Im Vorfeld des mit großer Spannung erwarteten Stahlgipfels im Kanzleramt, erhob Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) klare Forderungen, um ein starkes Signal gegen Russland zu senden. In seiner Erklärung plädiert er eindringlich für ein sofortiges Importverbot von russischen Stahlprodukten. Im Fokus stehen dabei die umstrittenen Stahlbrammen, die trotz bestehender Sanktionen weiterhin in der Europäischen Union verarbeitet werden können. Klingbeil äußerte große Besorgnis über die Auswirkungen auf die heimische Stahlindustrie und rief zu entschlossenen Maßnahmen auf, um deren Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Darüber hinaus betonte der Vizekanzler die Notwendigkeit eines verstärkten europäischen Patriotismus, um wirksam den Herausforderungen der globalen Überkapazitäten und dumpender Preise zu begegnen. Er forderte eine verstärkte lokale Produktion und hob die Bedeutung von klimafreundlichem und hochwertigem Qualitätsstahl aus Europa, besonders aus Deutschland, hervor. Sein Fokus liegt darauf, heimische Produkte insbesondere in Schlüsselbereichen wie der Infrastruktur und der Automobilindustrie zu priorisieren, um die europäische Wirtschaft zu stärken.
Am 6. November ist unter der Leitung von Kanzler Friedrich Merz (CDU) ein Gipfel geplant, bei dem Vertreter der Stahlindustrie und Politiker aus stahlproduzierenden Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Brandenburg und dem Saarland zusammenkommen werden. Themen wie Resilienz, Handelsbeziehungen und die aktuellen Energiepreise stehen im Mittelpunkt der Gespräche. Zu den Teilnehmern zählen auch Vizekanzler Klingbeil, Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) sowie Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD), die ihre Unterstützung für die Branche bekräftigen.
Arbeitsministerin Bas unterstrich die Bestrebungen der Regierung, die industriellen Grundlagen Deutschlands zu sichern und versprach, günstige Rahmenbedingungen zu schaffen sowie hohe Investitionen zu tätigen. Gleichzeitig forderte sie von den Unternehmen mehr Engagement in der Produktion vor Ort, um den Standort Deutschland zu fördern und zu sichern.
Die Herausforderungen für die deutsche Stahlindustrie sind dabei vielschichtig: Eine schwächelnde Automobilindustrie, steigende Energiepreise sowie der Druck durch Billigimporte, insbesondere aus China, belasten die Unternehmen. Hinzu kommen die finanziellen Herausforderungen, die durch die Umstellung auf klimafreundliche Produktion entstehen. Zusätzlich erschweren hohe Zölle auf Exporte in die USA die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Stahlproduzenten.
Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, hat die EU-Kommission Maßnahmen zur Verteidigung der heimischen Stahlindustrie angekündigt. Diese umfassen unter anderem die Halbierung der zollfreien Importe und eine Erhöhung des Zollsatzes auf 50 Prozent. Diese Vorschläge bedürfen jedoch noch der Zustimmung der EU-Mitgliedstaaten. Zusätzlich plant die Bundesregierung, einen niedrigen, subventionierten Industriestrompreis einzuführen. Die Gewerkschaft IG Metall fordert darüber hinaus, bei Investitionen in die Infrastruktur vorrangig heimischen Stahl zu verwenden, um die lokale Wirtschaft nachhaltig zu unterstützen.