Roderich Kiesewetter, ein führender Außenpolitiker der CDU, hat sich kritisch über das kürzlich stattgefundene Gipfeltreffen zwischen dem US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geäußert. Das Treffen, das in Alaska stattfand, brachte seiner Einschätzung nach ernüchternde Ergebnisse. Im Gespräch mit dem ARD-„Morgenmagazin“ erklärte Kiesewetter, dass es eher einem „schwarzen Freitag“ glich, da weder ein Waffenstillstand noch ernsthafte Konsequenzen erreicht wurden. Stattdessen sei lediglich eine Einladung an Putin zu einem weiteren Treffen in Moskau ausgesprochen worden.
Kiesewetter kritisierte insbesondere die Tatsache, dass Putins Hauptanliegen anscheinend nicht ernsthafte diplomatische Verhandlungen waren, sondern vielmehr die Verbesserung seines Ansehens auf der internationalen Bühne. Diese Strategie sei voll aufgegangen, so Kiesewetter, da Putin nach dem Treffen gestärkt und rehabilitiert wirke, während sich der zugrunde liegende Konflikt unverändert fortsetze.
Im Gegensatz dazu hob Kiesewetter den Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus hervor. Trumps Verhalten dabei wurde als ausgesprochen herablassend empfunden, und die Behandlung Selenskyjs stünde in starkem Kontrast zu dem "roten Teppich", der Putin ausgerollt wurde. Selenskyj sei im Februar beinahe wie der Vertreter eines Verbrecherstaates behandelt worden, was die unterschiedlichen Umgangsweisen deutlich mache.
Vor diesem Hintergrund sieht Kiesewetter die Europäische Union in einer Schlüsselrolle. Der Zeitpunkt zum Handeln sei für die Europäer nun gekommen. Es sei offensichtlich, dass Trump kein echtes Interesse an einer stärkeren Einbindung der USA in die Lösung der Ukraine-Krise habe. Daher müsse Europa eigenverantwortlich handeln, sich von der Abhängigkeit der USA emanzipieren und selbstständig Initiativen ergreifen. Dies bedeute, die Luftverteidigung über der Westukraine zu organisieren und militärische Unterstützung zu bieten. Diplomatische Lösungen setzten Stärke voraus, und Europa habe in der Vergangenheit zu oft auf die Unterstützung Washingtons gebaut.
Zusammenfassend endete das Treffen zwischen Trump und Putin ohne greifbare Fortschritte. Während Trump von angeblichen Einigungen sprach, fehlten konkrete Details über deren Inhalt. Auch Putin sprach nebulös von möglichen Vereinbarungen als Ausgangspunkt für eine Lösung des Ukraine-Konflikts, ließ jedoch ebenfalls jegliche Klarheit vermissen. Diese vagen Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit für Europa, aktiv und selbstbewusst in die Lösung internationaler Konflikte einzugreifen.