21. Dezember, 2025

Krypto

Milliarden fließen, Angebot schrumpft: Steht XRP vor der Wende?

Während der Kurs schwankt, ziehen professionelle Investoren Geld in Milliardenhöhe abseits der Schlagzeilen zusammen. ETFs saugen Liquidität auf, Börsenbestände schrumpfen – und das verändert die Ausgangslage für XRP spürbar.

Milliarden fließen, Angebot schrumpft: Steht XRP vor der Wende?
Trotz schwachem Kursbild kaufen Institutionelle XRP im großen Stil – Analysten sehen Erholungspotenzial.

XRP notiert am Samstag bei 1,91 US-Dollar, rund 5,6 Prozent über dem jüngsten Wochentief. Der kurzfristige Auslöser kam aus Japan: Die Notenbank hob zwar den Leitzins an, signalisierte aber zugleich, dass sie an einer lockeren Geldpolitik festhält. Das beruhigte Märkte, die zuvor Kapitalabflüsse aus Risikoanlagen befürchtet hatten. Entscheidend ist jedoch nicht der Tagesimpuls – sondern das, was im Hintergrund passiert.

ETFs ziehen Kapital an, während der Kurs stagniert

US-basierte XRP-ETFs verzeichneten am 19. Dezember Zuflüsse von 13,21 Millionen US-Dollar. Es war der 24. Handelstag in Folge mit positiven Nettozuflüssen. Seit Auflage haben die Produkte insgesamt zwischen 1,07 und 1,14 Milliarden US-Dollar eingesammelt.

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Bemerkenswert ist die Diskrepanz zwischen Kapitalzuflüssen und Kursentwicklung. Während XRP seit dem Hoch im Juli rund 45 Prozent korrigiert hat, kaufen institutionelle Vehikel weiter zu. Der Grund liegt in der Struktur der Produkte: ETF-Anbieter erwerben die zugrunde liegenden Token häufig zeitversetzt oder über außerbörsliche Abwicklungen. Der Kaufdruck taucht daher nicht sofort in den öffentlichen Orderbüchern auf.

Der Vergleich mit anderen Kryptowährungen verschärft das Bild. Während Bitcoin- und Ethereum-ETFs zuletzt deutliche Abflüsse meldeten, flossen allein Mitte Dezember rund 30 Millionen US-Dollar in XRP-Produkte. Institutionelle Nachfrage und Marktpreis laufen auseinander.

Börsenbestände brechen ein

Noch klarer wird die Lage beim Blick auf On-Chain-Daten. In den vergangenen 60 Tagen sank der XRP-Bestand an Börsen von 3,95 Milliarden auf rund 2,6 Milliarden Token. Das entspricht einem Rückgang von etwa 45 Prozent.

Token verlassen die Handelsplätze und wandern in private Wallets. Historisch gilt dieses Muster als Zeichen für Akkumulation: Wer kurzfristig verkaufen will, lässt Coins an Börsen liegen. Wer langfristig positioniert ist, zieht sie ab. Parallel dazu stieg die Zahl aktiver Wallets auf 7,41 Millionen – ein Hinweis auf wachsende Nutzung und breitere Verteilung.

Das Angebot, das kurzfristig zum Verkauf bereitsteht, wird damit deutlich knapper. In Phasen steigender Nachfrage kann genau dieser Effekt Kursbewegungen verstärken.

Ripple widerspricht Manipulationsvorwürfen

Gleichzeitig sieht sich Ripple erneut mit Vorwürfen der Kursmanipulation konfrontiert. CEO Brad Garlinghouse wies diese am 19. Dezember entschieden zurück. Als Argument führte er das hohe tägliche Handelsvolumen von rund 3,2 Milliarden US-Dollar an. Ein Markt dieser Größe lasse sich nicht dauerhaft steuern, so die Botschaft.

Unterstrichen wird diese Position durch den strategischen Ausbau der eigenen Infrastruktur. Mit der Übernahme des Prime-Brokers Hidden Road für 1,25 Milliarden US-Dollar stärkt Ripple gezielt das institutionelle Geschäft. Der Konzern positioniert sich damit nicht mehr nur als Token-Emittent, sondern als Infrastrukturprovider für den professionellen Handel.

Technische Marken entscheiden über die nächste Bewegung

Kurzfristig bleibt das Chartbild angespannt. Der 50-Tage-Durchschnitt bei rund 2,15 US-Dollar fungiert als zentrale Widerstandszone. Erst ein nachhaltiger Ausbruch darüber würde das technische Bild aufhellen.

Auf der Unterseite gilt der Bereich um 1,80 US-Dollar als wichtige Unterstützung. Hält diese Zone, sehen Analysten Kursziele von bis zu 2,50 US-Dollar in einem Zeitraum von vier bis acht Wochen. Ein Bruch darunter könnte dagegen einen erneuten Test des Tiefs bei 1,77 US-Dollar auslösen.

Akkumulation statt Euphorie

Das Gesamtbild ist ungewöhnlich: Der Markt wirkt träge, der Kurs angeschlagen – doch unter der Oberfläche bauen institutionelle Investoren Positionen auf. ETFs ziehen Kapital an, Börsenbestände schrumpfen, und Ripple selbst investiert massiv in Infrastruktur.

Das spricht weniger für schnelle Gewinne als für eine stille Neubewertung. Ob daraus eine nachhaltige Erholung entsteht, hängt an wenigen technischen Marken. Die Voraussetzungen dafür werden derzeit jedoch nicht von Privatanlegern geschaffen – sondern von professionellem Kapital im Hintergrund.