Kündigung trotz Vertrag
Als Musashi im Sommer ankündigte, die Werke in Hannoversch Münden und Leinefelde zu schließen, war der Aufschrei programmiert. Hunderte Arbeitsplätze sind betroffen. Besonders brisant: 2022 hatte der Zulieferer noch einen „Zukunfts- und Sozialtarifvertrag“ unterschrieben – mit Standortgarantie bis 2030. Für die IG Metall ist der neue Kurs daher nichts weniger als ein „Vertrauensbruch“.
Ein Konzern unter Druck
Musashi ist kein Leichtgewicht. Das Unternehmen liefert Getriebe- und Schmiedeteile an große Autohersteller, betreibt neun Werke in Europa, sechs davon in Deutschland.
Doch seit 2018 sind die Verkaufszahlen um 40 Prozent eingebrochen. Asiatische Konkurrenten produzieren bis zu 25 Prozent günstiger, rechnet das Management vor. In den vergangenen drei Jahren summierten sich die Verluste auf rund 100 Millionen Euro.
Gewerkschaft wittert Taktikspiel
Die IG Metall spricht von einer Inszenierung: Musashi drohe mit Insolvenz, um die Belegschaft unter Druck zu setzen. Tatsächlich fürchten viele Beschäftigte, im Ernstfall ohne Abfindung auf der Straße zu stehen. Das Management verweist dagegen auf Gespräche seit Ende 2024 – ohne konkrete Gegenvorschläge von Gewerkschaftsseite.
Eskalation statt Einigung?
Besonders heikel ist eine geplante „Solidaritätsdemo“ am 10. September. Sie fällt in die Zeit der tariflichen Friedenspflicht, die Streiks und Kampfmaßnahmen eigentlich ausschließt.
Musashi wirft der Gewerkschaft vor, das Unternehmen bewusst zu destabilisieren. Umgekehrt wirft die Gewerkschaft dem Management vor, mit falschen Ultimaten Vertrauen zu verspielen.
Die offene Drohung
Offiziell will Musashi mit den Schließungen die übrigen Standorte sichern. Doch Garantien gibt es nicht. „Der Plan ist, die restlichen Werke langfristig zu halten“, sagt Geschäftsführer David Beckers – mehr nicht. Für die IG Metall ein weiteres Indiz, dass das Management Zeit spielt.
Was auf dem Spiel steht
Kommt es nicht zu einer Einigung, entscheidet eine tarifliche Schlichtungsstelle unter Leitung der Ministerpräsidenten von Niedersachsen und Thüringen. Doch auch das könnte nur eine Atempause sein. Kündigt Musashi den Tarifvertrag, drohen harte Arbeitskämpfe – Streiks auf der einen, Werksschließungen auf der anderen Seite.
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