Nach der Ankündigung einer Senkung der deutschen Luftverkehrssteuer ab Mitte des kommenden Jahres blickt die Reise- und Luftverkehrswirtschaft mit Optimismus in die Zukunft. Die Branche erwartet, dass ein vergrößertes Flugangebot in Verbindung mit steigenden Touristenzahlen nicht nur den Luftverkehr, sondern auch die Messewirtschaft maßgeblich beleben wird. Dennoch bleibt die Frage offen, inwieweit diese steuerlichen Vergünstigungen tatsächlich günstigere Ticketpreise für die Fluggäste zur Folge haben werden.
Albin Loidl, Präsident des Deutschen Reiseverbandes, bewertet diese Entwicklung als wichtigen Schritt, um Reisen einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich zu machen. Er äußert die Erwartung, dass auch die Abgaben für Flugsicherung und Luftsicherheit in Zukunft gesenkt werden könnten. Aus seiner Sicht handelt es sich dabei nicht nur um ein wirtschaftliches, sondern auch um ein soziales Anliegen, um insbesondere Familien einen erschwinglichen Urlaub zu ermöglichen.
Die Lufthansa kündigt an, ihr Flugangebot einer genauen Überprüfung zu unterziehen. Die angekündigten steuerlichen Entlastungen sind aus Sicht des Unternehmens entscheidend, um die betriebliche Schlagkraft an deutschen Flughäfen zu sichern. Eine Unternehmenssprecherin deutet an, dass zuvor angedachte Streichungen bestimmter Flugstrecken nun erneut erwogen werden könnten, was den Kunden direkt zugutekommen soll.
Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), hebt hervor, dass die staatlichen Standortkosten für den Luftverkehr um etwa zehn Prozent sinken werden. Dieser Rückgang verspreche erhebliche positive Auswirkungen auf Tourismus, Messewesen und Logistik, die als zentrale Wirtschaftssektoren von dieser Entwicklung profitieren dürften.
Michael O'Leary, Chef des irischen Billigfluganbieters Ryanair, fordert die deutsche Regierung zu stärkeren Maßnahmen auf. Er appelliert an Kanzler Merz, die Luftverkehrssteuer vollständig abzuschaffen, und zwar nach dem Vorbild anderer europäischer Länder, um das Flugangebot an deutschen Flughäfen signifikant auszubauen.
Positive Impulse werden auch für den Geschäftsreisemarkt erwartet. Christoph Ploß, Tourismus-Koordinator der Bundesregierung, prognostiziert eine Zunahme der Geschäftsreisenden. Er sieht in einem wettbewerbsfähigen Luftfahrtstandort in Deutschland klare Vorteile sowohl für die Volkswirtschaft als auch für touristische und geschäftliche Reisebewegungen, insbesondere zugunsten der Messewirtschaft.
Die Gewerkschaft Verdi ruft zu einer umfassenderen Entlastung des europäischen Luftverkehrs auf. Verdi kritisiert, dass nationale Airlines und Flughäfen im Vergleich zu Drittstaaten-Airlines benachteiligt würden. Christine Behle, stellvertretende Vorsitzende von Verdi, fordert, dass europäische Unternehmen nicht durch strengere Regulierungen belastet werden, während internationale Wettbewerber diese Regulierungen umgehen können.