Vertrauen verspielt
Knapp drei Monate nach Amtsantritt ist Friedrich Merz so unbeliebt wie nie. Zwei Drittel der Deutschen trauen ihm nicht – ein Absturz, der vor allem mit dem Bruch seines Wahlversprechens zur Schuldenbremse erklärt wird.
Vor der Wahl als eiserner Sparpolitiker aufgetreten, nahm er kurz danach Rekordschulden auf. Ein Schritt, der ihn nun dauerhaft ins Rechtfertigungskorsett zwingt.
Koalition im Sinkflug
Mit nur noch 29 Prozent Zufriedenheit erreicht die CDU/CSU-SPD-Regierung ein Tief, das sonst der Ampel vorbehalten war. Die Unzufriedenheit stieg binnen eines Monats um 15 Punkte auf 69 Prozent.
Einzige Bastion sind die eigenen Anhänger: 64 Prozent der Unionswähler halten Merz’ Regierung für einen Erfolg – auch wenn Beobachter feststellen, dass inhaltlich bislang eher die SPD den Ton angibt.
Minuswerte in allen Kategorien
Ob Führungsstärke, Krisenmanagement oder internationale Vertretung deutscher Interessen – Merz liegt in der Umfrage überall im negativen Bereich. Nur 29 Prozent trauen ihm zu, das Land gut durch eine Krise zu steuern, und 61 Prozent kritisieren seine mangelnde Überzeugungskraft.
Lediglich bei einem Thema sticht er heraus: 52 Prozent begrüßen seine klare Haltung gegen irreguläre Migration – ein Wert, der allerdings seit der Wahl deutlich gesunken ist.
Sonntagsfrage zur Bundestagswahl • Infratest dimap / ARD: CDU/CSU 27 % | AfD 24 % | SPD 13 % | GRÜNE 12 % | DIE LINKE 10 % | FDP 4 % | BSW 3 % | Sonstige 7 %
— Wahlrecht.de (@Wahlrecht_de) August 7, 2025
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Union verliert, AfD holt auf
Der Vertrauensverlust hat direkte Auswirkungen auf die Sonntagsfrage: Die Union rutscht drei Punkte auf 27 Prozent ab. Die AfD klettert leicht auf 24 Prozent, SPD, Grüne und Linke verharren auf schwachen Werten.
In der Beliebtheitsskala der Spitzenpolitiker fällt Merz um zehn Punkte auf nur noch 32 Prozent Zustimmung. Einzig Verteidigungsminister Boris Pistorius kann aktuell mehr Menschen überzeugen als enttäuschen.
Ein Start unter Dauerfeuer
Merz’ Problem ist nicht allein die politische Substanz, sondern die Geschwindigkeit, mit der er Vertrauen verspielt hat. Kaum im Amt, steckt er in einer Vertrauenskrise, die normalerweise erst in späten Regierungsjahren entsteht. Die nächsten Monate werden zeigen, ob er die Kurve bekommt – oder ob die Union die 100-Tage-Bilanz als Warnsignal für den Rest der Legislatur begreifen muss.
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