23. September, 2025

Wirtschaft

Kiekert AG: Traditionsreicher Betrieb leitet Insolvenzverfahren ein

Die Kiekert AG, ein weltweit anerkannter Pionier im Bereich Kfz-Schließsysteme, hat Insolvenz angemeldet. Das in Heiligenhaus, Nordrhein-Westfalen, ansässige Unternehmen steht vor erheblichen finanziellen Herausforderungen, während der operative Geschäftsbetrieb an allen Standorten aufrechterhalten wird. Joachim Exner, der vorläufige Insolvenzverwalter, hat erklärt, dass die Gehälter der etwa 700 Mitarbeiter in Deutschland bis November durch das Insolvenzgeld gesichert sind. Währenddessen laufen die internationalen Tochtergesellschaften in Europa, Asien und Nordamerika ungestört weiter.

Kiekert, einst für bahnbrechende Innovationen in der Zentralverriegelungstechnik gefeiert, geriet in finanzielle Turbulenzen, nachdem es 2012 vom chinesischen Zulieferer Lingyun übernommen wurde. Die gegenwärtige Krise des Unternehmens ist maßgeblich auf die finanziellen Schwierigkeiten des chinesischen Gesellschafters zurückzuführen. Der Vorstandsvorsitzende Jérôme Debreu äußerte, dass Lingyun seinen finanziellen Verpflichtungen im dreistelligen Millionenbereich nicht nachgekommen sei, was die wirtschaftliche Lage von Kiekert signifikant belastet hat.

Besonders besorgniserregend ist der Einfluss der sich verschärfenden geopolitischen Spannungen. Die US-Sanktionspolitik blockiert den Zugang zu wichtigen Märkten und Finanzierungsmöglichkeiten, was die Geschäftstätigkeit massiv beeinträchtigt. In dieser angespannten Lage erscheint die Beantragung des Insolvenzverfahrens als ultima ratio, um das Unternehmen zu restrukturieren und zukünftig wieder auf einen Wachstumspfad zu führen.

Das Management von Kiekert verfolgt nach wie vor das Ziel, den Gesellschafterkreis zu erneuern und die langjährige Tradition als systemischer Zulieferer der Automobilindustrie fortzusetzen. Dabei sehen sich die Verantwortlichen mit der Herausforderung konfrontiert, die entstandenen Lücken durch den Verlust amerikanischer Großkunden zu schließen, die infolge der geopolitischen Spannungen ihre Aufträge zurückgezogen haben. Gleichzeitig erschwert die restriktive Finanzpolitik der Banken die Liquiditätssicherung. Trotz dieser Widrigkeiten zeigt sich das Unternehmen entschlossen, gestärkt aus der Krise hervorzugehen und seine Position auf dem internationalen Markt zu behaupten.