19. Dezember, 2025

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KI-Brillen als Wachstumstreiber: Warum EssilorLuxottica alles auf Smart Glasses setzt

Smart-Brillen galten lange als Spielerei. Nun wetten Analysten darauf, dass sie EssilorLuxottica in eine neue Wachstumsphase führen – gemeinsam mit Meta und gestützt auf Künstliche Intelligenz.

KI-Brillen als Wachstumstreiber: Warum EssilorLuxottica alles auf Smart Glasses setzt
Wearables treiben das Wachstum von EssilorLuxottica. Analysten rechnen mit einem Milliardenmarkt für KI-Brillen.

EssilorLuxottica setzt nicht auf ein inkrementelles Produkt, sondern auf einen neuen Gerätestandard. Smart-Brillen, entwickelt mit Meta, sollen mehr sein als ein technisches Gimmick für Early Adopter. Sie sollen ein Massenprodukt werden – teuer, sichtbar, gesellschaftlich akzeptiert. Analysten wie Citi sprechen offen von einem „Crazy Bet“. Aber von einem, der aufgehen könnte.

Die Smart-Brille rückt vom Experiment zum Umsatztreiber

Die gemeinsam mit Meta entwickelte Ray-Ban-Smart-Brille kann Musik abspielen, Fotos aufnehmen, übersetzen und Gespräche live untertiteln. Die neueste Generation verfügt über ein integriertes Display, das Nachrichten, Bildvorschauen und Informationen direkt ins Sichtfeld projiziert. Gesteuert wird das System nicht über klassische Knöpfe, sondern über ein neuronales Armband, das Handbewegungen erkennt.

Was früher nach Science-Fiction klang, findet nun Käufer – trotz eines Preises von rund 799 Dollar. Im dritten Quartal legte EssilorLuxottica organisch um knapp zwölf Prozent zu. Rund vier Prozentpunkte dieses Wachstums entfielen auf den Bereich Wearables. Für einen Konzern dieser Größe ist das mehr als ein Nebeneffekt.

Wohlhabende Kunden treiben die frühe Nachfrage

Entscheidend ist nicht nur die Technik, sondern die Zielgruppe. EssilorLuxottica profitiert davon, dass Smart-Brillen nicht als Billig-Gadget positioniert werden, sondern als Premiumprodukt. Wohlhabende, technikaffine Kunden akzeptieren den Preis – und fungieren als Multiplikatoren.

Analysten sehen darin einen strukturellen Vorteil. Anders als bei Smartphones oder klassischen Wearables muss EssilorLuxottica keinen Massenmarkt von unten erobern. Die Brille ist Mode, Statussymbol und Technologie in einem. Genau hier liegt die Stärke des Konzerns.

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Analysten rechnen mit explosionsartigem Marktwachstum

Die Citi stuft EssilorLuxottica weiter mit „Kaufen“ ein und bezeichnet KI-Brillen als „nächstes schnell wachsendes Edge-Gerät“. Die Prognosen sind ambitioniert: Ein jährliches Marktwachstum von rund 100 Prozent, ein Absatz von mehr als 110 Millionen Einheiten bis 2030 und ein Marktvolumen von rund 40 Milliarden Dollar auf Einzelhandelsebene.

Noch weiter geht die UBS. Sie traut dem Markt für Smart- und KI-Brillen bis 2040 ein Volumen von bis zu 129 Milliarden Euro zu. In diesem Szenario wäre EssilorLuxottica nicht nur Teilnehmer, sondern struktureller Profiteur.

First-Mover-Vorteil trifft auf Markenmacht

Citi argumentiert klar: EssilorLuxottica und Meta verfügen über einen Vorsprung, der sich nicht schnell einholen lässt. Die Kombination aus globalen Marken wie Ray-Ban, jahrzehntelanger Vertriebserfahrung und direktem Zugang zu KI-Plattformen verschafft dem Duo eine Ausgangsposition, die neue Wettbewerber erst mühsam aufbauen müssten.

Gerade im Brillenmarkt zählt Vertrauen. Passform, Design und Tragekomfort sind keine Nebensache. Tech-Konzerne ohne diese DNA stoßen hier an Grenzen – selbst mit überlegener Software.

Konkurrenz ist unvermeidlich – und kein Nachteil

Dass Wettbewerb kommt, gilt als sicher. Barclays-Analyst Hassan Al-Wakeel bewertet mögliche Einstiege von Alphabet oder anderen Tech-Gruppen jedoch gelassen. Neue Anbieter könnten die Marktdurchdringung sogar beschleunigen, statt sie zu gefährden.

Die zeitweise negative Kursreaktion auf entsprechende Gerüchte hält er für überzogen. Sein Kursziel für die EssilorLuxottica-Aktie liegt bei 365 Euro. Wettbewerb, so die Logik, erhöht die Akzeptanz – und vergrößert den Markt schneller, als er Marktanteile kostet.

Eine riskante Wette mit klarer Logik

Smart-Brillen sind kein Selbstläufer. Die Technologie muss funktionieren, die Akzeptanz muss wachsen, Datenschutzfragen dürfen nicht eskalieren. Doch EssilorLuxottica geht die Wette nicht blind ein. Der Konzern setzt auf Premiumpreise, kontrollierte Skalierung und einen Partner, der KI nicht nur versteht, sondern beherrscht.

„Crazy“ ist diese Wette nur auf den ersten Blick. In Wahrheit folgt sie einer klaren Industrie-Logik: Wenn KI vom Bildschirm in den Alltag wandert, braucht sie ein neues Interface. EssilorLuxottica will, dass dieses Interface eine Brille ist – und dass sie von ihnen stammt.

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