Die Rückkehr zum Mond – aber mit wem?
Es klang nach einem sicheren Auftrag: Seit 2021 arbeitet SpaceX im Auftrag der Nasa an der Artemis-3-Mission, die erstmals seit 1972 wieder Menschen auf die Mondoberfläche bringen soll. Doch vier Jahre später häufen sich die Zweifel. Der Fortschritt beim Starship-Programm stockt, Teststarts wurden verschoben, Explosionen häufen sich – und die US-Regierung verliert die Geduld.
„SpaceX ist im Rückstand, und wir können uns keine weiteren Verzögerungen leisten“, sagte Nasa-Chef und Verkehrsminister Sean Duffy am Montag im Interview mit Fox News. Seine Botschaft war unmissverständlich: Der milliardenschwere Vertrag mit Elon Musks Unternehmen steht auf der Kippe.
SpaceX im Verzug – und China im Nacken
Der Druck auf Washington ist groß. Präsident Donald Trump will die Rückkehr zum Mond noch während seiner Amtszeit sehen – also spätestens bis Januar 2029. Gleichzeitig arbeitet China an einer eigenen bemannten Landung, die spätestens 2030 erfolgen soll. Für die USA steht damit nicht nur ein wissenschaftliches Ziel auf dem Spiel, sondern ein geopolitisches Wettrennen.
Das Problem: SpaceX hinkt seinem Versprechen hinterher. Der ursprünglich für 2025 geplante Start der Artemis-3-Mission wurde erst auf 2026, dann auf 2027 verschoben. Grund sind technische Schwierigkeiten mit der Starship-Rakete, die in mehreren Testläufen spektakulär gescheitert war. Auch logistische und regulatorische Verzögerungen bremsen das Projekt.
Milliardenauftrag auf der Kippe
Der Nasa-Vertrag mit SpaceX hat mittlerweile ein Volumen von 4,4 Milliarden US-Dollar – eine der größten Einzelvergaben in der Geschichte der Raumfahrt. Ursprünglich war SpaceX der alleinige Hauptauftragnehmer, nachdem Konkurrent Blue Origin bei der ersten Ausschreibung 2021 leer ausgegangen war und gegen die Entscheidung sogar klagte.
Nun könnten sich die Machtverhältnisse umkehren. Duffy kündigte an, dass die Nasa das Programm neu ausschreiben werde. Unternehmen wie Blue Origin, Lockheed Martin oder Northrop Grumman sollen sich erneut bewerben können. „Es wird ein Weltraumrennen amerikanischer Firmen geben“, sagte Duffy.
Jeff Bezos wittert seine Chance
Für Amazon-Gründer Jeff Bezos ist es die Gelegenheit, die er jahrelang gesucht hat. Seine Raumfahrtsparte Blue Origin entwickelt mit „Blue Moon“ ebenfalls eine Landefähre für Mondmissionen und arbeitet bereits an einem späteren Artemis-Projekt. Nun könnte Bezos vorziehen – und Musk ausgerechnet bei dessen Prestigeprojekt überholen.
Bezos hatte die Nasa wiederholt kritisiert, weil sie allein auf SpaceX gesetzt habe. „Ein zweiter Anbieter ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für die Sicherheit der Mission“, sagte er 2022. Duffys jüngste Aussagen bestätigen, dass die US-Regierung inzwischen ähnlich denkt.
Der Preis des Tempos
Für die Nasa ist die Situation heikel. Das Starship ist nicht irgendeine Rakete, sondern der Schlüssel zu Musks Vision interplanetarer Raumfahrt. Doch seine Entwicklung ist teurer und komplexer als geplant. Der wiederverwendbare Antrieb, die Integration der Landefähre und die sichere Rückkehr zur Erde – all das muss funktionieren, bevor Menschen an Bord dürfen.
Währenddessen stehen Milliarden Dollar an Steuergeld auf dem Spiel. Der Kongress drängt auf Transparenz, Kritiker sprechen von einem „SpaceX-Monopol“, das die Nasa in Abhängigkeit treibe.
„Es ist gefährlich, wenn eine einzige Firma so viel Verantwortung trägt“, warnt der frühere Nasa-Controller Thomas Reynolds.
Artemis 3 – Symbol einer neuen Raumfahrtära
Die Mission Artemis 3 soll eigentlich ein neues Kapitel der Menschheitsgeschichte schreiben: Zwei Astronauten, darunter erstmals eine Frau, sollen auf der Mondoberfläche landen und dort mehrere Tage verbringen. Die Mission gilt als Testlauf für künftige Marsflüge – und als Symbol amerikanischer Führungsansprüche im All.
Doch bisher ist das Programm mehr Politikum als Fortschritt. Selbst die Vorgängermission Artemis 2, ein unbemannter Flug um den Mond, wurde zuletzt verschoben. Ob Artemis 3 tatsächlich 2027 startet, ist offen.
Zwischen Vision und Realität
Elon Musk, der sich gerne als „Architekt des Weltraumzeitalters“ inszeniert, reagierte bislang gelassen. Auf X (ehemals Twitter) schrieb er: „Starship wird fliegen, wenn es bereit ist – nicht, wenn Politiker es wollen.“ In Washington allerdings sorgt genau diese Haltung für Unmut.
Hinter vorgehaltener Hand heißt es, die Regierung wolle Musk zwar nicht öffentlich brüskieren, aber notfalls den Geldhahn zudrehen. Zu wichtig ist das Ziel, China zuvorzukommen – koste es, was es wolle.
Ein Rennen mit offenem Ausgang
Noch ist unklar, ob die Nasa SpaceX tatsächlich den Auftrag entzieht oder nur politischen Druck ausübt. Doch eins steht fest: Das Rennen um die Rückkehr zum Mond ist längst kein rein technisches Projekt mehr. Es ist ein Machtkampf zwischen zwei der reichsten Männer der Welt – und ein Test, ob Amerika seine Raumfahrtträume schneller umsetzt als seine Bürokratie.
Ob am Ende Elon Musk oder Jeff Bezos die US-Flagge wieder in den Mondstaub rammt, ist offen. Sicher ist nur: Die Nasa hat keine Geduld mehr zu verlieren – und die Welt schaut zu.

