Microsoft stockt auf – das Wettrennen um Rechenleistung verschärft sich
Microsoft reagiert auf den globalen Engpass an KI-Rechenpower mit einem massiven Ausbau seiner Infrastruktur. Laut Branchenkreisen hat der Tech-Gigant einen langfristigen Vertrag mit dem britischen Hyperscaler Nscale abgeschlossen. Geplant ist ein Rechenzentrum mit 12.600 Nvidia Blackwell Ultra GPUs, die speziell für großskalige KI-Modelle wie GPT-5 und multimodale Systeme entwickelt wurden.
Der Standort südlich von Lissabon soll bereits Anfang 2026 den Betrieb aufnehmen und Microsofts bestehende Netzwerke in Irland, den Niederlanden und Schweden ergänzen. Ziel ist es, die steigende Nachfrage nach Azure-KI-Diensten, OpenAI-Anwendungen und Microsoft Copilot abzufangen – deren Nutzerzahlen zuletzt exponentiell gestiegen sind.
Mit dieser Partnerschaft sichert sich Microsoft kurzfristig Rechenkapazitäten, die sonst nur schwer verfügbar wären. Denn der weltweite Mangel an Hochleistungs-GPUs hat sich 2025 zu einem der größten Wachstumsbremsen der Tech-Branche entwickelt.
Nscale: Europas neuer KI-Infrastruktur-Champion
Das britische Unternehmen Nscale gilt als eines der am schnellsten wachsenden Infrastruktur-Start-ups Europas. Erst im September sorgte es für Schlagzeilen mit einer 1,1-Milliarden-Dollar-Series-B-Finanzierung – der größten in der europäischen Tech-Geschichte. Nur Wochen später folgte eine zusätzliche SAFE-Runde über 413 Millionen Dollar, an der sich Schwergewichte wie Nvidia und Dell beteiligten.

Nscale-Gründer Josh Payne spricht von einer „neuen Ära souveräner europäischer Infrastruktur“. Das Ziel: Unabhängigkeit von US-Rechenzentren und Aufbau eines skalierbaren, energieeffizienten KI-Netzwerks auf europäischem Boden.
Bereits in Großbritannien entsteht ein 50-Megawatt-Campus nördlich von London – jetzt folgt mit Portugal der nächste Schritt.
Warum Portugal plötzlich zum Hotspot der KI wird
Portugal spielt im europäischen KI-Netz bislang eine Nebenrolle – doch das ändert sich gerade. Das Land bietet günstige Energiepreise, stabile politische Rahmenbedingungen und eine schnell wachsende Digitalwirtschaft.
Die Regierung in Lissabon fördert aktiv grüne Rechenzentren mit Zugang zu Solar- und Windenergie – ein entscheidender Faktor, da KI-Systeme enorme Mengen Strom benötigen. Schon jetzt werden mehr als 70 % der portugiesischen Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen gespeist.
Für Microsoft bedeutet das: eine klimafreundliche, kosteneffiziente Lösung – und zugleich ein politisches Signal. Denn während Brüssel um digitale Souveränität ringt, schafft der Konzern Fakten auf der iberischen Halbinsel.

Ein Deal mit weitreichender Bedeutung
Die Partnerschaft mit Nscale ist mehr als ein Infrastrukturprojekt. Sie zeigt, dass Microsoft seine globale KI-Strategie zunehmend dezentralisiert. Statt alle Rechenzentren in den USA zu bündeln, verteilt das Unternehmen seine Kapazitäten über Europa und den Nahen Osten. Das senkt nicht nur geopolitische Risiken, sondern stärkt zugleich lokale Ökosysteme.
Nscale wird dadurch zum europäischen Eckpfeiler einer neuen KI-Infrastruktur, die den alten Cloud-Markt revolutioniert. Und Portugal – bislang eher ein Nachzügler im Tech-Sektor – könnte sich schon bald als neues Rechenzentrum Europas etablieren.
Ein geopolitisches Signal
Die Wahl Portugals ist auch geopolitisch bemerkenswert. Während Frankreich und Deutschland sich in regulatorischen Debatten über KI-Standards verlieren, schafft Portugal mit klaren Rahmenbedingungen Investitionssicherheit.
Microsoft positioniert sich damit klug – zwischen EU-Regularien, Energieeffizienz und geopolitischer Neutralität.
Das Projekt in Lissabon ist nicht nur ein technischer Meilenstein, sondern auch ein strategischer Fingerzeig: Wer künftig bei KI-Infrastruktur vorne liegen will, braucht Standorte, die politisch stabil, energetisch nachhaltig und digital offen sind.
Microsoft setzt auf Geschwindigkeit – Europa auf Standortpolitik
Mit der Investition in Nscale sendet Microsoft ein klares Signal: Im Wettrennen um KI-Infrastruktur zählt nicht nur Innovation, sondern vor allem Tempo und Verfügbarkeit.
Portugal profitiert dabei doppelt – als neuer Technologiestandort und als Symbol einer nachhaltigen europäischen Digitalstrategie.
Während andere Länder noch über KI-Regulierung debattieren, wird südlich von Lissabon bereits die Zukunft gebaut – mit 12.600 Nvidia-GPUs und der Ambition, Europa in die erste Liga der KI-Nationen zu führen.
