Der Siegeszug der KI trennt Gewinner von Verlierern – auch an der Börse
Während Nvidia, Microsoft und Co. die Schlagzeilen beherrschen, geraten viele andere Tech-Konzerne ins Hintertreffen – ausgerechnet wegen der Disruption durch künstliche Intelligenz.
Wer pauschal auf breite ETFs setzt, kauft damit nicht nur die künftigen Gewinner des KI-Zeitalters, sondern auch jene, die vom Wandel überrollt werden. Genau hier setzt der Ansatz von Thomas Rappold an.
Der schwäbische Investor, Buchautor und langjährige Silicon-Valley-Kenner verfolgt seit Jahren die Entwicklungen rund um künstliche Intelligenz.
Im Gespräch mit dem Podcast „Alles auf Aktien“ hat er zwölf Titel vorgestellt, die seiner Einschätzung nach zu den klaren Profiteuren der KI-Revolution zählen – und die den breiten Markt bereits deutlich hinter sich lassen.
Ein Index, zwölf Titel – und 184 Prozent Rendite
Rappolds Auswahl, gleichgewichtet im sogenannten „Rapo12“-Index zusammengefasst, erzielte seit 2019 ein Plus von 184 Prozent.
Der Nasdaq 100, das Tech-Flaggschiff der Wall Street, kommt im selben Zeitraum auf 114 Prozent. Und auch 2025 schlägt der Mini-Index den breiten Markt: Während der Nasdaq 100 auf Euro-Basis im Minus notiert, liegt der Rapo12 mit 1,5 Prozent im Plus.

Was steckt dahinter? Nicht die üblichen Verdächtigen allein – sondern eine Mischung aus Technologielieferanten, klugen Anwendern und effizienten Branchenprofiteuren.
Die Infrastruktur-Schwergewichte: Alphabet, ASML und Arista
Der Google-Mutterkonzern Alphabet ist Teil der Auswahl – nicht wegen der Suchmaschine, sondern wegen der umfassenden KI-Infrastruktur.
Alphabet entwickelt eigene KI-Chips, betreibt Rechenzentren effizienter als die Konkurrenz und profitiert über YouTube und Werbeschaltungen direkt vom KI-Boost. Mit einem KGV von 16 gilt die Aktie als günstigster Megatech-Wert – trotz laufender Kartellverfahren.
ASML wiederum ist das Rückgrat der Halbleiterwelt. Ohne die Niederländer und ihre Extrem-Ultraviolett-Lithografie gäbe es keine modernen KI-Chips. Der Konzern ist in Europa einzigartig positioniert – und selbst kleine Veränderungen bei Großkunden wie TSMC bewegen den Kurs spürbar. Trotz kurzfristiger Schwäche gilt ASML als langfristiger Gewinner.
Arista Networks liefert Netzwerkhardware für die Hyperscaler. Meta war bislang wichtigster Kunde – inzwischen aber nicht mehr exklusiv. Die Aktie liegt noch unter ihren Höchstständen, könnte bei neuer Dynamik in den Rechenzentren aber schnell zurückkommen.
Die Software-Dienstleister: Crowdstrike, Datadog und Palantir
Auch KI braucht Sicherheit – und genau das bietet Crowdstrike mit seiner Falcon-Plattform. Das Unternehmen erkennt Bedrohungen in Echtzeit und wehrt sie KI-gestützt ab. Das KGV ist mit 100+ sportlich, aber die Rohmarge von 75 % zeigt: Der Markt zahlt für Sicherheit.
Datadog liefert die Telemetrie: Performance, Auslastung, Sicherheit – alles in Echtzeit überwacht. Die Aktie wurde lange stiefmütterlich behandelt, notiert weit unter dem Allzeithoch. Doch mit zunehmender KI-Integration in Unternehmen steigt auch der Bedarf nach genau solchen Lösungen.
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Palantir ist der wohl umstrittenste Wert im Rapo12. Zwischen Geheimdienstkunde und Fanboy-Kult ist alles vertreten. Die KI-Lösungen des Unternehmens analysieren unstrukturierte Daten für Behörden und Unternehmen. Die Aktie ist hoch bewertet, aber für Rappold eine Frage des Glaubens. Er glaubt.
Die Anwender mit Skalenvorteil: Netflix, Walmart und John Deere
Netflix steht für datengetriebenes Storytelling. KI macht den Empfehlungsalgorithmus besser – und bald auch die Inhalte günstiger produzierbar. Die Aktie ist bereits teuer, Analysten sehen kurzfristig wenig Luft. Langfristig bleibt der Burggraben intakt.
Walmart zeigt, dass auch Einzelhandel KI kann. Durch präzise Prognosen, dynamische Preissetzung und optimierte Lieferketten will der Einzelhandelsriese effizienter werden. Mit einem KGV von 33 ist Walmart kein Schnäppchen – aber auch kein gewöhnlicher Supermarkt.
John Deere bringt KI aufs Feld. Mit satellitengestütztem Precision Farming und halbautonomen Traktoren könnte der Landmaschinenhersteller zum Tesla der Landwirtschaft werden. Die Aktie stieg in fünf Jahren um durchschnittlich 28 Prozent – solide, aber mit Potenzial für mehr.
Die leisen Gewinner: Parker-Hannifin, BNY Mellon, Shell
Parker-Hannifin ist kein typischer Techwert. Das US-Unternehmen stellt Steuerungssysteme für industrielle Maschinen her – und kann mit KI große Effizienzgewinne in der Fertigung heben. Die Aktie legte seit 2020 um 33 Prozent pro Jahr zu.
BNY Mellon wirkt unspektakulär, doch im Hintergrund revolutioniert der Finanzriese seine Prozesse. KI-gestützte Backoffice-Automatisierung steigert Margen – und zeigt sich auch im Kurs: +22 % pro Jahr in fünf Jahren.
Shell ist der Exot im Index – aber kein Zufall. Durch KI-gestützte Exploration und bald womöglich Quantencomputing kann der Konzern Milliarden bei der Rohstoffsuche sparen. Gleichzeitig bleibt Shell mit einem KGV von 10,5 fundamental attraktiv.
„ETF war gestern – aktives Stockpicking wird wieder entscheidend“
Für Thomas Rappold steht fest: Die Ära des Gleichlaufs an den Märkten ist vorbei. In den letzten zehn Jahren genügten ETFs – jetzt aber entscheiden Strategie, Forschung und Umsetzung über den Erfolg. KI bringt massive Effizienzgewinne – aber eben nicht für alle. Wer jetzt auf die richtigen Pferde setzt, könnte einen Vorsprung herausarbeiten, den kein Indexprodukt einholt.
Der Rapo12-Index ist kein offizielles Finanzprodukt – aber ein Denkanstoß. Und vielleicht bald mehr als das.
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