Fusion, Fehlschlag, Filetierung: Kraft Heinz kapituliert vor der eigenen Größe
Vor zehn Jahren galt die Fusion von Heinz und Kraft Foods als Jahrhundert-Deal, orchestriert von 3G Capital und Warren Buffett. Heute steht von der Vision kaum noch etwas: Der Umsatz ist niedriger als 2015, die Aktie mehr als 70 Prozent eingebrochen.
Die Aufspaltung in zwei Konzerne – „Global Taste Elevation“ und „North American Grocery“ – ist das Eingeständnis eines strategischen Scheiterns. Die Hoffnung: Mehr Fokus, weniger Komplexität, vielleicht sogar Übernahmefantasie. Doch zunächst drohen Abschreibungen und ein offenes Bilanzloch.
Kaffee-Imperium im Schuldenrausch: JAB und Dr Pepper pokern hoch
Keurig Dr Pepper greift für 15,7 Milliarden Euro nach JDE Peet’s. Die Übernahme soll den Weg für eine Spaltung in Getränke- und Kaffee-Sparte ebnen – und zugleich der Reimann-Familie einen eleganten Rückzug verschaffen.
Doch die Risiken sind enorm: Die Schuldenlast verdoppelt sich auf über 40 Milliarden Dollar, während die Margen im Kaffee-Segment bereits von 43 auf 32 Prozent geschrumpft sind. Anleger fragen sich, ob hier ein strategischer Befreiungsschlag oder ein finanzielles Himmelfahrtskommando läuft.
Pepsi zwischen Wachstumsstory und Investorendruck
PepsiCo sortiert sein Energiegeschäft neu und setzt auf Celsius, die derzeitige Wachstumsrakete der Branche. Parallel fordert der aktivistische Investor Paul Singer tiefgreifende Umbauten: Verkauf von Randmarken, Abspaltung des Abfüllgeschäfts, radikale Fokussierung auf Kernmarken.

Die Bewertung bleibt hoch, während frühere Preiserhöhungen die Nachfrage belasten. Ob Singer den Konzern zu einem schlankeren, profitableren Player formt – oder nur Unruhe stiftet –, ist offen.
Der Faktor Zinsen – unterschätzte Achillesferse der Branche
Die Umbrüche sind teuer, der Finanzhebel hoch. Steigende Zinsen treffen verschuldete Food-Giganten doppelt: Sie verteuern nicht nur die Finanzierung, sondern erhöhen auch den Druck, dass Deals schnell Mehrwert liefern müssen. Doch das braucht Zeit – und Geduld ist nicht die Stärke vieler Investoren.
Für Anleger: Chance oder Kostenfalle?
Food-Aktien wirken auf den ersten Blick günstig – Kraft Heinz unter dem Zehnfachen des Gewinns, Dr Pepper bei KGV 13, Pepsi bei 17. Doch die Bewertungen täuschen über strukturelle Probleme hinweg: hohe Verschuldung, stagnierende Märkte, Transformationen mit unklarem Ausgang. Wer investiert, muss nicht nur Risikobereitschaft, sondern auch langen Atem mitbringen.
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