23. November, 2025

Unternehmen

Mutares kassiert ab – und steigt elegant aus

Mutares verkauft seine letzten Steyr-Anteile und zieht damit einen der profitabelsten Deals der jüngeren Unternehmensgeschichte glatt. Für die Münchener Beteiligungsgesellschaft endet ein Investment, das zunächst skeptisch beäugt wurde – und schließlich zur Renditemaschine wurde.

Mutares kassiert ab – und steigt elegant aus
Mutares erzielt mit dem vollständigen Ausstieg aus Steyr Motors rund 170 Millionen Euro Erlös – ein Beleg dafür, wie stark die Beteiligungsgesellschaft von der Aufwertung europäischer Rüstungs- und Industrieaktien profitiert, während andere Turnaround-Investoren auf fallende Bewertungen blicken.

Ein schneller Exit mit erstaunlich hoher Rendite

Ohne große Vorankündigung meldete Mutares am Donnerstag den vollständigen Ausstieg aus Steyr Motors. Der verbliebene Anteil von 23 Prozent ging an institutionelle Investoren im In- und Ausland. Die Platzierung markiert den Abschluss eines Engagements, das vor drei Jahren kaum jemand auf dem Radar hatte.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen:
Aus der gesamten Haltedauer erzielte Mutares einen Bruttoerlös von rund 170 Millionen Euro. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital – der Return on Invested Capital (ROIC) – lag laut Unternehmen „deutlich“ über den eigenen Zielmarken. Wer Mutares kennt, weiß: Das ist ein selten eingesetztes Superlativ.

Die Aktie legt nach der Meldung zu, zeitweise knapp zwei Prozent im Plus bei 26,10 Euro.

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Vom Sanierungsfall zur Börsenstory

Steyr Motors war 2022 alles andere als ein Selbstläufer. Der Motorenbauer, spezialisiert auf Anwendungen in Nutzfahrzeugen, Industrie und – besonders lukrativ – zunehmend auch im Rüstungsbereich, galt als angeschlagener Spezialist mit begrenzter Marktgröße.

Mutares übernahm das Unternehmen im vierten Quartal 2022 zu einem Zeitpunkt, als die Nachfrage nach robusten Industrieantrieben und militärtechnischen Komponenten gerade wieder Fahrt aufnahm. Die eigentliche Überraschung kam jedoch nach der operativen Stabilisierung: Steyr wurde im Oktober 2024 an die Börse gebracht.

Und dort passierte, was in Krisenzeiten selten ist: Das Wertversprechen wurde entdeckt. Anleger spielten die Rüstungsfantasie – teils überzogen, teils strukturell begründet. Die Aktie von Steyr Motors legte deutlich zu und verschaffte Mutares die Möglichkeit, ab März 2025 sukzessive größere Tranchen zu verkaufen.

Timing, Strategie, Kaltblütigkeit

Die Kunst der Beteiligungsgesellschaften besteht selten im Kaufen. Sie zeigt sich im Verkaufen.
Mutares traf den Exit-Zeitpunkt fast mustergültig:

  • operative Sanierung abgeschlossen,
  • Kapitalmarktumfeld aufnahmefähig,
  • Rüstungskonjunktur intakt,
  • und die Aktie von Steyr Motors mit Rückenwind.

Der finale Verkauf der restlichen 23 Prozent dürfte deshalb nicht nur bilanziell schmecken, sondern als strategischer Punktgewinn gelten. Mutares beweist erneut, dass sie besonders bei Sondersituationen, Nischenzulieferern und industriellen Spin-offs ihre größte Stärke hat.

Warum dieser Deal im Mutares-Kontext besonders ist

Der Konzern lebt davon, Unternehmen mit strukturellen Problemen zu erwerben, sie operativ hart neu auszurichten und dann – wenn möglich – mit Gewinn zu veräußern. Doch nicht jede Akquisition erfüllt alle Erwartungen.

Steyr war anders:

  • hohe operative Hebel,
  • ein Markt, der dynamischer wurde als erwartet,
  • und ein Kapitalmarkt, der zyklische Industrieaktien plötzlich wieder mochte.

Dass dabei 170 Millionen Euro Bruttoerlös herauskommen, verschafft der Mutares-Strategie Glaubwürdigkeit – und frischen finanziellen Spielraum für neue Turnaround-Kandidaten.

Die Aktie reagiert, aber Anleger sollten die Dynamik einordnen

Nach dem Erfolg mit Steyr könnte am Markt der Eindruck entstehen, dass jedes Mutares-Investment eine Erfolgsgeschichte werde. Die Realität ist weniger romantisch.
Die Beteiligungsgesellschaft operiert an der schärfsten Kante des Markts: Sanierungsfälle kosten Zeit, Geld und Nerven – und liefern häufig erst spät Klarheit über ihren tatsächlichen Wert.

Der Steyr-Erfolg wird die Erwartungshaltung erhöhen. Für Mutares ist das Chance und Risiko zugleich: Gute Deals bringen den Kurs nach oben, schwächere Beteiligungen könnten künftig kritischer gesehen werden.

Ein sauberer Abschluss mit Signalwirkung

Mit dem Steyr-Exit setzt Mutares ein Zeichen: Europaweit lässt sich mit industriellen Spezialisten, die von globalen Trends wie Verteidigung, Energieinfrastruktur und Reindustrialisierung profitieren, noch immer viel Geld verdienen – wenn man technische Expertise und finanzielles Timing zusammenbringt.

Der Deal ist ein Beispiel dafür, wie Private-Equity-ähnliche Strategien funktionieren können, wenn operative Kompetenz wichtiger ist als Finanzakrobatik.

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