25. Dezember, 2025

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Jobverlust mit Ende 50: Absturz, Depression und der Weg zurück

Mit Mitte fünfzig verlor ich meinen Job im Personalwesen. Was folgte, waren 20 Monate Arbeitslosigkeit, finanzielle Abstürze und eine Depression. Heute arbeite ich wieder – und weiß, wie fragil Sicherheit sein kann.

Jobverlust mit Ende 50: Absturz, Depression und der Weg zurück
Nach einer Entlassung mit 57 fand sie fast zwei Jahre keine Arbeit. Die Arbeitslosigkeit führte zum finanziellen Absturz – bis Beharrlichkeit den Wendepunkt brachte.

Ich war fast mein gesamtes Berufsleben im HR-Bereich tätig gewesen, zuletzt in einer leitenden Position mit gutem Einkommen. Als mir mit 57 Jahren mitgeteilt wurde, dass meine Stelle im Zuge einer Umstrukturierung entfällt, war ich enttäuscht, aber nicht panisch. Während der Pandemie hatte ich bereits einmal einen Job verloren und damals schnell wieder Arbeit gefunden. Ich rechnete mit ein paar Wochen, vielleicht zwei Monaten.

Es sollten fast zwei Jahre werden.

Absagen wurden zum Alltag

Ich bewarb mich auf nahezu jede offene HR-Stelle, die ich finden konnte – vom Management bis zu Einstiegspositionen. Onlineportale wurden zur täglichen Routine. Die Reaktionen waren ernüchternd: standardisierte Absagen, Funkstille, immer wieder neue Enttäuschungen.

In meiner Verzweiflung engagierte ich eine professionelle Lebenslaufberaterin. Die Kosten überstiegen eigentlich mein Budget, aber ich hoffte auf einen Durchbruch. Als ich den neuen Lebenslauf einer befreundeten Recruiterin zeigte, sagte sie nur: „Der hilft dir nicht.“ Mein ursprünglicher sei besser gewesen.

Zu Gesprächen wurde ich durchaus eingeladen. Die ersten Runden liefen meist gut. Doch spätestens beim persönlichen Termin folgte erneut die Absage. Mit der Zeit wuchs der Verdacht, dass mein Alter eine Rolle spielte – auch wenn das niemand offen sagte.

Irgendwann konnte ich nicht einmal mehr meine Bewerbungsübersicht ansehen. Ich löschte sie.

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Die Arbeitslosigkeit wurde zur Depression

Als Weihnachten kam, konnte ich meinen Enkeln keine Geschenke kaufen. Das traf mich härter als jede Absage.

Ich hörte auf, mich umzuziehen, blieb tagelang im Schlafanzug. Licht und Fernsehen ließ ich aus. Ich lag wach und starrte ins Dunkel. Der Gedanke, E-Mails zu öffnen oder ans Telefon zu gehen, überforderte mich. An manchen Tagen fiel mir selbst das Atmen schwer.

Als mein Anspruch auf Arbeitslosengeld endete, beantragte ich staatliche Unterstützung für Lebensmittel. Das Gefühl von Kontrollverlust war überwältigend.

Irgendwann sagte ich mir: So bist du nicht.
Ich zwang mich aufzustehen, mir die Zähne zu putzen, mich anzuziehen. Anfangs schaffte ich es nur bis zum Briefkasten. Später ging ich um den Wohnblock. Es waren kleine Schritte – manchmal nur fünf Minuten. Aber sie holten mich langsam aus dem Loch.

Gelegenheitsjobs und der Verlust des Zuhauses

Ich nahm kurzfristige Jobs an, unter anderem im Verkauf. Einige Tätigkeiten hielten nur wenige Monate – sie waren emotional belastend oder schlecht bezahlt. Parallel verkaufte ich Besitztümer online: Möbel, Elektronik, sogar medizinische Geräte. Alles, um die Miete zu zahlen.

Es reichte nicht.

Kurz vor Ende meines Mietvertrags wurde die Forderung an ein Inkassounternehmen übergeben. Ich packte, was in mein Auto passte, zog vorübergehend zu Familie, später in den Keller von Freunden. Dafür bin ich bis heute dankbar. Trotzdem blieb das Gefühl, mit fast 60 Jahren wieder ohne eigenes Zuhause zu sein.

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Beharrlichkeit zahlte sich aus

Monate später bewarb ich mich bei einem Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich. Es folgten mehrere Interviews – dann wieder Stille. Ich blieb dran, meldete mich zurück, zeigte offen mein Interesse.

Schließlich bekam ich die Zusage.

Der Geschäftsführer sagte mir später, es sei meine Beharrlichkeit gewesen, die den Ausschlag gegeben habe. Heute arbeite ich wieder im HR-Bereich – und schätze diesen Job mehr als jeden zuvor.

Was diese Zeit mich gelehrt hat

Diese Phase hat mir Demut beigebracht. Und Dankbarkeit. Sicherheit ist nichts Selbstverständliches. Ich arbeite heute mit einem anderen Blick auf Geld, auf Arbeit, auf mich selbst.

Ich baue Ersparnisse neu auf. Plane vorsichtiger. Und weiß, dass mein Wert nicht an meinem Jobtitel hängt.

Wenn ich meinem früheren Ich etwas sagen könnte, dann das:
Steh auf. Zieh dich an. Geh einen Schritt nach draußen.
Nicht alles auf einmal – nur einen kleinen Schritt.

Man schafft mehr, als man glaubt. Auch dann, wenn alles dagegen spricht.

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