Ein klarer Kurs: Mehr bAV für den Mittelstand
Während viele Mittelständler angesichts regulatorischer Hürden und unübersichtlicher Angebote bei der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) bislang eher zögern, will das traditionsreiche Frankfurter Bankhaus Metzler jetzt genau hier ansetzen.
Mit dem Abschluss der Übernahme des Nürnberger Pensionsfonds – künftig firmierend als „Metzler Mittelstands Pensionsfonds“ – setzt das Institut ein deutliches Zeichen: Die bAV soll aus ihrer Nische geholt und gerade für kleinere Unternehmen zugänglich gemacht werden.
Für Metzler ist das nicht bloß eine Portfolio-Erweiterung, sondern eine strategische Stoßrichtung. Die Bank, nach eigener Angabe bereits Marktführer im Bereich überbetrieblicher Pensionsfonds, will ein bislang kaum entwickeltes Geschäftsfeld systematisch erschließen.
315 Millionen Euro in Verantwortung – und mehr als 3.500 Versorgungsverhältnisse
Die Zahlen zum Deal unterstreichen den Anspruch: Mit dem übertragenden Bestand aus Nürnberg betreut Metzler nun zusätzliche 3.569 Versorgungsverhältnisse und rund 700 Trägerunternehmen.
Das verwaltete Kapitalvolumen steigt um 315 Millionen Euro. Und: Die zugesagten Leistungen bleiben bestehen – für Metzler ein wichtiges Signal an die Versorgungsberechtigten, dass der Übergang nicht zu Lasten der Sicherheit geht.

Die Integration erfolgte offiziell am 11. Juni 2025 – etwa ein Jahr nach Vertragsunterzeichnung. Dass Metzler in der Lage war, den Übergang weitgehend geräuschlos und ohne Reibungsverluste zu vollziehen, ist ein nicht zu unterschätzendes Detail in einem Bereich, der stark auf Vertrauen basiert.
Familienunternehmen für Familienunternehmen
Für Christian Remke, Sprecher der Geschäftsführung bei Metzler Pension Management, ist der Mittelstand nicht nur Zielgruppe, sondern strategischer Anker.
„Viele KMU sehen die betriebliche Altersvorsorge nach wie vor als kompliziert, teuer oder riskant“, sagt Remke.
Genau hier will Metzler mit einem klar strukturierten Angebot gegensteuern: kapitalgedeckt, nachhaltig, administrativ schlank. Die Botschaft: Auch kleinere Betriebe können ihren Mitarbeitenden attraktive Zusatzleistungen bieten – ohne dabei selbst überfordert zu werden.
Mit diesem Anspruch trifft Metzler einen Nerv. Denn der Fachkräftemangel und die alternde Belegschaft zwingen viele Mittelständler zum Umdenken. Betriebliche Vorsorge wird zunehmend zum Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb um Talente – vor allem dort, wo große Konzerne mit üppigen Rentenpaketen locken können.
Tradition mit Zukunft – Metzler positioniert sich als Innovator
Der Erwerb des Nürnberger Pensionsfonds ist Teil eines größeren Plans. Franz von Metzler, Vorstandsmitglied und verantwortlich für das Asset Management, beschreibt das Geschäftsfeld bAV als „zentralen Hebel zur gesellschaftlichen Absicherung“.
Seine Worte sind kein Marketing, sondern strategisches Kalkül: Mit Blick auf die demografische Entwicklung – zunehmende Langlebigkeit, sinkende Geburtenraten, ein Rentensystem unter Dauerbelastung – steht fest, dass private und betriebliche Vorsorge an Bedeutung gewinnen werden.
Dass Metzler sich frühzeitig in diesem Segment positioniert und nun gezielt auf den Mittelstand zielt, zeigt unternehmerische Weitsicht. Auch wenn das Thema für viele Unternehmen noch immer sperrig wirkt, dürfte es in den kommenden Jahren schleichend zur Pflichtaufgabe werden.
Kein Exit-Spiel – Metzler baut Bestand auf, nicht ab
Bemerkenswert an der Transaktion ist auch, was nicht passiert: Anders als viele Wettbewerber, die im bAV-Geschäft zunehmend auf Standardisierung und Kostensenkung setzen, verfolgt Metzler eine langfristige Ausbaustrategie.
Der Mittelstands-Pensionsfonds ist keine Randnotiz, sondern Teil eines klaren Wachstumsnarrativs. Die Frankfurter bauen systematisch Bestand auf – statt mit Run-off-Modellen die Kapitaldecke zu schonen.
Mit nun drei Pensionsfonds – darunter der 2014 gegründete, größte überbetriebliche Pensionsfonds Deutschlands – entwickelt sich Metzler zu einem Schwergewicht im deutschen Vorsorgemarkt. Ohne auf Größe zu setzen, im klassischen Sinne. Sondern auf Spezialisierung, Vertrauen, Langfristigkeit – die klassischen Stärken eines Hauses, das seit 350 Jahren inhabergeführt ist.
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