Zwei Blocks trennen das Penthouse von der Pleite. Auf der einen Seite: eine 600 Quadratmeter große Luxuswohnung mit Infinity-Pool, Meerblick, Marmorküche – Angebotspreis: 22 Millionen Dollar.
Auf der anderen: ein leerstehendes Mehrfamilienhaus mit Schimmel an den Wänden und einer Zwangsversteigerung in der lokalen Amtszeitung. Willkommen in Miami Beach, wo der Immobilienboom und der Verfall Tür an Tür wohnen.
Goldene Meile, bröckelnde Realität
Miami Beach – das klingt nach Jetset, Art Déco und ewiger Sonne. Und ja: Das obere Ende des Markts boomt.
Laut Zillow liegt der durchschnittliche Verkaufspreis einer Immobilie in South of Fifth, dem teuersten Zipcode von South Beach, inzwischen bei über 3,5 Millionen Dollar – ein Plus von 60 % in fünf Jahren.
Investorengruppen wie Blackstone und Starwood Capital kaufen sich weiter ein, viele Deals finden off-market statt. Diskret. International. Steueroptimiert.
Doch gleichzeitig steigen im Schatten der Palmen die Probleme. In Little Havana, nur zehn Minuten entfernt, liegt die Leerstandsquote bei kleineren Mietobjekten über 12 %.

Zwangsversteigerungen haben seit Mitte 2023 in mehreren Bezirken Floridas wieder zugenommen – nach einem pandemiebedingten Moratorium, das viele Zahlungen nur verzögert hat.
Versicherungen sind inzwischen für viele Eigentümer unbezahlbar: Hausbesitzer zahlen in Miami teils 10.000 bis 20.000 Dollar jährlich – doppelt so viel wie noch 2019.
Das Versicherungsschwert
Der größte Unsicherheitsfaktor? Die Hurrikansaison, die jedes Jahr Milliardenrisiken mit sich bringt. Internationale Rückversicherer – darunter auch Munich Re und Swiss Re – fahren ihre Florida-Exposures zurück.
Die Folge: Lokale Versicherer steigen aus, Prämien explodieren, Deckungen werden gekappt. Ein Teufelskreis, der selbst solvente Käufer verunsichert.
„Der Markt hat zwei Geschwindigkeiten“, sagt die Immobilienmaklerin Laura R., die seit 15 Jahren in Miami tätig ist. „Die Superreichen kaufen Cash und ohne Finanzierung – sie brauchen keine Versicherung, weil sie im Zweifel wieder verkaufen oder umbauen. Aber normale Familien? Die ziehen weg oder geben auf.“
Gated Communities oder soziale Sprengsätze?
Das Ergebnis ist ein gespaltenes Stadtbild. Auf der Collins Avenue entstehen neue High-End-Türme mit Butler-Service und Private Elevators. Zwei Straßen weiter kämpfen Besitzer mit maroden Wasserleitungen, Lärmbelästigung und Bauruinen. Gentrifizierung, einst Hoffnungsträger, hat viele Viertel nicht aufgewertet, sondern fragmentiert.

Selbst Neubauten bleiben manchmal leer: „Zombie-Luxusimmobilien“, von ausländischen Investoren gekauft, aber nie bewohnt, nehmen zu. Eine Studie der Florida Atlantic University zeigt, dass bis zu 30 % der neu errichteten High-End-Wohnungen in Miami derzeit unbewohnt sind – eine Zahl, die an China erinnert.
Fazit
Miami Beach wirkt auf den ersten Blick wie ein Paradies für Immobilienanleger. Doch hinter den Fassaden klafft eine soziale und wirtschaftliche Spaltung, die sich durch Versicherungskrisen, steigende Kosten und spekulative Übertreibungen noch verschärft.
Die nächste große Flut wird nicht nur Wasser bringen – sondern vermutlich auch eine neue Welle von Zwangsversteigerungen.
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