Oldtimer stehen längst nicht mehr nur in Garagen. Sie stehen in Bilanzen. Die J.P. Morgan Private Bank erweitert ihr Angebot für vermögende Kunden und ermöglicht erstmals in Europa, klassische Automobile als Sicherheit für Kredite zu nutzen. Der Schritt ist mehr als ein Nischenprodukt. Er zeigt, wie alternative Vermögenswerte systematisch in die Vermögensarchitektur integriert werden.
Sechs Länder, ein Konzept
Das neue Kreditangebot gilt für Sammlungen, die in Deutschland, der Schweiz, England und Wales, Italien, Frankreich oder Spanien gelagert sind. Kunden aus der gesamten EMEA-Region können die Finanzierung nutzen, sofern ihre Fahrzeuge physisch in einem dieser Länder stehen. Die Bank vergibt individuell strukturierte Kreditlinien, besichert durch Automobile mit nachgewiesener Investmentqualität.

Der Ansatz ist klar umrissen: Liquidität schaffen, ohne Vermögenswerte verkaufen zu müssen. Für Sammler bedeutet das, Wertsteigerungen langfristig mitzunehmen und dennoch finanziellen Spielraum zu gewinnen – etwa für neue Investments, unternehmerische Vorhaben oder Nachfolgeplanung.
Oldtimer zwischen Emotion und Kapitalanlage
„Wir verstehen, dass das Sammeln von Automobilen sowohl von Leidenschaft als auch von Investment getrieben wird“, sagt Steven Hawkins, Leiter Specialty Lending bei J.P. Morgan International Private Bank. Genau diese Doppelrolle macht Oldtimer für Banken interessant. Seltene Fahrzeuge haben sich zu einer eigenständigen Anlageklasse entwickelt, mit steigender Markttransparenz, professioneller Verwahrung und belastbaren Preisdaten.
Die Bank adressiert gezielt Kunden mit diversifizierten Portfolios. Oldtimer sollen nicht den Kern des Vermögens bilden, sondern als wertstabile Ergänzung dienen – ähnlich wie Kunst, Schmuck oder seltene Uhren.
Deutschland als Schlüsselmarkt
Deutschland nimmt im europäischen Oldtimer-Markt eine Sonderstellung ein. „Das reiche automobile Erbe steht im Herzen der europäischen Oldtimer-Kultur“, sagt Folarin Oyeleye, verantwortlich für Lending Solutions in Europa, Naher Osten und Afrika. Private Sammlungen von internationalem Rang seien hier konzentriert, die Infrastruktur professionell.
Caroline Pötsch-Hennig, Deutschland-Chefin der J.P. Morgan Private Bank, verweist auf die Marktdynamik: 22 Prozent des europäischen Wachstums im Oldtimersegment entfielen 2024 auf Deutschland. Seit 2018 habe sich der Marktwert mehr als verdoppelt. Für die Bank ist das ein belastbares Fundament, um Kredite auf diese Vermögenswerte zu strukturieren.

Strenge Voraussetzungen sichern den Wert
Die Finanzierung ist an klare Bedingungen geknüpft. Jedes Fahrzeug muss professionell bewertet, umfassend versichert und sauber dokumentiert sein. Verwahrung, Provenienz und Zustand spielen eine zentrale Rolle. Damit schützt die Bank nicht nur sich selbst, sondern auch die Sammler – vor Überbewertung, Liquiditätsrisiken und rechtlichen Grauzonen.
Der Anspruch ist nicht Flexibilität um jeden Preis, sondern kontrollierte Beleihung eines besonderen Assets. Genau darin liegt die Akzeptanz bei vermögenden Kunden, die Wert auf Diskretion und Struktur legen.
Alternative Assets werden bankfähig
Mit dem Schritt reiht sich J.P. Morgan in einen größeren Trend ein. Private Banken machen alternative Vermögenswerte zunehmend kreditfähig. Kunst, Yachten, Flugzeuge – und nun auch Oldtimer – werden systematisch in ganzheitliche Vermögensstrategien eingebunden.
Für Sammler ist das attraktiv. Für Banken ist es ein Wachstumsfeld mit vermögensstarker Klientel. Und für den Markt ein weiteres Signal: Klassische Automobile sind nicht mehr nur Kulturgut, sondern finanzierbares Kapital.



