Das ukrainische Militär hat bekanntgegeben, dass es in der Versorgung der belagerten Städte Pokrowsk und Myrnohrad im Osten der Ukraine auf erhebliche Herausforderungen stößt. Ein Sprecher des ukrainischen Generalstabs, Major Andrij Kowaljow, betonte jedoch, dass Berichte über eine vollständige Einkesselung von Myrnohrad unzutreffend seien. Gegenüber der Zeitung 'Ukrajinska Prawda' erklärte Kowaljow, dass die russischen Streitkräfte bislang keine vollständige Kontrolle über die logistischen Routen erlangen konnten. Er wies darauf hin, dass es am Sonntag gelungen sei, die Verteidiger von Myrnohrad mit neuer Munition zu versorgen sowie Soldaten zu verlegen und Verletzte zu evakuieren. Weitere Details zu den Versorgungsproblemen wollte er jedoch nicht offenlegen.
Trotz der offiziellen ukrainischen Darstellungen hegen Experten Zweifel an der tatsächlichen Lage vor Ort. Sie argumentieren, dass die derzeitigen ukrainischen Stellungen weitgehend im Sichtfeld russischer Drohnen liegen, was jede logistische oder militärische Bewegung erheblich erschwert und gefährlich macht. Ungeachtet dieser Bedrohungen führen ukrainische Einheiten ihren entschlossenen Kampf gegen eindringende russische Truppen in Pokrowsk fort, erklärte Kowaljow weiter. Die Lage bleibt besonders unübersichtlich und strategisch bedeutsam, da die Möglichkeit einer Einnahme von Pokrowsk und Myrnohrad nach über einem Jahr intensiver Kämpfe real erscheint. Analysen und Aussagen aus dem ukrainischen Generalstab erwecken nicht selten den Eindruck eines geschickten Zweckoptimismus.
Das russische Verteidigungsministerium präsentierte indessen in seinem Bericht von Montagvormittag eine konträre Sichtweise. Darin wird behauptet, dass die ukrainischen Streitkräfte bei Pokrowsk und Myrnohrad abgeschnitten seien und dass sämtliche Versuche, die Belagerung von außen zu durchbrechen, erfolglos geblieben sind. Zudem meldet Moskau Fortschritte der russischen Truppen in Pokrowsk und in der nahegelegenen Ortschaft Hnatiwka. Dennoch gelten auch diese russischen Berichte häufig als übertrieben. Die einst blühende Bergbaustadt Pokrowsk, die vor Beginn des Konflikts rund 60.000 Einwohner zählte, ist durch ihre Funktion als Eisenbahnknotenpunkt von wachsender strategischer Bedeutung, obwohl sie mittlerweile fast vollständig zerstört ist. Der Krieg hat die Stadt zu einem Brennpunkt im anhaltenden Konflikt gemacht, was die humanitären und strategischen Herausforderungen weiter verschärft.