Ein Ziel, das deutlich über dem Konsens liegt
Vorgestellt wurde der Ausblick Ende November in Frankfurt. Verantwortlich zeichnet das Investmentteam um den globalen Chefanlagestrategen Christian Nolting. Der Kern der Prognose: Der S&P 500, Leitindex der US-Börse, soll bis Ende 2026 auf rund 8.000 Punkte steigen.
Damit positioniert sich die Deutsche Bank klar über vielen Wettbewerbern. Voraussetzung dafür sind laut Bank steigende Unternehmensgewinne. Konkret rechnen die Strategen für 2026 mit einem Gewinn je Aktie von rund 320 US-Dollar im Index. Das entspräche einem Zuwachs von gut 14 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau.
Gewinne, Rückkäufe und Bewertungsdisziplin
Der Optimismus stützt sich nicht allein auf Kursfantasie. Ein zentraler Pfeiler der Argumentation sind stabile und weiter wachsende Unternehmensgewinne. Die Deutsche Bank geht davon aus, dass US-Konzerne ihre Margen trotz höherer Lohnkosten und geopolitischer Unsicherheiten verteidigen können.

Hinzu kommt ein Faktor, der den US-Markt seit Jahren trägt: Aktienrückkäufe. Viele Unternehmen nutzen ihre starke Cashflow-Position, um eigene Aktien einzuziehen. Das erhöht rechnerisch den Gewinn pro Aktie und wirkt als strukturelle Nachfragequelle für den Markt.
Aus Sicht der Bank bleibt der S&P 500 damit zwar anspruchsvoll bewertet, aber nicht irrational. Solange Gewinne und Cashflows mitwachsen, sei das Bewertungsniveau zu rechtfertigen.
Künstliche Intelligenz als Wachstumsmotor
Der wichtigste Treiber hinter der Prognose ist jedoch ein anderer: künstliche Intelligenz. Die Deutsche Bank sieht im KI-Boom keinen kurzfristigen Hype, sondern einen mehrjährigen Investitionszyklus, der Produktivität, Wachstum und Gewinne anschiebt.
US-Technologiekonzerne wie NVIDIA, Microsoft oder Alphabet investieren zweistellige Milliardenbeträge in Rechenzentren, Chips und Software. Diese Ausgaben wirken kurzfristig belastend auf die Margen, sollen mittelfristig aber neue Erlösquellen schaffen – nicht nur im Tech-Sektor, sondern quer durch die Wirtschaft.
Die Bank argumentiert, dass KI-Anwendungen die Effizienz in Industrie, Dienstleistungen und Verwaltung erhöhen und so das Potenzialwachstum der US-Wirtschaft anheben könnten. Genau dieses höhere strukturelle Wachstum rechtfertigt aus ihrer Sicht höhere Indexstände.
Sinkende Zinsen als zusätzlicher Rückenwind
Ein weiterer Baustein des Szenarios ist die Geldpolitik. Die Deutsche Bank rechnet mittelfristig mit einem Umfeld sinkender Zinsen. Niedrigere Finanzierungskosten stützen Investitionen, entlasten Unternehmen und machen Aktien im Vergleich zu Anleihen attraktiver.
Gerade wachstumsstarke Titel, die einen großen Teil ihrer Gewinne in der Zukunft erwirtschaften, profitieren von fallenden Diskontierungszinsen. Das erklärt, warum die Bank vor allem im technologiegetriebenen US-Markt weiteres Aufwärtspotenzial sieht.
Risiken werden nicht ausgeblendet
Trotz des hohen Kursziels betont die Deutsche Bank, dass der Weg dorthin nicht geradlinig verlaufen dürfte. Geopolitische Konflikte, politische Spannungen und mögliche Rückschläge im KI-Sektor bleiben Risiken. Auch die starke Konzentration des S&P 500 auf wenige Mega-Caps könnte bei Gewinnenttäuschungen zum Problem werden.
Deshalb empfehlen die Strategen keine passive Alles-oder-nichts-Wette auf den Index. Stattdessen setzen sie auf aktives Risikomanagement, gezielte Diversifikation und Investitionen jenseits klassischer Standardwerte.
Was Anleger daraus ableiten können
Das 8.000-Punkte-Ziel ist weniger eine kurzfristige Prognose als eine strategische Standortbestimmung. Die Deutsche Bank signalisiert damit Vertrauen in die Ertragskraft der US-Wirtschaft, in den KI-getriebenen Investitionszyklus und in die strukturellen Vorteile des amerikanischen Kapitalmarkts.
Für Anleger bedeutet das nicht zwangsläufig, dass der S&P 500 zwangsläufig auf direktem Weg dorthin marschiert. Wohl aber, dass Rückschläge aus Sicht der Bank eher Kaufgelegenheiten als Trendbrüche wären – solange Gewinne, Technologieinvestitionen und geldpolitischer Rückenwind intakt bleiben.


