30. September, 2025

Krypto

Nach dem Krypto-Steuerbeben: Jetzt wird es eng für säumige Anleger

NRW-Fahnder haben Daten von Tausenden Krypto-Investoren sichergestellt. Viele dürften ihre Gewinne nie korrekt versteuert haben – und stehen nun im Visier der Finanzämter. Für Betroffene gibt es nur einen Weg.

Nach dem Krypto-Steuerbeben: Jetzt wird es eng für säumige Anleger
97 Prozent der Anleger machen ihre Krypto-Steuererklärung fehlerhaft oder gar nicht – trotz klarer Regeln mit Freigrenzen und Haltefristen.

Steuerfahnder rücken an

Die Botschaft ist eindeutig: Nordrhein-Westfalens Finanzbehörden haben ein Datenpaket mit rund 4000 Krypto-Anlegern aus der gesamten Republik in die Hände bekommen. Wer auf der Liste steht, dürfte schon bald Post vom Finanzamt erhalten. Im Fokus stehen nicht nur Kleinstbeträge, sondern teils erhebliche Gewinne aus dem Handel mit Bitcoin, Ethereum und Co.

Das Vorgehen erinnert an die berüchtigten Steuer-CDs der 2000er-Jahre – diesmal allerdings im digitalen Gewand. Schon einmal hatten die Fahnder Zugriff auf Daten der Handelsplattform Bitcoin.de, damals flossen allein in NRW mehr als 7,5 Millionen Euro zurück an den Fiskus. Nun folgt Runde zwei – mit größerer Dimension.

Steuerlücke bei Kryptogewinnen

Die Ausgangslage ist brisant: Laut einer Studie des Steuer-Start-ups Blockpit geben 97 Prozent der Anleger ihre Kryptogewinne entweder gar nicht oder nur unvollständig an. Dabei sind die Regeln keineswegs drakonisch: Wer Bitcoin & Co. länger als ein Jahr hält, bleibt steuerfrei – selbst bei Millionengewinnen. Für kurzfristige Trades gilt eine Freigrenze von 1000 Euro im Jahr.

Doch in der Praxis wurden massenhaft Gewinne verschwiegen. Besonders heikel: Das neue Datenpaket soll Informationen bis 2022 enthalten – Jahre, in denen der Bitcoin nach dem Corona-Crash eine beispiellose Rally erlebte. Für Steuersünder könnte das sehr teuer werden.

Plattform im Fokus: Bitcoin.de stand bereits 2023 im Zentrum einer ersten Datenabfrage – damals trieb das Land NRW 7,5 Millionen Euro an Steuern ein.

Nur ein Ausweg: Aufarbeiten

Was also tun, wenn man bislang nicht ehrlich war? Steuerexperten raten dringend, jetzt aktiv zu werden. Matthias Steger, Krypto-Spezialist und Steuerberater, plädiert klar für eine Berichtigung über das Elster-Portal – nicht für eine klassische Selbstanzeige. Wer Gewinne nachträglich korrekt einträgt und die gesamte Transaktionshistorie offenlegt, hat noch Chancen, straffrei davonzukommen.

Dabei ist Präzision entscheidend: Unvollständige Angaben oder Lücken können den Verdacht der Vorsätzlichkeit nach sich ziehen. Hilfreich sind spezialisierte Tools wie Blockpit oder Cointracking, die Trades automatisch auswerten und steuerlich aufbereiten.

Weniger Spielraum für Deals

Früher boten Finanzämter manchen Anlegern eine „goldene Brücke“: Wer Steuern nachmeldete, musste keine Strafe fürchten. Doch Experten warnen, dass diese Kulanz nach der zweiten Datenwelle wohl seltener wird. Wer erneut erwischt wird, riskiert empfindliche Strafen – bis hin zur Haft.

Ein schwaches Argument bleibt Steuersündern immerhin: Erst seit 2023 gibt es im Elster-Formular ein eigenes Feld für Kryptogewinne. Manche könnten also geltend machen, dass sie schlicht nicht wussten, wie sie ihre Transaktionen einordnen sollten. Doch ob die Finanzämter diese Erklärung akzeptieren, ist offen.

Mehr Transparenz durch EU-Regeln

Noch haben die Fahnder Daten einzelner Plattformen per Auskunftsersuchen beschafft. Doch ab 2026 greift eine neue EU-Richtlinie: DAC8 verpflichtet Börsen, sämtliche Transaktionsdaten direkt an die Behörden zu übermitteln – automatisch und umfassend. Für Anleger bedeutet das: Spätestens dann sind alle Gewinne sichtbar, auch rückwirkend.

Keine Zeit mehr zu verlieren

Die zweite Datenwelle ist erst der Anfang. Insider gehen davon aus, dass auch andere Plattformen ins Visier geraten. Spätestens mit DAC8 werden die Schlupflöcher geschlossen sein. Wer jetzt noch hofft, unentdeckt davonzukommen, irrt gewaltig.

Die klare Botschaft an Anleger: Reinen Tisch machen – bevor das Finanzamt anklopft.

Stiftung Warentest: Kritik an Trade Republics Fonds
Der Neobroker Trade Republic bringt Private-Equity-Fonds ab einem Euro auf den Markt – und stößt damit bei Stiftung Warentest auf massive Kritik. Hohe Kosten, fehlende Transparenz und zweifelhafte Versprechen könnten Anleger teuer zu stehen kommen.