08. November, 2025

Märkte

Milliarden-Deals, schrumpfende Margen – warum sich die Lebensmittelriesen neu erfinden müssen

Steigende Kosten, wachsender Druck durch veränderte Konsumgewohnheiten und ein Berg an Schulden zwingen Konzerne wie Kraft Heinz, PepsiCo und Keurig Dr Pepper zum radikalen Umbau. Anleger stehen vor der Frage: Welche Strategie schafft Rendite – und wo lauern Risiken?

Milliarden-Deals, schrumpfende Margen – warum sich die Lebensmittelriesen neu erfinden müssen
Ikonische Marken, wankende Geschäftsmodelle: Anleger hoffen auf Übernahmefantasie, doch die Realität sind sinkende Margen und milliardenschwere Risiken.

Fusion, Fehlschlag, Filetierung: Kraft Heinz kapituliert vor der eigenen Größe

Vor zehn Jahren galt die Fusion von Heinz und Kraft Foods als Jahrhundert-Deal, orchestriert von 3G Capital und Warren Buffett. Heute steht von der Vision kaum noch etwas: Der Umsatz ist niedriger als 2015, die Aktie mehr als 70 Prozent eingebrochen.

Die Aufspaltung in zwei Konzerne – „Global Taste Elevation“ und „North American Grocery“ – ist das Eingeständnis eines strategischen Scheiterns. Die Hoffnung: Mehr Fokus, weniger Komplexität, vielleicht sogar Übernahmefantasie. Doch zunächst drohen Abschreibungen und ein offenes Bilanzloch.

Kaffee-Imperium im Schuldenrausch: JAB und Dr Pepper pokern hoch

Keurig Dr Pepper greift für 15,7 Milliarden Euro nach JDE Peet’s. Die Übernahme soll den Weg für eine Spaltung in Getränke- und Kaffee-Sparte ebnen – und zugleich der Reimann-Familie einen eleganten Rückzug verschaffen.

Doch die Risiken sind enorm: Die Schuldenlast verdoppelt sich auf über 40 Milliarden Dollar, während die Margen im Kaffee-Segment bereits von 43 auf 32 Prozent geschrumpft sind. Anleger fragen sich, ob hier ein strategischer Befreiungsschlag oder ein finanzielles Himmelfahrtskommando läuft.

Pepsi zwischen Wachstumsstory und Investorendruck

PepsiCo sortiert sein Energiegeschäft neu und setzt auf Celsius, die derzeitige Wachstumsrakete der Branche. Parallel fordert der aktivistische Investor Paul Singer tiefgreifende Umbauten: Verkauf von Randmarken, Abspaltung des Abfüllgeschäfts, radikale Fokussierung auf Kernmarken.

Pepsi unter Druck: Aktivist Paul Singer fordert harte Schnitte – von Quaker bis Abfüllgeschäft steht vieles zur Disposition.

Die Bewertung bleibt hoch, während frühere Preiserhöhungen die Nachfrage belasten. Ob Singer den Konzern zu einem schlankeren, profitableren Player formt – oder nur Unruhe stiftet –, ist offen.

Quelle: Eulerpool

Der Faktor Zinsen – unterschätzte Achillesferse der Branche

Die Umbrüche sind teuer, der Finanzhebel hoch. Steigende Zinsen treffen verschuldete Food-Giganten doppelt: Sie verteuern nicht nur die Finanzierung, sondern erhöhen auch den Druck, dass Deals schnell Mehrwert liefern müssen. Doch das braucht Zeit – und Geduld ist nicht die Stärke vieler Investoren.

Für Anleger: Chance oder Kostenfalle?

Food-Aktien wirken auf den ersten Blick günstig – Kraft Heinz unter dem Zehnfachen des Gewinns, Dr Pepper bei KGV 13, Pepsi bei 17. Doch die Bewertungen täuschen über strukturelle Probleme hinweg: hohe Verschuldung, stagnierende Märkte, Transformationen mit unklarem Ausgang. Wer investiert, muss nicht nur Risikobereitschaft, sondern auch langen Atem mitbringen.

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