Warum der Einbruch im Short-Interest ein Signal für die nächste Bitcoin-Bewegung sein könnte
Der Kryptomarkt zeigt Schwäche, Bitcoin verliert an Höhe – und ausgerechnet jetzt räumen die Leerverkäufer das Feld. Der iShares Bitcoin Trust (IBIT) von BlackRock verzeichnet einen historischen Rückzug der Short-Positionen. Was zunächst widersprüchlich klingt, folgt einer klaren Logik. Und die Vergangenheit zeigt: Solche Phasen waren selten das Ende einer Rally – häufiger ihr Beginn.

Das Short-Interest bricht ein, obwohl der Markt unter Druck steht
Bloomberg-Analyst Eric Balchunas meldet einen nahezu kollabierten Bestand leerverkaufter IBIT-Anteile. Die Quote, zuletzt bei rund zwei Prozent, ist auf einen marginalen Rest zusammengeschrumpft. Professionelle Händler schließen ihre Wetten gegen Bitcoin – ausgerechnet jetzt, da der Kurs fällt.
Das Muster ist bekannt: Short-Positionen werden aufgebaut, solange Kurse stark sind. Sobald eine Korrektur einsetzt, werden Gewinne mitgenommen und Risiken reduziert.
Dass dieser Mechanismus jetzt so ausgeprägt sichtbar wird, zeigt zweierlei: Erstens liefern die Rückgänge im Kryptomarkt keine Impulse für einen Crash. Zweitens erwarten institutionelle Händler offenbar keine anhaltende Abwärtsdynamik. Ein Verhalten, das in früheren Zyklen unmittelbar vor größeren Kursanstiegen zu beobachten war.
Die Historie spricht für ein Comeback – und sie ist eindeutig
Balchunas verweist auf einen statistischen Befund, den kaum ein anderes Asset dieser Größenordnung vorweisen kann: Bitcoin ist nach jedem schweren Einbruch wieder auf neue Höchststände geklettert.
Die Korrektur im Frühjahr liefert ein Beispiel. Damals stürzte Bitcoin von 109.000 Dollar auf unter 75.000 Dollar – ausgelöst durch Handelskriegssorgen. Das Short-Interest fiel während der Schwächephase drastisch, bevor der Kurs in den folgenden zwei Monaten um mehr als 50 Prozent auf 112.000 Dollar sprang.
Aktuell zeigt sich ein nahezu identisches Muster. Der Markt fällt, die Leerverkäufer decken sich ein – und die langfristigen Halter kaufen weiter zu.
Milliarden fließen aus Krypto-ETPs ab, aber nicht alle Anleger drehen ab
Fundamental steht Bitcoin unter Druck. CoinShares meldet globale Abflüsse von 1,9 Milliarden Dollar aus Krypto-ETPs – der stärkste Abfluss seit Jahren.
Die USA tragen den Löwenanteil: 1,2 Milliarden Dollar wurden von dort abgezogen, davon fast 1,1 Milliarden aus BlackRocks IBIT.
Doch die Abflüsse zeigen nicht das ganze Bild.
Während kurzfristige Anleger Kapital aus dem Markt ziehen, steigen langfristige Halter wieder ein. Zum Ende der Woche meldeten die Bitcoin-ETPs erstmals wieder Zuflüsse. Auch das ist typisch: In Phasen hoher Volatilität rutschen kurzfristig orientierte Anleger aus dem Markt, während strategische Investoren Positionen aufbauen.
Das Chartbild bleibt angeschlagen, aber wichtige Marken sind in Sicht
Technisch bleibt Bitcoin angeschlagen. Der Kurs hat die 95.000-Dollar-Marke verloren, eine Zone, die zuletzt als Stabilitätsanker fungierte.
Ein erneuter Anstieg darüber wäre ein erstes Signal, dass der Markt wieder ins Gleichgewicht findet. Entscheidend ist, ob es gelingt, die jüngste Verkaufswelle abzufedern und die strukturellen Käufer erneut zu aktivieren.

Professionelle Investoren müssen Risiko neu bewerten
Die enge Verflechtung zwischen Aktien- und Kryptomarkt verstärkt derzeit jede Bewegung. Fällt Bitcoin, steigen die Risikoaufschläge für Krypto-ETPs, was wiederum zu weiteren Abflüssen führt.
Für professionelle Händler ist die Lage eindeutig risikobehaftet: Sie profitieren nicht von exponentiellen Gewinnen wie Aktionäre – sie erhalten nur Zinszahlungen und Rückzahlungsversprechen. Ein einziger Fehler im Timing kann Verluste auslösen.
Trotzdem ziehen sie sich gerade zurück. Nicht aus Angst, sondern weil die bisherige Abwärtsbewegung aus ihrer Sicht genügend Rendite geboten hat. Ihr Verhalten ist ein Indikator, dass der Markt den größten Teil der Korrektur hinter sich haben könnte.
Der Markt steht vor der Frage, ob das Muster ein weiteres Mal greift
Der Rückzug der Leerverkäufer lässt sich unterschiedlich interpretieren:
als Vorsichtsmaßnahme – oder als Beginn einer neuen Phase, in der Angebot und Nachfrage neu austariert werden.
Die Historie legt nahe, dass solche Konstellationen selten in tiefere Crashs münden. Häufig markieren sie Wendepunkte.
Bitcoin ist ein Markt, der in Extremen lebt. Doch in all seinen Zyklen hat eines immer gegolten: Wenn die Spekulanten verschwinden, wird der Markt plötzlich leise. Und genau in diesen Momenten haben die großen Bewegungen begonnen.



