Deutschland schien während der Corona-Pandemie zur Radfahrnation zu werden: Überfüllte Fahrradläden, Lieferengpässe, hohe Gebrauchtpreise.
Der große Gewinner: das Dienstrad-Leasing. Arbeitgeber nutzten es zur Mitarbeiterbindung, Arbeitnehmer freuten sich über steuerlich begünstigte E-Bikes.
Doch der Boom ist vorbei – und was bleibt, ist ein übersättigter Markt mit steigendem Druck auf Händler und Anbieter.
Leasing-Markt wächst langsamer – Jobrad & Co. kämpfen um Kunden
Noch vor wenigen Jahren galt Fahrradleasing als Nischenthema. Heute gehört es zum Standard-Benefit vieler Unternehmen. Laut Branchenverband Zukunft Fahrrad e.V. liegt der Umsatz der Leasinganbieter zwar noch leicht über Vorjahresniveau – das explosive Wachstum aber ist vorbei.
Selbst Marktführer Jobrad erwartet für 2025 nur noch moderates Wachstum, nachdem man in den Vorjahren jeweils über eine Milliarde Euro Umsatz verbuchen konnte.
Die Gründe für den Abschwung sind vielschichtig: Viele Großkunden haben sich bereits für einen Anbieter entschieden, der Wettbewerb um die restlichen Unternehmen ist brutal. Kleine und mittelgroße Betriebe lassen sich schwieriger erschließen – das macht Kundenakquise teurer und aufwendiger.

Neue Anbieter, aggressive Prämien: Der Kampf um die Arbeitgeber hat begonnen
Besonders der Markteintritt von Linexo, einer Tochter der Versicherungsgruppe Wertgarantie, hat Bewegung in den Markt gebracht.
Mit aggressiven Fangprämien – 1.000 Euro für jeden gewonnenen Arbeitgeber mit mindestens fünf Mitarbeitenden – greifen neue Anbieter direkt den Vertriebskanal Fahrradhandel an. Auch Bikeleasing und Jobrad kontern mit Prämien, Cashbacks und Sonderaktionen.
Der Händler wird so zur Schlüsselfigur – und zum umkämpften Ziel.
„Für viele Fachhändler ist Leasing inzwischen überlebenswichtig – gerade im Bereich hochpreisiger E-Bikes“, sagt Robert Peschke, Geschäftsführer der bundesweit vertretenen Kette Little John Bikes. Wer sich den Spielregeln der Leasinganbieter nicht beugt, riskiert Ausschluss von Programmen oder schlechtere Konditionen.
Überforderung im Handel, Frust an der Kasse
Der Wildwuchs an Anbietern bringt auch Probleme: Händler berichten von Kunden, die mit Leasingangeboten unbekannter Plattformen in die Geschäfte kommen – eine Herausforderung für Beratung und Abwicklung. Kleine Händler haben oft weder die Ressourcen noch das Know-how, um mit der Vielzahl an Modellen und Anforderungen umzugehen.
Peschke hat eigens ein Leasing-Team aufgebaut, das neue Anbieter aufschaltet und Arbeitgeberkontakte herstellt. Für kleine Betriebe ist das kaum leistbar. „Das Leasinggeschäft ist kein Selbstläufer mehr“, sagt er. „Es ist ein hartes, operatives Vertriebsmodell geworden.

Für wen lohnt sich Fahrrad-Leasing überhaupt noch?
Zwar profitieren Endkunden weiter von steuerlichen Vorteilen, doch Experten warnen: Wer über Gehaltsumwandlung least, kann damit auch seine spätere Rente schmälern. Derzeit rückt zudem stärker die Frage in den Fokus, wie nachhaltig Leasing wirklich ist – nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch.
Dennoch: Der Markt bietet noch Potenzial. Sowohl Linexo als auch Jobrad sehen bei mittelständischen Unternehmen und Selbstständigen Wachstumsmöglichkeiten.
Auch bestehende Unternehmenskunden könnten noch stärker aktiviert werden. Laut Branchenverband Zukunft Fahrrad könnte sich der Markt bis 2030 sogar noch einmal verdoppeln.
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