25. November, 2025

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Mediobancas Machtspiele rücken das Commerzbank-Poker in ein neues Licht

Im Ringen um die Commerzbank taucht eine Figur auf, die außerhalb Italiens kaum jemand kennt – aber in Mailands Finanzwelt seit Jahrzehnten Übernahmen steuert. Sein Eingreifen erklärt, warum das Geheimtreffen der Bankchefs mehr war als ein formaler Austausch.

Mediobancas Machtspiele rücken das Commerzbank-Poker in ein neues Licht
Wie ein italienischer Strippenzieher das Treffen zwischen UniCredit und Commerzbank arrangierte – und warum das für den Deal entscheidend sein könnte

Ein Treffen, das es offiziell nie gab

In der frühen Phase des Annäherungsversuchs zwischen UniCredit und der Commerzbank kam es zu einem Gespräch, das beide Häuser nicht kommentieren wollen. Zwei CEOs, ein neutraler Ort, keine Protokolle. Doch entscheidend war der dritte Mann im Raum: eine Schlüsselfigur aus Mailands Finanzelite, die seit Jahrzehnten Fusionen vorbereitet, blockiert oder orchestriert.

Dass dieses Treffen überhaupt stattfand, ist ein Hinweis darauf, wie ernst UniCredit den Vorstoß meint – und wie weit die Italiener bereit sind zu gehen, um bei einer möglichen Übernahme die Kontrolle zu gewinnen. Für die Bundesregierung, als größter Einzelaktionär der Commerzbank, ist das ein Spiel auf unbekanntem Terrain.

Mediobanca zieht im Hintergrund erneut die Fäden

Wer die wirtschaftliche Struktur Italiens verstehen will, kommt an Mediobanca nicht vorbei. Die Investmentbank war über Jahrzehnte das Machtzentrum im Hintergrund: Großfamilien wie Agnelli, Benetton oder Del Vecchio bündelten dort ihre Interessen. Mediobanca hielt Beteiligungen an Pirelli, Fiat, Generali – und war in praktisch jeder größeren Transaktion involviert.

Diese Tradition hat zwar an Schlagkraft verloren, doch die Rolle als strategischer Architekt ist geblieben. Unter Vorstandschef Alberto Nagel hat sich das Geschäftsmodell weiterentwickelt, die Einflusslogik aber nicht. Bei entscheidenden Übernahmen steht meist ein Mediobanca-Vertrauter im Hintergrund, der Konflikte entschärft und Allianzen baut.

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Dass genau diese Personalie das Treffen zwischen UniCredit-Chef und Commerzbank-Vorstand arrangierte, ist deshalb mehr als eine Randnotiz. UniCredit sichert sich damit Expertise, Netzwerke und politischen Instinkt – drei Faktoren, die bei einem grenzüberschreitenden Bankendeal über Erfolg oder Scheitern entscheiden.

Die Italiener suchen eine strategische Lücke

UniCredit verfolgt seit geraumer Zeit die Idee, in Deutschland stärker Fuß zu fassen. Der Commerzbank-Vorstoß wäre nicht nur ein Zukauf, sondern ein Angriff auf die europäische Rangordnung. Ein Zusammenschluss würde UniCredit in eine neue Größenklasse heben – und der Bank einen der größten Firmenkundenmärkte Europas öffnen.

Der Zeitpunkt ist günstig: Die Commerzbank arbeitet stabil, aber nicht überragend profitabel, und die Regierung in Berlin ringt mit der Frage, ob eine Teilprivatisierung oder ein strategischer Partner mehr Vorteile bringt. Dass UniCredit frühzeitig zu verdeckten Gesprächen greift, deutet auf eine klare Absicht hin: den deutschen Staat vor vollendete Tatsachen zu stellen.

Mediobancas Beteiligung macht diese Strategie schärfer. Die Bank versteht es wie kaum eine andere, politische und ökonomische Interessen auf Linie zu bringen – ein Vorteil, wenn ein Deal zwischen zwei derart regulierten Branchen vorbereitet wird.

Die politische Dimension wächst mit jeder Bewegung

Eine Commerzbank-Übernahme hätte zwangsläufig politische Konsequenzen. Die Bundesregierung hält über den Finanzmarktstabilisierungsfonds einen signifikanten Anteil und müsste jeder Veränderung zustimmen. Eine italienische Großbank als neuer Eigentümer könnte Diskussionen über Kreditvergabe, Standortentscheidungen oder Beschäftigung anheizen.

Genau deshalb ist das Meeting im Verborgenen so brisant. Es schafft Klarheit über die Rollenverteilung, bevor die offizielle Bühne betreten wird. Ein strukturierter Deal benötigt Monate – die strategische Rahmensetzung beginnt jedoch im kleinen Kreis. Dort wird ausgelotet, welche Bedingungen realistisch sind und welcher politische Preis akzeptabel ist.

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Nagels Machtzentrum ist kleiner geworden – aber nicht unbedeutend

Die Bedeutung Mediobancas hat über die Jahre abgenommen, doch ihr Einfluss auf entscheidende Transaktionen ist nicht verschwunden. Die Bank agiert leiser als früher, aber immer noch gezielt. Nagel pflegt ein Netzwerk, das in Italien seinesgleichen sucht – und das in Europa von vielen Banken ernst genommen wird.

Dass ein solcher Akteur im Commerzbank-Poker auftritt, signalisiert: UniCredit meint es nicht nur ernst, sondern bereitet ein Szenario vor, das über bloßes Interesse hinausgeht. Strategische Vorbereitung, politische Vorarbeit und taktisches Vorgehen – all das gehört zum klassischen Mediobanca-Repertoire.

Die kommenden Wochen entscheiden über die Rollenverteilung

Die Frage, ob UniCredit formell einen Übernahmeversuch wagt, hängt nicht nur von wirtschaftlichen Daten ab. Entscheidend ist, wie solide das Fundament ist, das im Verborgenen gelegt wurde. Das Geheimtreffen deutet darauf hin, dass sich die Italiener früh externe Legitimation sichern wollten – und dass sie bei einem möglichen Angebot auf breite Unterstützung hoffen.

Für die Commerzbank, den deutschen Staat und den gesamten Bankensektor beginnt damit eine Phase erhöhter Spannung. Ein europäischer Bankendeal dieser Größenordnung entsteht selten spontan. Er beginnt fast immer mit einem Gespräch, das eigentlich nicht stattfinden sollte.

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