06. Dezember, 2025

Unternehmen

Jungheinrich überrascht mit höherer Prognose – und bleibt doch an Russland gebunden

Der geplante Verkauf der Tochter in Russland verzögert sich. Operativ hilft das kurzfristig – strategisch verschärft es die Unsicherheit.

Jungheinrich überrascht mit höherer Prognose – und bleibt doch an Russland gebunden
Jungheinrich hebt seine Prognose an, weil der Verkauf der Russland-Tochter ins nächste Jahr rutscht – der Verlust fällt später an.

Die Prognose steigt, weil ein Verlust verschoben wird

Jungheinrich hebt seine Ergebnisprognose deutlich an. Das EBIT soll 2025 nun zwischen 220 und 260 Millionen Euro liegen, statt wie bisher zwischen 160 und 230 Millionen. Auch Umsatz und Auftragseingang werden enger, aber etwas höher gefasst: jeweils 5,4 bis 5,6 Milliarden Euro.

Der Grund für diese Verbesserung liegt jedoch nicht im laufenden Geschäft, sondern in einem buchhalterischen Effekt. Der geplante Verkauf der Russland-Tochter verschiebt sich ins kommende Jahr, damit wandert auch ein negativer Veräußerungseffekt von rund 30 Millionen Euro in das Jahr 2026. Für das Ergebnis 2025 wirkt das wie ein Puffer – für die strategische Planung bleibt es ein Problem.

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Der Russland-Exit wird politisch ausgebremst

Ursprünglich wollte Jungheinrich den Verkauf im vierten Quartal dieses Jahres vollziehen. Doch die erforderliche Genehmigung durch eine russische Regierungskommission lässt auf sich warten. Ohne Zustimmung kein Abschluss – und ohne Abschluss keine Bereinigung des Portfolios.

Das politische und rechtliche Umfeld macht den Konzern manövrierunfähig. Russland bleibt ein Risiko in der Bilanz, obwohl der Vorstand längst beschlossen hat, das Kapitel zu schließen. Dass der Veräußerungsverlust nun erst 2026 durchschlägt, stabilisiert das Ergebnis kurzfristig, verlängert aber die Phase der Unsicherheit.

Operativ arbeitet Jungheinrich an der Konsolidierung

Der prognostizierte Korridor bei Umsatz und Auftragseingang zeigt, dass die Nachfrage in den Kernsegmenten weiterhin stabil ist. Die Branche kämpft zwar mit einem verhaltenen Investitionsklima, doch Jungheinrich profitiert von Ersatzzyklen, Lagerautomatisierung und moderaten Kosteneffekten.

Die bessere Prognose suggeriert Stärke, doch sie darf nicht mit einem operativen Sprung verwechselt werden. Das eigentliche Ergebnis bleibt von den geopolitischen Verzögerungen überlagert – und diese sind weder kalkulierbar noch kurzfristig lösbar.

Der Konzern gewinnt Zeit – aber keine Planungssicherheit

Für Investoren entsteht ein zwiespältiges Bild. Die erhöhte Prognose ist positiv, doch das strukturelle Risiko bleibt bestehen. Russland bleibt länger im Konzern verankert als gedacht, und der Zeitpunkt der Freigabe liegt nicht in der Hand des Unternehmens.

Jungheinrich kann das operative Geschäft stabil halten, aber die Bilanzbereinigung rutscht in eine ungewisse Zukunft. Genau diese Spannung – gute Zahlen, schwieriger Kontext – prägt den Ausblick für die kommenden Quartale.

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