31. Dezember, 2025

KI

Künstliche Intelligenz: Zwischen Blasenangst und strukturellem Wachstum

Die Angst vor einer Blase dominiert die Debatte über Künstliche Intelligenz. Doch vielleicht liegt das größere Risiko darin, das Wachstum zu früh abzuschreiben.

Künstliche Intelligenz: Zwischen Blasenangst und strukturellem Wachstum
Investoren fürchten eine KI-Blase. Doch Knappheit, schnelles Wachstum und neue Geschäftsmodelle sprechen für einen langen Boom mit Rückschlägen.

Die Frage treibt Investoren um wie kaum eine andere: Steuert der Boom der Künstlichen Intelligenz auf eine gewaltige Blase zu, die unweigerlich platzt? Oder erleben die Märkte gerade erst den Anfang einer Entwicklung, die sich über Jahre trägt und dabei ihre eigene Logik entfaltet?

Die Skepsis ist prominent besetzt. Michael Burry wettet auf einen Absturz der Tech-Aktien. Howard Marks sieht KI als mögliches Epizentrum eines neuen Börsenbebens. Seth Klarman warnt vor unerfahrenen Anlegern, die zu überzogenen Preisen einsteigen. Das gemeinsame Argument lautet Überinvestition: Zu viel Kapital fließt in Infrastruktur, deren Rendite ungewiss ist.

Doch was, wenn diese Annahme zu kurz greift?

Investitionen eilen den Erlösen voraus – das ist kein Novum

Dries Dury vom Assetmanager DPAM hält die Blasenlogik für voreilig. Seine These ist nüchtern: Plattformmärkte funktionieren so. Erst werden Nutzer und Kapazitäten aufgebaut, dann folgt die Monetarisierung. Das war bei Netflix, Spotify und Uber nicht anders.

Übertragen auf KI bedeutet das: Dass Einnahmen hinter Investitionen zurückbleiben, ist kein Warnsignal, sondern Teil des Entwicklungsmodells. Wer daraus eine Blase ableitet, verkennt die Dynamik digitaler Netzwerkeffekte.

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Knappheit statt Überangebot verändert die Gleichung

Klassische Börsenübertreibungen zeichnen sich durch Überkapazitäten aus. Im KI-Sektor zeigt sich das Gegenteil. Hochleistungsprozessoren sind voll ausgelastet, Speicher und Hochbandbreiten-Komponenten knapp, Stromanschlüsse und Genehmigungen bremsen den Ausbau.

Dury verweist auf TSMC, das fehlende Kapazitäten für fortschrittliche Chips meldet. Diese Engpässe wirken wie eine natürliche Bremse gegen maßlose Überinvestitionen. Sie verhindern, dass Kapital unkontrolliert in Leerlauf fließt.

Die zweite Reihe wächst schneller als früher

Ein weiterer blinder Fleck der Blasendebatte ist der Fokus auf die US-Tech-Giganten. Abseits von Big Tech entstehen KI-First-Unternehmen, die schneller skalieren als frühere Softwaregenerationen. Junge Firmen erreichen innerhalb von ein bis zwei Jahren wiederkehrende Jahresumsätze von 100 Millionen US-Dollar – ein Tempo, das klassische Software-as-a-Service-Modelle früher kaum kannten.

Das spricht nicht für einen ausgedünnten Markt, sondern für eine Produktivitätsspirale, die sich selbst verstärkt. KI senkt Entwicklungszeiten, automatisiert Vertrieb und beschleunigt die Skalierung. Das verändert die Ökonomie des Wachstums.

Blase und Transformation schließen sich nicht aus

Die Wahrheit liegt vermutlich zwischen Alarmismus und Euphorie. Bret Taylor bringt die Ambivalenz auf den Punkt: KI wird die Wirtschaft transformieren, und gleichzeitig werden viele Investoren Geld verlieren. Beides kann zugleich wahr sein.

Ein Teil der heutigen KI-Firmen wird verschwinden. Andere werden die Grundpfeiler ganzer Branchen neu setzen. Viele künftige Gewinner existieren vermutlich noch gar nicht. Das ist kein Zeichen eines Endes, sondern eines Umbruchs.

Die eigentliche Gefahr liegt vielleicht nicht in einer platzenden Blase, sondern darin, den strukturellen Wandel zu unterschätzen. Wenn KI tatsächlich Produktivität, Geschäftsmodelle und Märkte nachhaltig verändert, dann könnte der Boom nicht abrupt enden – sondern sich leiser fortsetzen, mit Rückschlägen, Rotation und neuen Gewinnern. Genau das macht ihn so schwer einzuordnen.

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