10. Juli, 2025

Börse

Milliardenschweres Signal an die Börse – Daimler Truck startet Aktienrückkauf

Der Nutzfahrzeug-Riese greift tief in die Kasse, um die eigene Aktie zu stützen. Anleger feiern – doch was steckt hinter der Geste?

Milliardenschweres Signal an die Börse – Daimler Truck startet Aktienrückkauf
Kursstütze mit Nebenwirkung: Die Rückkäufe im Umfang von 2 Mrd. € sollen die Aktie stabilisieren – doch strukturelle Antworten sind dringender.

Der Auftakt ist markant: Daimler Truck kündigt zu Wochenbeginn an, eigene Aktien im Wert von bis zu zwei Milliarden Euro zurückzukaufen. Keine zwölf Stunden später hebt sich der Kurs leicht.

Am heutigen Kapitalmarkttag in Charlotte (USA) will der Konzern seine Strategie erklären – und Anleger davon überzeugen, dass der Rückkauf mehr ist als bloße Kosmetik.

Börsenliebling auf der Suche nach nachhaltiger Fantasie

Mit einem Börsenwert von rund 33 Milliarden Euro und einem Kurs-Gewinn-Verhältnis im niedrigen Zehnerbereich zählt Daimler Truck zu den Schwergewichten auf der Watchlist vieler Value-Investoren.

Seit dem Spin-off von Mercedes-Benz 2021 zeigt der Konzern solide Fortschritte – operativ wie strategisch. Doch zuletzt ging der Glanz verloren. Die Auslieferungen in wichtigen Märkten wie Europa und Nordamerika stottern, das Wachstum flacht ab.

Ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm ist da ein lautes Lebenszeichen: Seht her, wir glauben an unseren eigenen Wert.

Rückkäufe als strategisches Statement

Ab dem zweiten Halbjahr will Daimler Truck eigene Aktien im Wert von bis zu zwei Milliarden Euro erwerben. Das Programm soll zwei Jahre laufen – formal abgesichert durch eine Ermächtigung der Hauptversammlung im Mai.

Was auf dem Papier schlicht klingt, ist in der Praxis ein bemerkenswerter Schritt. Denn Rückkäufe in dieser Größenordnung sind in Europa noch immer eher die Ausnahme. Vor allem in einer Branche, die stark zyklisch ist und von Investitionen in neue Antriebe, Digitalisierung und autonomes Fahren geprägt ist.

Mit dem Rückkauf will Daimler Truck nicht nur Vertrauen in die eigene Bilanz demonstrieren, sondern auch die Kapitaldisziplin unterstreichen. In Zeiten, in denen Investoren zunehmend auf Free Cashflow und Rendite schielen, ist das ein klares Signal: Wir können es uns leisten, ohne uns dabei selbst zu beschneiden.

Analysten loben, Anleger zögern

Nick Housden von RBC Capital Markets spricht von einem „unterstützenden Faktor“ für die Aktie – seine Einschätzung bleibt auf „Outperform“, Kursziel 47 Euro. Auch andere Analysten zeigen sich zuversichtlich.

Quelle: Eulerpool

Doch an der Börse selbst hält sich die Begeisterung in Grenzen: Ein echter Ausbruch über das Mai-Hoch von 41,21 Euro blieb bislang aus. Das Allzeithoch von 47,64 Euro scheint in weiter Ferne – noch.

Warum? Der Rückkauf mag den Kurs kurzfristig stabilisieren. Langfristig jedoch zählt die Substanz. Anleger wollen wissen, wohin der Konzern steuert: Wie sieht die Strategie bei alternativen Antrieben aus? Welche Rolle spielt die USA im globalen Geschäftsmodell? Wie stark belasten steigende Materialkosten und geopolitische Unsicherheiten die Marge?

Kapitalmarkttag als Lackmustest

Antworten auf diese Fragen soll der Kapitalmarkttag liefern. Das Management will Einblick in strategische Prioritäten geben – von E-Mobilität über Digitalisierung bis hin zur Rolle des globalen Logistikmarktes. Im Zentrum steht dabei auch die Frage, wie Daimler Truck in einer Welt bestehen will, die sich immer schneller elektrifiziert.

Während Konkurrenten wie Volvo oder Traton offensiv in E-Mobilität und autonome Fahrzeuge investieren, setzt Daimler Truck bislang eher auf schrittweise Transformation. Der Rückkauf verschafft dem Konzern dabei zwar Zeit – aber keine Technologieoffensive. Analysten werden genau hinschauen, ob heute mehr als Lippenbekenntnisse folgen.

Zwei Milliarden sind kein Ersatz für Vision

Das Aktienrückkaufprogramm ist ein starkes taktisches Signal – keine Frage. Doch wer glaubt, man könne sich auf Dauer aus strukturellen Herausforderungen „freikaufen“, verkennt die Realität der Branche.

Energiepreise, Digitalisierung, Lieferkettenrisiken und ein globaler Preiskampf machen den Lkw-Markt anspruchsvoller denn je. Der Kapitalmarkttag bietet nun die Bühne, zu zeigen, dass Daimler Truck mehr im Gepäck hat als gute Bilanzkennzahlen.

Die nächsten Wochen werden zeigen, ob der Rückkauf ein nachhaltiges Bekenntnis zur eigenen Stärke ist – oder nur ein schöner Effekt für die Quartalszahlen.

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