KI als Kurstreiber
Microsoft war nie wirklich weg. Doch was sich derzeit in Redmond abspielt, ist mehr als ein Comeback – es ist ein Umbau zur zentralen Infrastruktur-Plattform des KI-Zeitalters.
Analysten der US-Bank Truist sehen darin ein so starkes Momentum, dass sie ihr Kursziel für die Aktie nun auf 675 US-Dollar anheben – ein Plus von über 30 Prozent zum aktuellen Stand. Der Markt reagiert aufmerksam, aber noch verhalten. Das könnte sich bald ändern.
Cloud, Copilot, Kapitalfluss
Die Begründung der Analysten: Microsoft profitiert nicht nur vom allgemeinen Hype um Künstliche Intelligenz – es verkauft die Schaufeln im Goldrausch.
Mit Azure, GitHub Copilot, Microsoft 365 Copilot und dem neuen „Microsoft Fabric“ baut das Unternehmen seine Plattformstrategie aus. Die Produkte sind tief im Alltag von Unternehmen verankert, generieren wiederkehrende Einnahmen – und entfalten Synergieeffekte, die sich in Umsatz und Cashflow deutlich zeigen.
Für die Geschäftsjahre 2026 und 2027 hob Truist seine Prognosen für Umsatz, operatives Ergebnis und freien Cashflow deutlich an. Besonders beeindruckt zeigten sich die Analysten von Microsofts Fähigkeit, sich als „Picks and Shovels“-Anbieter zu etablieren – also als Infrastrukturanbieter für andere, die KI-Anwendungen bauen.
Die Aktie als Basisinvestment
Microsoft notiert derzeit bei rund 517 US-Dollar. Das neue Kursziel von 675 US-Dollar ergibt ein rechnerisches Kurspotenzial von rund 30,5 Prozent. Auch der Analystenkonsens spricht eine klare Sprache: Von 35 beobachtenden Analysten empfehlen 34 den Kauf.
Nur eine einzige Bewertung lautet auf Halten – kein einziger Analyst rät zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 623,60 US-Dollar – selbst das bedeutet noch rund 20 Prozent Potenzial nach oben.
Damit positioniert sich Microsoft erneut als Tech-Gigant mit erstaunlicher Breite: Cloud-Infrastruktur, B2B-Software, Entwickler-Tools und ein wachsendes KI-Ökosystem – das Unternehmen zieht viele der entscheidenden Register der nächsten Innovationswelle.
Die KI-Wette mit Substanz
Der Markt hat in den vergangenen Monaten viele KI-Gewinner hochgeschrieben. Doch kaum ein Unternehmen verdient so konkret an der Umsetzung wie Microsoft.
Im Gegensatz zu spekulativeren Werten verfügt der Konzern über eine starke Bilanz, ein diversifiziertes Produktportfolio und eine feste Verankerung im Unternehmensalltag – von der Cloud bis zum E-Mail-Client.
Auch die strategische Partnerschaft mit OpenAI zahlt sich aus. Die Integration von ChatGPT-Technologien in Microsoft-Dienste zeigt nicht nur Wirkung beim Nutzererlebnis – sie ist auch ein Verkaufsargument für Unternehmen, die nach konkreten KI-Anwendungen suchen, statt nach Visionen.
Wertvoll, aber nicht überbewertet
Ein Blick auf die Bewertung relativiert die Kursfantasie nicht. Microsofts KGV für 2025 liegt bei etwa 31 – für einen Marktführer mit zweistelligen Wachstumsraten in mehreren Segmenten kein überzogener Wert. Truist betont die „Premium-Bewertung“, sieht sie aber durch das strukturelle Wachstum gerechtfertigt.
Die großen Wachstumsbereiche – Azure, Security, Productivity & Business Processes – wachsen nicht nur schnell, sondern profitabel. Hinzu kommen neue Impulse durch KI-Anwendungen, die sich nicht nur in Klicks und Buzzwords messen lassen, sondern in handfesten Vertragsabschlüssen und skalierbaren Produkten.
Das Risiko: Microsoft spielt auf vielen Bühnen
Natürlich bleibt Microsoft nicht ohne Herausforderungen. Der Wettbewerb mit Google, Amazon und Apple um KI-Talente, Plattformdominanz und Nutzerbindung ist intensiv. Auch das regulatorische Umfeld wird schärfer. Vor allem in Europa dürfte Microsofts Marktmacht in Cloud und Office-Segmenten weiter geprüft werden. Und ob alle Copilot-Produkte die hohen Erwartungen erfüllen, ist noch offen.
Doch für Anleger mit längerem Horizont ist die Aktie mehr als nur ein Momentum-Play. Sie ist eine Wette auf die Infrastruktur einer KI-getriebenen Wirtschaft. Und auf ein Unternehmen, das gezeigt hat, wie man sich vom Windows-Monopolisten zum Cloud-Schwergewicht wandelt – ohne dabei den Draht zum Markt zu verlieren.
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