Brent-Rohöl verteuert sich zeitweise um bis zu 8 Prozent und erreicht mit 76 Dollar pro Fass den höchsten Stand seit Januar.

Der Gegenschlag läuft: Über 100 Drohnen schickt der Iran gegen Israel – die Armee fängt einen Großteil bereits vor dem Luftraum ab.

Die Sorge: Sollte die Lage weiter eskalieren, könnte es zu Produktionsausfällen kommen – nicht nur in Iran selbst, sondern auch im weiteren Persischen Golf. Für ein ohnehin angespanntes globales Energiesystem wäre das ein zusätzlicher Belastungsfaktor.

Flucht in Sicherheit: Anleger schichten um

Wie so oft in geopolitischen Krisen greifen Investoren zu altbewährten Schutzmechanismen. Gold legt zu, sichere Staatsanleihen sind gefragt. Risikoaktien, vor allem zyklische Werte, geraten dagegen unter Druck.

„Rein in sichere Häfen, raus aus Risiko“, fasst ein Händler die Stimmung am Morgen zusammen.

Öl, Anleihen, Gold – klassische Krisenmechanik

Die typische Reaktion zeigt: Noch wird an den Märkten kein Flächenbrand eingepreist, aber die Nervosität steigt. Der rasante Anstieg der Energiepreise könnte auch die Inflationsdebatte in den USA und Europa neu anheizen.

Die Notenbanken stehen ohnehin noch immer zwischen Inflationssorgen und Wachstumssorgen. Eine neue Rohstoffpreiswelle wäre das letzte, was die Fed oder die EZB derzeit brauchen.

Politische Unsicherheiten mit wirtschaftlichen Folgen

Abseits der unmittelbaren Marktreaktionen rücken auch die politischen Risiken in den Fokus. Sollte sich der Konflikt ausweiten – etwa durch eine direkte Konfrontation Israels mit der Hisbollah im Libanon oder mit weiteren iranischen Stellvertretermilizen – droht ein militärischer Flächenbrand.

Die Region bleibt für den globalen Energiefluss systemrelevant. Schon kleinere Störungen an den Transportrouten könnten Preise weltweit durcheinanderbringen.

Ein empfindlicher Nerv des Marktes liegt offen

Die Eskalation zeigt einmal mehr, wie anfällig die Finanzmärkte auf geopolitische Schocks reagieren – gerade in einer Phase, in der viele Indizes ohnehin in luftigen Höhen notierten.

Nach Jahren ultralockerer Geldpolitik haben sich viele Investoren an eine fast krisenfreie Hausse gewöhnt. Solche Schläge erinnern schlagartig daran, wie verletzlich das System bleibt.

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