17. August, 2025

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Lithium-Revolution in Australien – wie ein Norweger das Spiel verändert

Während der Rohstoffboom in Down Under Fahrt aufnimmt, liefert Tomra aus Norwegen die entscheidende Technologie: Eine unscheinbare Sortiermaschine wird zum Gamechanger für Pilbara Minerals.

Lithium-Revolution in Australien – wie ein Norweger das Spiel verändert
Tomras sensorgestützte Sortiermaschine steigert die Lithiumproduktion bei Pilbara Minerals um 77 % – und senkt gleichzeitig die Betriebskosten um zehn Prozent.

Wenn es um Lithium geht, schaut die Welt nach Australien. Doch wer hinsieht, entdeckt inmitten des Booms ein norwegisches Unternehmen, das dort leise, aber wirksam den Unterschied macht.

Tomra Systems kennt man in Europa vor allem wegen der Pfandautomaten im Supermarkt. Doch dass die Norweger auch im globalen Rohstoffgeschäft ein Wörtchen mitreden, überrascht viele.

In der weltweit größten Lithium-Sortieranlage in Pilgangoora, im Westen Australiens, sorgt seit Kurzem eine sensorbasierte Sortiermaschine von Tomra für eine kleine industrielle Zeitenwende. Statt nur zu helfen, trennt sie – Abfall von Zukunft. Und damit steigert sie die Effizienz so sehr, dass sogar Analysten aufhorchen.

77 Prozent mehr Lithium – und weniger Abfall

Die Zahlen, die der australische Betreiber Pilbara Minerals für das Juni-Quartal 2025 vorgelegt hat, sind beeindruckend: ein Produktionsplus von 77 Prozent im Vergleich zum Vorquartal – und das bei gleichzeitig um zehn Prozent gesunkenen Betriebskosten.

Quelle: Eulerpool

Beides führt der Konzern direkt auf zwei Faktoren zurück: die sogenannte P1000-Erweiterung der Anlage und die Integration der Tomra-Technologie. Letztere ist verantwortlich für die verbesserte Rohstoffausbeute – also genau das, worauf es bei Lithium derzeit ankommt.

Denn Lithium ist nicht gleich Lithium. Der Rohstoff steckt oft in komplexen Gesteinsverbindungen, die schwer zu sortieren und aufwendig zu verarbeiten sind. Je früher im Prozess Schutt, Staub und taubes Material aussortiert werden, desto höher ist die Ausbeute am Ende – und desto geringer der Energieverbrauch. Genau hier greift die sensorbasierte Sortierlösung von Tomra ein.

Sortieren mit Sensor statt Schaufel

Was wie ein technisches Detail klingt, ist in Wahrheit ein Wettbewerbsvorteil mit Substanz. Tomras Maschinen arbeiten mit modernsten Sensoren, die Gestein in Echtzeit analysieren und sortieren – automatisiert, präzise und mit minimalem Energieeinsatz.

Durch präzise Vorab-Sortierung trennt Tomra in Australien taubes Gestein von lithiumhaltigem Material – und spart so Energie, Wasser und CO₂.

Anders als bei herkömmlichen Verfahren wird nicht erst nach dem Mahlen und Aufbereiten entschieden, was verwertbar ist, sondern bereits vor dem nächsten Verarbeitungsschritt. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld – und reduziert die Umweltbelastung.

Für Pilbara Minerals bedeutet das: weniger Abraum, effizientere Ressourcennutzung, bessere Qualität im Endprodukt. Und für Tomra: eine Referenzanlage, die weltweit Beachtung findet.

Der stille Star im Rohstoffrausch

Während Konzerne wie Albemarle, Ganfeng oder Allkem regelmäßig im Fokus der Lithium-Fantasien stehen, fliegt Tomra unter dem Radar. Dabei ist die Firma längst mehr als ein Anbieter von Rücknahmesystemen für Plastikflaschen.

Im Geschäftsjahr 2024 erzielte das Unternehmen rund 25 Prozent seines Umsatzes mit Industriesortierung – darunter auch im Bergbau. Und genau dieser Bereich wächst derzeit dynamischer als erwartet.

Denn die Welt braucht Lithium – viel Lithium. Für Elektroautos, für Batterien, für den Umbau der Energiesysteme. Und sie braucht es schneller, sauberer, günstiger. Wer in diesem Wettlauf Maschinen liefert, die Material und Umwelt gleichermaßen schonen, wird nicht nur als Zulieferer gebraucht, sondern als strategischer Partner geschätzt. Genau in dieser Rolle positioniert sich Tomra jetzt klug.

Langfristig aussichtsreich – auch an der Börse

Die Aktie des Unternehmens wird an der Börse traditionell hoch bewertet – nicht zuletzt wegen seiner Innovationskraft und klaren Positionierung im Nachhaltigkeitssegment. Anleger, die auf das Thema Recycling und Rohstoffeffizienz setzen, haben Tomra längst auf dem Zettel. Für alle anderen könnte das Engagement im australischen Lithiumgeschäft ein Weckruf sein.

Die Technologie ist skalierbar, die Nachfrage nach effizienten Sortierlösungen steigt. Die Referenzanlage in Pilgangoora könnte daher nur der Anfang sein – auch in anderen Teilen der Welt stehen ähnliche Projekte an. Tomra dürfte mit seiner Erfahrung, seinem Ruf und seiner Technologie bestens aufgestellt sein, um davon zu profitieren.

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