Chinesischer Einfluss kostet Ceconomy den Platz
Lange galt Ceconomy als fester Bestandteil der deutschen Nebenwerte. Nun ist Schluss – und der Grund liegt nicht in der Geschäftsentwicklung, sondern in den Eigentumsverhältnissen. Der Indexanbieter Stoxx teilte mit, dass der Streubesitz von Ceconomy unter die entscheidende Marke von zehn Prozent gefallen sei. Damit ist die Aktie nicht länger indexfähig.
Auslöser dafür war der Einstieg von JD.com. Der chinesische E-Commerce-Gigant hatte vor wenigen Wochen die Übernahme von Ceconomy angekündigt – ein Schritt, der von Brüssel und dem Bundeskartellamt bereits abgenickt wurde. Damit befindet sich die Mehrheit der Anteile nun in chinesischer Hand.
Übernahme noch nicht endgültig
Ganz abgeschlossen ist der Deal aber noch nicht. Das Wirtschaftsministerium unter Leitung von Katharina Reiche (CDU) prüft derzeit, ob sicherheitspolitische Bedenken bestehen. In den vergangenen Jahren hatte Berlin mehrfach Veto gegen Übernahmen eingelegt, wenn kritische Infrastruktur oder sensible Technologien betroffen waren.
Im Fall Ceconomy dürfte es weniger um nationale Sicherheit als um politische Symbolik gehen: Ein chinesischer Konzern übernimmt die Mutter von Mediamarkt und Saturn – einst Aushängeschilder des deutschen Einzelhandels.

Medios rückt auf – ein unscheinbarer Gewinner
Profiteur des Rückzugs ist Medios. Das Berliner Unternehmen spezialisiert sich auf die Herstellung und den Vertrieb patientenindividueller Arzneimittel, vor allem für seltene Krankheiten und Onkologie. Ein Markt mit hohen Margen und wachsender Bedeutung, der bisher weitgehend unter dem Radar vieler Anleger lief.
Mit dem Aufstieg in den SDAX rückt Medios nun in den Fokus institutioneller Investoren. Indexfonds müssen die Aktie künftig berücksichtigen – ein Faktor, der mittel- bis langfristig für zusätzliche Nachfrage sorgen dürfte.
Unterschiedliche Kursreaktionen
An der Börse verlief der Indexwechsel zunächst unspektakulär: Ceconomy legte am Donnerstagvormittag leicht um 0,3 Prozent auf 4,40 Euro zu, während Medios rund 0,6 Prozent auf 13,68 Euro verlor.
Analysten werten die Bewegungen als kurzfristige Reaktion technischer Händler. Der eigentliche Effekt dürfte sich in den kommenden Wochen zeigen, wenn Fonds ihre Portfolios anpassen.
Symbolischer Wandel im Nebenwerte-Index
Der Wechsel steht exemplarisch für eine Verschiebung an den deutschen Börsen: Industrie- und Handelskonzerne verlieren an Bedeutung, während Biotech- und Pharmatitel zunehmend die Lücken füllen.
Dass ausgerechnet Medios – ein Nischenanbieter für Spezialarzneien – Ceconomy ersetzt, könnte kaum besser in diese Zeit passen. Wo früher Fernseher und Laptops den Kurs bestimmten, zählen heute Wirkstoffe, Lieferketten und Skalierbarkeit.
Ein neuer Spieler im Blickfeld
Für Medios ist der SDAX-Aufstieg mehr als eine Randnotiz. Es ist die Eintrittskarte in die erste Liga der Kapitalmärkte – mit mehr Aufmerksamkeit, mehr Liquidität und höheren Erwartungen.
Ceconomy dagegen steht vor einem ungewissen Kapitel unter chinesischer Regie. Was der Einstieg von JD.com für Strategie, Arbeitsplätze und Unternehmensidentität bedeutet, ist offen. Sicher ist nur: Die Machtverhältnisse im deutschen Einzelhandel – und an der Börse – verschieben sich gerade spürbar.
