13. Juni, 2025

Börse

Kleine Kaliber, große Gewinne? Drei Nebenwerte zielen auf den Rüstungsboom ab

Europas neue Verteidigungsrealität bringt nicht nur Rheinmetall & Co. nach vorn – auch kleine Aktien dürften jetzt scharf geschaltet sein. Drei Beispiele, bei denen sich der Blick in die zweite Reihe lohnen könnte.

Kleine Kaliber, große Gewinne? Drei Nebenwerte zielen auf den Rüstungsboom ab
Kursrakete mit Absturz: Steyr Motors stieg im März kurzfristig von 13 auf 430 Euro – ein spekulativer Hype, der vielen Anlegern Verluste einbrockte.

Steyr, Concurrent, Avio. Wer heute an Rüstungsaktien denkt, hat diese Namen wahrscheinlich nicht auf dem Radar. Und das dürfte sich ändern.

Denn während sich die Aufmerksamkeit an der Börse auf Milliardenkonzerne wie Rheinmetall, Renk oder Hensoldt richtet, arbeiten sich kleinere Player leise in die Lieferketten für Panzer, Raketen und KI-Technologien vor. Mitunter deutlich dynamischer.

Steyr Motors: Vom Penny-Stock zum Panzerlieferanten

Die Aktie von Steyr Motors ist das, was Analysten eine Achterbahnfahrt nennen. Von 13 auf 430 Euro binnen Wochen, nur um dann wieder auf 52 Euro zu fallen.

Der österreichische Motorenbauer liefert Spezialaggregate für militärische Fahrzeuge und Panzerantriebe – und sitzt damit mitten in der neuen Beschaffungspolitik der NATO-Staaten.

Quelle: Eulerpool

Das Unternehmen, das in der Vergangenheit oft am Rande des Markts agierte, wird jetzt zur Schaltstelle europäischer Verteidigungspolitik. 50 Prozent Umsatzwachstum pro Jahr lautet die eigene Prognose.

Ein ambitioniertes Ziel, aber angesichts der vollen Auftragsbücher nicht unrealistisch. Das aktuelle KGV liegt bei 26, im nächsten Jahr erwartet der Markt nur noch 16.

Der Haken: Die Bewertung hinkt nicht nur wegen des Kurssturzes. Die Firma ist klein, der Freefloat überschaubar, die Historie an der Börse eher chaotisch. Trotzdem: Wer an eine langfristige Militarisierung Europas glaubt, kommt an Zulieferern wie Steyr nicht vorbei. Und wer weniger Risiko möchte, kann indirekt via Mutares investieren. Die Beteiligungsgesellschaft hält 23 Prozent.

Concurrent Technologies: Wenn der Chip über den Sieg entscheidet

Noch unbekannter, aber nicht weniger interessant ist Concurrent Technologies. Das britische Unternehmen baut Hochleistungsrechner für Rüstungselektronik – etwa für Flugzeuge, U-Boote oder modernisierte Kommandozentralen. Kunden wie BAE Systems, Boeing oder Raytheon sprechen für sich.

Die Aktie hat sich in einem Jahr verdoppelt, das KGV liegt bei 32. Für einen Nebenwert im Verteidigungsbereich kein Ausreißer, aber auch kein Schnäppchen. Das Unternehmen ist extrem spezialisiert, liefert aber essenzielle Technologie. Gerade wenn KI und autonome Systeme weiter Einzug in militärische Systeme halten, dürften Concurrent-Lösungen begehrter werden.

Problematisch bleibt die geringe Liquidität der Aktie. Wer hier einsteigt, muss Geduld und einen langen Anlagehorizont mitbringen. Dafür winkt eine Beteiligung an einem strukturellen Trend, der gerade erst begonnen hat.

Avio: Der Raketenwert im doppelten Sinne

Das italienische Unternehmen Avio liefert, was Europa im All und auf dem Boden braucht: Triebwerke. Einerseits für Satelliten und Raumfahrtmissionen, andererseits für moderne Lenkwaffen wie die CAMM-ER.

Der geopolitische Trend zur "orbitalen Souveränität" in Europa spielt Avio ebenso in die Karten wie der Drang zur größeren militärischen Autonomie.

Mit einem Börsenwert von rund 500 Millionen Euro ist Avio der größte der drei Nebenwerte. Die Aktie ist bereits gut gelaufen, aber Analysten sehen weiteres Potenzial: Das KGV fällt nächstes Jahr auf 33, die Gewinnmargen dürften steigen. In den besten Jahren blieben bis zu sieben Prozent des Umsatzes als Gewinn übrig – zuletzt war es weniger als ein Prozent. Hier liegt der Hebel.

Die Großen sind gesetzt – aber die Kleinen könnten dynamischer zulegen

Rüstungsinvestments bleiben moralisch umstritten, wirtschaftlich aber ein Wachstumsfeld. Wer diversifizieren will, sollte den Blick auch unterhalb der DAX-Größenordnung richten. Steyr, Concurrent und Avio sind keine Selbstgänger – aber genau das macht sie für flexible Investoren interessant.

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