02. Dezember, 2025

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Mittelstand verschiebt Investitionen – und verliert Vertrauen in die wirtschaftliche Erholung

Bürokratie, steigende Lohnkosten und Fachkräftemangel drücken die Stimmung. Die Investitionsbereitschaft fällt auf den tiefsten Stand seit 2009.

Mittelstand verschiebt Investitionen – und verliert Vertrauen in die wirtschaftliche Erholung
Bürokratie, hohe Lohnkosten und Fachkräftemangel drücken die Investitionsbereitschaft des Mittelstands auf den niedrigsten Stand seit der Finanzkrise.

Die Investitionslinie rutscht auf ein historisch niedriges Niveau

Der Befund ist eindeutig: Der deutsche Mittelstand zieht sich zurück. Nur noch 62,8 Prozent der Unternehmen planen in den kommenden sechs Monaten Investitionen – der schwächste Wert seit dem Herbst 2009. Was damals die globale Finanzkrise auslöste, entsteht heute aus der Summe mehrerer struktureller Belastungen: überbordender Regulierung, steigender Personal- und Energiekosten und einer Unsicherheit, die sich quer durch Branchen und Regionen frisst.

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Die Herbstumfrage von DZ Bank und Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken zeigt dabei einen bemerkenswerten Bruch. Die aktuelle Geschäftslage wird zwar wieder etwas besser bewertet, doch die Zukunftserwartungen kippen. Nur noch 26 Prozent der Unternehmen blicken optimistisch auf die kommenden sechs Monate, vier Prozentpunkte weniger als im Frühjahr. Der Anteil der Pessimisten steigt auf 20 Prozent – besonders ausgeprägt in Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft und Bau.

Bürokratie und Kostenstrukturen lähmen die Betriebe

Dass vier von fünf Mittelständlern über zu viel Bürokratie klagen, ist kein neuer Befund, aber einer, der sich zunehmend in wirtschaftlichen Entscheidungen niederschlägt. Jede zusätzliche Auflage, jede Meldepflicht, jede neue Dokumentation bindet Personal, das vielen Unternehmen ohnehin fehlt. Die Regulierung kommt nicht punktuell, sondern als Welle – und sie trifft Firmen, die mit knappen Ressourcen arbeiten müssen.

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Hohe Lohn- und Gehaltskosten setzen zusätzlich unter Druck. Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen spüren die Belastung unmittelbar in ihrer Kalkulation. Parallel melden mehr als 60 Prozent Fachkräftemangel – ein Faktor, der nicht nur die operative Leistung bremst, sondern die Planungssicherheit untergräbt. Wenn zentrale Stellen monatelang unbesetzt bleiben, verliert jede Investition an Berechenbarkeit.

Lieferengpässe indes haben sich entspannt. Doch selbst hier bleibt Skepsis. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China lässt die Sorge wachsen, dass Abhängigkeiten bei seltenen Erden und Halbleitern jederzeit wieder aufbrechen können.

Der Mittelstand wartet auf Signale, nicht auf Ankündigungen

Die Autoren der Studie formulieren es vorsichtig: Fiskalprogramme für Infrastruktur und Verteidigung könnten ein Lichtblick sein. Doch angesichts niedriger Kapazitätsauslastung und anhaltender Unsicherheit ist das allenfalls ein Hoffnungsschimmer. Die Unternehmen fragen nicht nach Impulsen, sondern nach verlässlichen Rahmenbedingungen.

Entscheidend wäre eine Reformpolitik, die Bürokratie abträgt, Lohnnebenkosten dämpft und den Arbeitsmarkt entlastet. Die bisherigen Maßnahmen bewertet die Analyse als „ersten Schritt“ – zu wenig für eine Wirtschaft, die vom Export lebt, von Technologie abhängt und in den kommenden Jahren massiv investieren müsste, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Personalabbau und Preiserhöhungen werden zur Notmaßnahme

Weil Investitionen verschoben werden, rücken kurzfristige Maßnahmen in den Vordergrund. Eine Mehrheit der Mittelständler plant in den kommenden Monaten Personal abzubauen. Der Schritt ist weniger Ausdruck von Entlassungsbereitschaft als ein Zeichen für finanzielle Enge. Viele Betriebe reagieren auf die Kombination aus unsicherer Nachfrage, steigenden Kosten und zurückhaltenden Banken.

Parallel kündigen wieder mehr Unternehmen höhere Absatzpreise an. Das deutet auf eine neue Kostendruckwelle hin, die nicht allein auf Energiepreise oder Lieferketten zurückgeht, sondern struktureller Natur ist. Preissteigerungen sind für viele Mittelständler inzwischen die einzige Möglichkeit, ihre Margen zu stabilisieren.

Die Geduld ist aufgebraucht – und das Investitionsklima brüchig

Die Ergebnisse der Umfrage fügen sich in ein Stimmungsbild, das sich seit Monaten abzeichnet: Der Mittelstand verliert das Vertrauen in die politische Handlungsfähigkeit. Die Unternehmen rechnen nicht mehr mit schnellen Reformen, sondern mit einem lang anhaltenden Übergang, in dem sie ihre eigene Zukunft mit geringeren Mitteln sichern müssen.

Für eine Volkswirtschaft, deren Stärke aus Investitionen, Innovation und Export entsteht, ist das ein Warnsignal. Ein Mittelstand, der kapituliert, bevor der Aufschwung beginnt, bremst nicht nur sich selbst – er bremst das gesamte Land.

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