27. Oktober, 2025

Politik

Medwedjew droht – Russland nennt neue US-Sanktionen „Kriegsakt“

Donald Trump zieht im Ukraine-Konflikt die Schrauben an: Die USA verhängen Sanktionen gegen Russlands wichtigste Ölkonzerne, sagen ein Treffen mit Wladimir Putin ab – und provozieren eine heftige Reaktion aus Moskau. Putins Vertrauter Dmitri Medwedjew spricht von einem „Kriegsakt gegen Russland“.

Medwedjew droht – Russland nennt neue US-Sanktionen „Kriegsakt“
Kreml-Insider Dmitri Medwedjew nennt die US-Maßnahmen einen „Kriegsakt gegen Russland“ – und kündigt Vergeltung an.

Trumps Kehrtwende: Von der Gesprächsbereitschaft zur Härte

Noch vor wenigen Wochen hatte Donald Trump im Weißen Haus betont, er wolle den Krieg in der Ukraine „innerhalb von 24 Stunden“ beenden. Jetzt zieht er die härteste wirtschaftliche Maßnahme seiner Amtszeit gegen Moskau: neue Sanktionen gegen Rosneft und Lukoil, die beiden größten Ölkonzerne des Landes.

Offiziell begründet das Weiße Haus die Strafmaßnahmen mit der „anhaltenden Aggression Russlands“ und der Weigerung Wladimir Putins, Friedensgesprächen zuzustimmen. Doch hinter der Entscheidung steckt auch eine politische Botschaft: Trump will zeigen, dass die USA trotz seiner oft widersprüchlichen Rhetorik keine Schwäche gegenüber Moskau zeigen.

Ein für Ende Oktober geplantes Treffen zwischen Trump und Putin wurde abgesagt. Der US-Präsident sagte wörtlich: „Jedes Mal, wenn ich mit Wladimir spreche, ist es ein gutes Gespräch – aber es führt nirgendwo hin.“

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Moskau reagiert mit Wut und Kriegsrhetorik

Die Reaktion aus Russland ließ nicht lange auf sich warten. Außenamtssprecherin Maria Sacharowa nannte die Sanktionen „kontraproduktiv und destruktiv“. Noch drastischer wurde Dmitri Medwedjew, ehemaliger Präsident und heute Vizechef des nationalen Sicherheitsrats: „Die USA sind unser Feind, und ihr redseliger Friedensstifter hat sich nun vollständig auf den Kriegspfad begeben.“

Medwedjew bezeichnete die neuen US-Maßnahmen als „Kriegsakt gegen Russland“ und sprach von einem „Schlag gegen die globale Energieordnung“. Washington habe damit „die Seite des verrückten Europas gewählt“, so der Putin-Vertraute auf Telegram.

Russische Staatsmedien griffen die Rhetorik dankbar auf. Der Tenor: Die USA wollten Russland „ökonomisch vernichten“, während Europa in der Energiekrise „hörig“ bleibe.

Die Macht des Öls – und die neue US-Taktik

Die neuen Sanktionen treffen Russland an empfindlicher Stelle. Rosneft und Lukoil kontrollieren zusammen mehr als 60 Prozent der russischen Rohölförderung und sind zentrale Devisenquellen des Staates. Washington friert Vermögenswerte ein, erschwert internationale Transaktionen und verbietet US-Unternehmen jede geschäftliche Zusammenarbeit mit den beiden Energieriesen.

Für Moskau ist das ein schwerer Schlag: Schon jetzt leidet der Haushalt unter sinkenden Energieexporten und hohen Kriegskosten. Seit Beginn der Invasion 2022 sind die russischen Einnahmen aus dem Ölgeschäft laut Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) um rund 30 Prozent eingebrochen.

Doch Trump geht es nicht nur um Druck – sondern auch um Kontrolle. Mit den Sanktionen will Washington verhindern, dass Russland seine Energie über Umwege und Schattenfirmen in Drittländer exportiert. Analysten sehen darin ein Signal: Die neue US-Regierung greift erstmals wieder zu sekundären Sanktionen, also Maßnahmen gegen Drittländer, die mit Russland Handel treiben.

Europa atmet auf – und fürchtet zugleich die Folgen

In Europa werden die US-Sanktionen offiziell begrüßt, doch hinter den Kulissen herrscht Nervosität. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) sprach in Berlin von einem „starken Signal an Moskau“, warnte aber zugleich vor „Nebenwirkungen für die globalen Energiemärkte“.

Tatsächlich könnte der Schritt die Ölpreise erneut anheizen. Schon nach den ersten Berichten über die Sanktionen stieg der Preis für Brent-Rohöl am Donnerstagmorgen um knapp vier Prozent. Besonders betroffen wäre Europa, das trotz Embargo weiter indirekt russisches Öl bezieht – etwa über Indien und die Türkei.

Ein hochrangiger EU-Diplomat sagte gegenüber der InvestmentWeek: „Trump handelt aggressiv, aber nicht strategisch. Wer den russischen Ölmarkt zu schnell austrocknet, riskiert ein globales Energievakuum.“

Zwischen Symbolpolitik und Machtverschiebung

Die neuen Strafmaßnahmen markieren eine geopolitische Wende: Trump, der Russland in der Vergangenheit mehrfach gelobt hatte, stellt sich nun demonstrativ an die Seite Europas – und des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

Beim Treffen im Weißen Haus zeigte sich Trump versöhnlich: „Die Ukraine wird unterstützt, aber Frieden bleibt das Ziel.“ Hinter verschlossenen Türen soll er laut US-Medien jedoch klare Bedingungen gestellt haben: weniger Korruption, mehr Eigenfinanzierung – und ein sichtbarer Fortschritt an der Front.

Gleichzeitig positioniert sich Washington erneut als energiepolitische Führungsmacht. US-Ölkonzerne profitieren von höheren Weltmarktpreisen, während Russland Absatzmärkte verliert. Die Sanktionen sind damit auch ein Signal an die eigenen Produzenten – und an die Wähler: Amerika verteidigt seine Interessen.

Moskau droht – doch die Optionen sind begrenzt

Putin selbst äußerte sich bislang nicht direkt, ließ aber durch Kremlsprecher Dmitri Peskow ausrichten, Russland werde „angemessen reagieren“. In Moskau ist von „Gegenmaßnahmen“ die Rede – etwa Exportbeschränkungen für seltene Erden, eine strategische Rohstoffwaffe, die bereits im Ukrainekrieg angedeutet wurde.

Tatsächlich aber sind die Handlungsspielräume begrenzt. Russland braucht den Export seiner fossilen Energie dringend – Sanktionen treffen den Staatshaushalt härter als jede symbolische Vergeltung. Beobachter sprechen von einem zunehmenden innenpolitischen Druck, auch weil der Rubel erneut an Wert verliert.

Ein riskanter Balanceakt

Trump riskiert mit seiner Strategie viel: Er will Russland schwächen, ohne die Weltwirtschaft zu destabilisieren, und zugleich Stärke gegenüber China demonstrieren, das Moskau indirekt stützt. Doch je schärfer der Kurs, desto höher das Risiko eines Flächenbrands – wirtschaftlich wie politisch.

Für Europa bleibt der Schritt ein zweischneidiges Signal: Einerseits stärkt er die gemeinsame Linie gegen Russland, andererseits zeigt er, dass die USA unter Trump wieder eigensinniger agieren. Was als Sanktion gegen den Kreml beginnt, könnte am Ende die globalen Märkte treffen – und Europas Energiepolitik ins Wanken bringen.