Es sollte das nächste große Ding werden: ein KI-Modell, das mit GPT-4 konkurrieren kann, von Grund auf intern entwickelt und mit der Rechenpower von zehntausenden Nvidia-Chips angetrieben.
Doch laut einem Bericht des "Wall Street Journal" muss Meta die Einführung seines neuesten KI-Flaggschiffs verschieben.
Die Meldung kam zur Unzeit – am Donnerstag, als sich die Meta-Aktie gerade erst auf das höchste Niveau seit Anfang März vorgetastet hatte. Der Kurs rutschte daraufhin um 2,2 Prozent ab.
Milliarden für ein internes Wettrennen
Meta investiert wie kaum ein anderer Tech-Konzern in KI-Infrastruktur. Allein für 2024 sind laut Prognosen Investitionen von rund 40 Milliarden US-Dollar vorgesehen, ein Großteil davon fließt in den Ausbau von Rechenzentren und KI-Forschung.
Mark Zuckerbergs Ziel ist es, die Vormachtstellung von OpenAI, Alphabet und xAI zu brechen – und ein eigenes, ebenso leistungsfähiges Sprachmodell zu entwickeln.
Doch die internen Ambitionen stoßen offenbar an technische und organisatorische Grenzen. Die jetzt bekannt gewordene Verzögerung dürfte Investoren sensibilisieren: Die KI-Revolution ist kein Sprint, sondern ein Marathon – und Meta rennt mit hohen Einsätzen vorweg.

Verzögerung trifft Meta an empfindlicher Stelle
Der Zeitpunkt ist heikel. Erst vor wenigen Wochen hatte Meta neue KI-gestützte Funktionen für seine Plattformen Facebook, Instagram und WhatsApp präsentiert. Intern hatte man auf eine parallele Markteinführung des neuen Sprachmodells gehofft. Es soll die Basis für zukünftige Produkte bilden – von Werbealgorithmen bis zu digitalen Assistenten.
Die Tatsache, dass nun Verzögerungen auftreten, deutet auf tiefere technische Herausforderungen hin. Laut Insidern liegt das Problem nicht nur in der Modellqualität, sondern auch in der Integration in die Plattform-Architektur.
Gerade Meta, das für seine schnelle Produktintegration bekannt ist, scheint nun an die Grenzen seiner Skalierbarkeit zu stoßen.
Strategische Risiken im KI-Wettrennen
Analysten sehen das kritisch. Meta habe sich mit seiner Alles-intern-Strategie selbst unter hohen Druck gesetzt. Während OpenAI auf ein breites Partner-Ökosystem und Microsoft-Unterstützung setzen kann, stemmt Meta nahezu alle Entwicklungen in Eigenregie. Das fördert zwar Unabhängigkeit, birgt aber erhebliche operative Risiken.
"Zuckerbergs KI-Strategie ist mutig, aber riskant. Wer alles allein macht, kann sich auch allein verrennen", kommentiert Tech-Analystin Jeanette Cho von Concorde Research.
Wird Meta abgehängt? Noch ist nichts verloren
Trotz aller Kritik: Die Verzögerung bedeutet nicht das Aus für Metas KI-Pläne. Das Unternehmen verfügt über enorme Ressourcen, führt bereits funktionierende KI-Anwendungen im Produktportfolio und hat mit LLaMA-3 ein vielversprechendes Open-Source-Modell auf dem Markt.
Doch der Erwartungsdruck ist hoch. Anleger beobachten genau, ob Zuckerberg liefern kann. Die Meta-Aktie hat seit Jahresbeginn bereits deutlich zugelegt. Enttäuschungen könnten nun umso empfindlicher treffen.
Eine Pause im Rennen, kein Ende
Die KI-Verzögerung bei Meta ist kein Einzelfall, aber ein Warnsignal. Die KI-Industrie wird nicht nur von Innovationslust, sondern auch von Überforderung angetrieben. Meta steht an der Spitze dieses Trends – mit allem Risiko. Ob sich die Milliardenwette auszahlt, bleibt vorerst offen. Die KI-Zukunft bleibt spannend, aber auch holprig.
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