23. Dezember, 2025

Märkte

Kommt schon die nächste Halbleiterkrise?

Der KI-Boom treibt die Preise für Speicherchips in extreme Höhen. PCs, Smartphones und Konsolen werden teurer – und Entspannung ist vorerst nicht in Sicht.

Kommt schon die nächste Halbleiterkrise?
Der KI-Boom lässt die Preise für Arbeitsspeicher und Festplatten explodieren. Verbraucher zahlen deutlich mehr für Technik.

Der Preisschock kommt zur Unzeit. Wer kurz vor Weihnachten einen neuen Gaming-PC, ein Notebook oder eine Spielekonsole kaufen will, erlebt derzeit eine böse Überraschung. Geräte, die vor wenigen Monaten noch als Schnäppchen galten, kosten plötzlich deutlich mehr. Einsteiger-PCs verteuern sich um rund ein Viertel, High-End-Rechner liegen mehrere Hundert Euro über den früheren Preisen. Die Technik ist identisch, nur der Preis nicht.

Was viele Käufer erst an der Kasse bemerken, hat seinen Ursprung tief in den globalen Lieferketten. Die Preise für Speicherchips explodieren – und mit ihnen die Kosten für nahezu alle elektronischen Geräte. In der Branche ist bereits von der nächsten Halbleiterkrise die Rede. Diesmal geht es nicht um Prozessoren, sondern um das digitale Gedächtnis der Geräte.

Speicher wird zum Engpass der IT-Industrie

Arbeitsspeicher ist das Herz jedes Computers. Ohne ihn läuft kein Betriebssystem, keine App, kein Spiel. Genau dieser Baustein ist plötzlich knapp. Standardmodule mit 16 Gigabyte, die vor einem halben Jahr noch rund 50 Euro kosteten, liegen inzwischen teils beim Vierfachen. Besonders betroffen sind moderne DDR5-Module, deren Preise sich innerhalb weniger Monate vervielfacht haben.

Auch Analysten sehen keinen kurzfristigen Ausweg. Für Notebooks werden Preissteigerungen von fünf bis 15 Prozent erwartet, bei Smartphones könnten es bis zu zehn Prozent werden. Selbst bei Produkten, die sonst schnell günstiger werden, bleibt der übliche Preisverfall aus.

Konsolen und PCs geraten unter Druck

Die Preiswelle trifft nicht nur klassische Computer. Spielekonsolen sind besonders anfällig, weil Speicherchips dort bis zu ein Drittel der Materialkosten ausmachen. Rabattaktionen, wie sie im Sommer noch üblich waren, sind verschwunden. Im Jahresvergleich kosten viele Modelle inzwischen zehn bis 15 Prozent mehr.

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PC-Hersteller stehen vor einem Dilemma. Die gestiegenen Kosten lassen sich nicht vollständig auffangen. Erste Manager schließen Preiserhöhungen offen nicht mehr aus. Andere erwägen, Geräte mit weniger Speicher auszuliefern – ein Schritt, der die Attraktivität der Produkte spürbar senken würde.

KI saugt den Markt leer

Der Auslöser der Krise steht nicht in den Wohnzimmern, sondern in den Rechenzentren. Der weltweite Boom der künstlichen Intelligenz treibt den Ausbau gigantischer Serverfarmen voran. Diese Anlagen verschlingen Speicher in bislang unvorstellbaren Mengen. Sprachmodelle, Bildgeneratoren und Datenanalysen benötigen riesige Kapazitäten – sowohl schnellen Arbeitsspeicher als auch Massenspeicher.

Die Hersteller können darauf kaum reagieren. Speicherfabriken sind Milliardenprojekte mit langen Vorlaufzeiten. Neue Kapazitäten lassen sich nicht kurzfristig hochfahren. In vielen Werken ist die Produktion bereits bis weit ins Jahr 2026 ausverkauft.

Wenige Anbieter, viel Marktmacht

Der Markt ist stark konzentriert. Drei Hersteller dominieren den Großteil des globalen Speichermarktes. Diese Konstellation verstärkt den Preisdruck. Wenn die Nachfrage explodiert und das Angebot begrenzt bleibt, können Preise durchgesetzt werden, die vor wenigen Jahren noch undenkbar waren.

Besonders lukrativ ist derzeit Hochleistungsspeicher für KI-Anwendungen. Dieses sogenannte High Bandwidth Memory gilt als eines der margenstärksten Produkte der Branche. Entsprechend priorisieren die Hersteller dessen Produktion – zulasten klassischer PC- und Notebook-Speicher.

Teurer wird nicht nur der Arbeitsspeicher

Die Knappheit greift auf andere Komponenten über. Auch SSDs verteuern sich spürbar, teils um bis zu 50 Prozent. Der Grund ist ähnlich: KI-Anwendungen benötigen enorme Mengen an schnellen Datenspeichern für Trainingsdaten. Selbst klassische Festplatten erleben eine Renaissance und steigen im Preis, weil sie als Ausweichlösung wieder stärker nachgefragt werden.

Damit wird der gesamte Speicherkomplex zum Kostentreiber der IT-Industrie. Prozessoren, Displays und Gehäuse spielen preislich kaum noch die Hauptrolle – entscheidend ist das Gedächtnis.

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Warum der Zyklus diesmal anders verlaufen könnte

Historisch folgte auf Knappheit meist Überproduktion und anschließend ein Preisverfall. Dieser Zyklus prägte das Speicherchipgeschäft jahrzehntelang. Doch der KI-Boom könnte diese Logik durchbrechen. Rechenzentren gelten als strategische Infrastruktur. Die Nachfrage ist langfristig angelegt und weniger konjunkturabhängig.

Analysten halten es deshalb für möglich, dass die Preise länger hoch bleiben als in früheren Zyklen. Selbst eine wirtschaftliche Abschwächung müsste die Investitionen in KI-Infrastruktur nicht sofort bremsen. Für Verbraucher ist das eine schlechte Nachricht.

Entspannung frühestens Ende 2026

In der Branche rechnet kaum jemand mit einer schnellen Normalisierung. Frühestens Ende 2026 könnte sich die Lage entspannen, falls neue Fabriken ans Netz gehen und die Nachfrage nicht weiter eskaliert. Bis dahin bleibt Speicher teuer – und mit ihm fast jedes elektronische Gerät.

Für Käufer heißt das: Geduld ist derzeit die günstigste Option. Wer nicht zwingend aufrüsten muss, fährt besser damit, vorhandene Geräte länger zu nutzen. In einer Welt, in der Speicher zum neuen Gold geworden ist, wird selbst digitales Gedächtnis zum Luxusgut.

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