Italien verhängt Millionenstrafe
Die italienische Wettbewerbsbehörde AGCM verhängte ein Bußgeld von 98,6 Millionen Euro gegen Apple. Der Vorwurf: Der iPhone-Konzern nutze seine dominierende Stellung im App Store aus, um Drittanbieter strukturell zu benachteiligen.
Konkret kritisieren die Regulierer die sogenannte „doppelte Zustimmung“. Entwickler müssen nicht nur Apples eigene ATT-Abfrage implementieren, sondern zusätzlich ihre eigenen Mechanismen zur Einhaltung der DSGVO. Nach Ansicht der Behörde stellt dies eine einseitig auferlegte und unverhältnismäßige Hürde dar, die Apples eigenes Werbe-Ökosystem begünstigt.
Apple wies die Vorwürfe zurück und kündigte umgehend Berufung an. ATT sei ein zentraler Baustein zum Schutz der Privatsphäre der Nutzer und kein wettbewerbswidriges Instrument.

Kein Einzelfall: Europas Linie gegen Apple
Die Entscheidung aus Italien reiht sich in eine Serie europäischer Verfahren ein. Bereits im März 2025 verhängte Frankreich wegen derselben Thematik eine Strafe von 150 Millionen Euro. Auch die European Commission griff im April durch und belegte Apple wegen Verstößen gegen den Digital Markets Act mit einer Strafe von umgerechnet 588 Millionen Dollar.
Für Marktbeobachter ist klar: Apples geschlossenes Ökosystem und die enge Verzahnung von Hardware, Software und Services stoßen in Europa zunehmend an regulatorische Grenzen. Finanziell bleiben die Folgen bislang überschaubar – die italienische Strafe entspricht weniger als 0,03 Prozent des Jahresumsatzes.
Aktie zeigt sich widerstandsfähig
Trotz der negativen Schlagzeilen bleibt die Aktie vergleichsweise stabil. Auf Wochensicht gab das Papier leicht nach, langfristig zeigt sich jedoch keine Panikreaktion. Investoren scheinen die juristischen Risiken derzeit als beherrschbar einzupreisen.
Fundamental liefert Apple weiter starke Zahlen:
- Umsatz: 102,47 Milliarden US-Dollar im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2025
- Ausblick: Für das Weihnachtsquartal erwarten Analysten ein Umsatzwachstum von über 11 Prozent
- Gewinn: Für die Zahlen am 29. Januar 2026 wird ein EPS von 2,67 Dollar prognostiziert
Strategische Weichenstellung im Hintergrund
Angesichts der zunehmenden Auseinandersetzungen mit Aufsichtsbehörden gewinnt auch Apples Personalpolitik an Bedeutung. Ab März 2026 übernimmt Jennifer Newstead, bislang bei Meta Platforms, die Position der Chefjuristin. Ihre Erfahrung im Umgang mit Regulierern gilt als wichtiger Baustein, um Apples Interessen künftig offensiver zu vertreten.
Ausblick für Anleger
Kurzfristig dürfte das Bußgeld aus Italien kaum Auswirkungen auf die Bewertung haben. Mittel- bis langfristig stellt sich jedoch die Frage, wie stark Apples margenstarkes Servicegeschäft durch regulatorische Eingriffe eingeschränkt wird. Der Konzern muss der AGCM innerhalb von 90 Tagen darlegen, welche Anpassungen er plant, während sich das Berufungsverfahren bis weit ins Jahr 2026 ziehen könnte.
Für Anleger bleibt Apple damit ein Spannungsfeld aus operativer Stärke und wachsendem politischem Risiko – ein Thema, das die Aktie auch im kommenden Jahr begleiten dürfte.


