Kaum ein Fintech hat in den vergangenen Jahren einen so radikalen Auf- und Abstieg hingelegt wie Klarna. Vom einstigen Überflieger mit 46 Milliarden Dollar Bewertung zum Sanierungsfall, dessen Firmenwert zwischenzeitlich um 85 Prozent einbrach – und jetzt zurück in die Offensive: Mit einem IPO an der Wall Street will CEO Sebastian Siemiatkowski beweisen, dass sein „Buy now, pay later“-Imperium mehr ist als ein Pandemie-Phänomen.
IPO im Schatten der Vergangenheit
Für das Debüt am 10. September setzt Klarna auf eine Preisspanne zwischen 35 und 37 US-Dollar je Aktie. Insgesamt sollen 34,3 Millionen Aktien platziert werden, wovon nur ein kleiner Teil frisches Kapital ins Unternehmen bringt – der Großteil fließt in die Taschen der Altinvestoren.
Die erhoffte Bewertung von bis zu 14 Milliarden US-Dollar liegt zwar deutlich über der jüngsten Finanzierungsrunde, bleibt aber weit entfernt von den einstigen Rekordhöhen.
Die Zahlen sprechen für sich: 2024 stiegen die Umsätze um 24 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar, erstmals schrieb das Unternehmen wieder schwarze Zahlen – ein Mini-Gewinn von 21 Millionen Dollar nach einem Verlust von 244 Millionen im Vorjahr. Doch die Frage bleibt: Ist dieser Gewinn nachhaltig oder nur ein Zwischenstopp auf einem unsicheren Weg?

Marktumfeld: Zwischen Skepsis und Hoffnung
Der Zeitpunkt für das IPO ist heikel. Tech-Börsengänge gelten aktuell als Stimmungstest.
Erst im Sommer enttäuschte der Cloud-Anbieter CoreWeave mit einem halbierten Emissionserlös. Auch Klarna muss beweisen, dass Investoren wieder bereit sind, Milliarden auf Wachstumsstorys zu setzen – und das in einem Umfeld steigender Zinsen, das Buy-now-pay-later-Modelle unter Druck bringt.

Dabei stützt sich Klarna auf eine breite Nutzerbasis: 93 Millionen Kunden in 26 Ländern und 675.000 Händler, darunter Kooperationen mit Walmart und DoorDash. Wachstumspotenzial ist da – doch gerade die Abhängigkeit vom Onlinehandel und die Regulierungsrisiken im Kreditgeschäft machen Anleger nervös.
Altbekannte Risiken, neuer Glanz?
Dass Klarna beim IPO nur begrenzt frisches Kapital einnimmt, ist ein zweischneidiges Signal: Einerseits wirkt es wie ein Zeichen von Stabilität – man braucht nicht zwingend neues Geld.
Andererseits entsteht der Eindruck, dass vor allem frühe Investoren Kasse machen wollen. Wer bei der Bewertung von 46 Milliarden eingestiegen ist, dürfte sich trotz des aktuellen Kursniveaus die Finger verbrannt haben.
Das große Versprechen
CEO Siemiatkowski bleibt unerschütterlich: Klarna könne ein „nächstes Google“ werden, ein Unternehmen mit hunderten Milliarden Dollar Börsenwert. Seine Zuversicht wirkt kühn – aber auch notwendig, um Investoren für eine Wette auf die Zukunft zu gewinnen.
Der Börsengang wird zeigen, ob Klarna die Investorenwelt zurückerobern kann oder ob die Euphorie erneut in Ernüchterung mündet. Sicher ist nur: Mit KLAR betritt einer der bekanntesten Fintech-Namen die Wall Street – und Anleger müssen entscheiden, ob sie das Risiko tragen wollen.
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