Es ist ein Quartal, das so niemand auf dem Zettel hatte. Apple legt zum Sommerauftakt 2025 Zahlen vor, die selbst altgediente Analysten ins Staunen versetzen.
Der iPhone-Absatz explodiert, der Umsatz springt auf 94 Milliarden Dollar, der Gewinn erreicht mit 23,4 Milliarden Dollar einen neuen Spitzenwert. Es ist das stärkste Wachstum seit drei Jahren. Und das in einem geopolitisch heiklen Umfeld, das dem Konzern eigentlich Gegenwind liefern sollte.
Kaufpanik vor Trumps Zöllen
Eine der größten Überraschungen: Das iPhone verkauft sich nicht trotz, sondern wegen der angedrohten neuen US-Zölle wie geschnitten Brot. Laut Finanzchef Kevan Parekh gehen rund 16 Prozent des Wachstums auf vorgezogene Käufe zurück.
Die Konsumenten wollten Preissteigerungen zuvorkommen, bevor Donald Trumps Zollhammer gegen China-Produkte fällt. Apple trifft es besonders hart, denn der Konzern produziert große Teile seiner Geräte nach wie vor in China.
Dabei dängt Trump den iPhone-Giganten immer wieder, die Produktion ins Inland zu verlagern. Tim Cook setzt stattdessen auf Indien, doch Experten halten eine komplette Abkehr von China für unrealistisch.
Fakt ist: Von April bis Juni zahlte Apple 800 Millionen Dollar an US-Zöllen, im laufenden Quartal werden es wohl 1,1 Milliarden. Ein überraschender Nebeneffekt: Die Furcht vor höheren Preisen befeuert die Nachfrage.
iPhone 16e trifft Nerv der Zeit
Nicht nur Trumps Politik treibt die Verkaufszahlen. Apple trifft mit dem neuen iPhone 16e offenbar einen Nerv. Das Einsteigermodell für 599 Dollar ist deutlich teurer als sein Vorgänger SE, scheint aber genau das richtige Produkt zur richtigen Zeit zu sein.
Die Kunden greifen zu. Der iPhone-Umsatz stieg im Jahresvergleich um mehr als 13 Prozent auf 44,6 Milliarden Dollar. Es ist der höchste Wert aller Zeiten.
China-Rückkehr und Services-Boom
Auch in China überrascht Apple. Noch im letzten Quartal war der Umsatz dort geschrumpft. Nun geht es um 4,4 Prozent nach oben auf 15,4 Milliarden Dollar.
Besonders auffällig ist aber das Wachstum in der Services-Sparte: App Store, Apple Music, iCloud und Co. legen um 13 Prozent zu und tragen 27,4 Milliarden Dollar zum Gesamtumsatz bei. Diese margenstarke Sparte ist inzwischen ein zentraler Stabilitätsfaktor.
Probleme mit Wearables, Sorgen um KI
Nicht alle Zahlen strahlen. Die sogenannten "Wearables, Home and Accessories" – also Apple Watch, AirPods und Co. – schwächeln mit einem Umsatzrückgang von 8,6 Prozent. Analysten werteten das als erstes Signal, dass Apple nicht mehr jeden Markt automatisch dominiert.
Noch größer ist jedoch die Unsicherheit im Bereich Künstliche Intelligenz. Während Google, Microsoft und Meta mit neuen KI-Produkten auftrumpfen, bleibt Apple eine durchschlagende Antwort bislang schuldig. Siri bekommt 2026 ein Update, doch das neue iPhone im Herbst wird davon kaum profitieren.
Dan Ives von Wedbush spricht aus, was viele denken: "Die fehlende KI-Strategie ist der Elefant im Raum." Auch wenn Cook betont, dass man KI für eine der bedeutendsten Technologien unserer Zeit halte und Investitionen massiv ausbaue, fehlen bislang konkrete Produkte.
Apple verweise auf sieben kleinere Zukäufe in diesem Jahr und halte 133 Milliarden Dollar in der Kriegskasse bereit. Doch der Markt will mehr als Versprechen.
Rekord mit Schatten
Apple zeigt eindrucksvoll, wie stark das iPhone-Geschäft trotz geopolitischer Risiken bleibt. Doch langfristig dürfte das nicht reichen. Ohne überzeugende KI-Strategie droht Apple, vom Innovationsführer zum Reagierer zu werden. Die Rekordzahlen sind beeindruckend – aber nicht unverwundbar.
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