14. Oktober, 2025

Wirtschaft

Insolvenzwelle rollt an – Verkehr und Gastgewerbe im Krisenmodus

Die Zahl der Unternehmenspleiten in Deutschland steigt rasant. Besonders zwei Branchen geraten zunehmend unter Druck – mit Folgen, die weit über ihre Grenzen hinausreichen.

Insolvenzwelle rollt an – Verkehr und Gastgewerbe im Krisenmodus
Verkehrsbranche unter Druck: Mit 12,7 Insolvenzen pro 10.000 Betrieben ist der Transportsektor Spitzenreiter – steigende Treibstoffpreise und Zinsen setzen Speditionen zu.

Es ist ein weiterer Warnschuss für die deutsche Wirtschaft: Die Zahl der Insolvenzen nimmt drastisch zu. Laut dem Statistischen Bundesamt stieg die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen im September um 10,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat – und der Trend zeigt weiter nach oben. Besonders betroffen sind der Verkehrs- und Logistiksektor sowie das Gastgewerbe. Beide galten bereits während der Pandemie als Wackelkandidaten – jetzt droht die nächste Belastungsprobe.

Beantragte Regelinsolvenzen im September 2025: +10,4 % zum Vorjahresmonat
Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland ist nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im September 2025 um 10,4 % gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Bei den Ergebnissen ist zu berücksichtigen, dass die Anträge erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liegt in vielen Fällen annähernd drei Monate davor.

Alarmstufe Rot in der Realwirtschaft

Die Zahlen aus Wiesbaden verdeutlichen, wie ernst die Lage ist. Im Juli registrierten die Amtsgerichte 2.197 Unternehmensinsolvenzen, ein Zuwachs von 13,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Noch alarmierender: Die Forderungen der Gläubiger summieren sich auf 3,7 Milliarden Euro – fast eine halbe Milliarde mehr als im Vergleichsmonat 2024.

Das bedeutet: Hinter den nüchternen Zahlen stehen hunderte Betriebe, deren Liquidität versiegt, deren Kredite platzen und deren Mitarbeiter um ihre Existenz bangen. Besonders betroffen sind jene Branchen, die auf Konsum, Mobilität und flexible Arbeitsmärkte angewiesen sind – und genau dort setzt die Schwäche des deutschen Binnenmarktes an.

Verkehr und Logistik: Wenn der Motor stottert

Mit 12,7 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen ist die Transport- und Logistikbranche trauriger Spitzenreiter. Steigende Dieselpreise, Fachkräftemangel und eine schleppende Auftragslage setzen Speditionen und Frachtunternehmen unter Druck. Viele Betriebe arbeiten mit minimalen Margen – jede Preisschwankung trifft direkt das Überleben.

Hinzu kommen die hohen Zinskosten für neue Fahrzeuge und Lagerhallen. Was früher mit Fremdfinanzierung möglich war, ist heute für viele Mittelständler kaum tragbar. Die einst als Rückgrat des europäischen Warenverkehrs gefeierte Branche droht in eine strukturelle Krise zu rutschen – mit unmittelbaren Folgen für Handel, Industrie und Exporte.

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Gastgewerbe: Zwischen Energiekrise und Konsumflaute

Kaum besser steht es um das Gastgewerbe, das mit 9,9 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen den zweithöchsten Wert verzeichnet. Restaurants, Hotels und Bars kämpfen nicht nur mit gestiegenen Energiekosten, sondern auch mit einem eklatanten Personalmangel. Gleichzeitig zögern viele Verbraucher, mehr Geld für Freizeit und Gastronomie auszugeben.

„Wir sehen einen Teufelskreis aus Kostenexplosion, Preisdruck und sinkender Nachfrage“, sagt ein Branchenvertreter. Selbst touristisch starke Regionen berichten von sinkender Auslastung, während Fixkosten weiter steigen. Viele Betriebe, die in der Pandemie überlebt haben, stehen nun vor einer neuen Welle der Zahlungsunfähigkeit.

Mittelstand in der Zange

Besonders hart trifft es den deutschen Mittelstand. Kleine und mittlere Betriebe verfügen selten über die finanziellen Puffer großer Konzerne. Die Kombination aus hohen Zinsen, steigenden Energiepreisen und schwacher Nachfrage lässt die Spielräume schrumpfen.

Laut der Wirtschaftsauskunftei Creditreform befindet sich mittlerweile ein wachsender Anteil der Mittelständler in „Alarmstufe Rot“ – also in einer Situation, in der Liquidität und Eigenkapitalquote kritisch werden. Viele Unternehmen leben von Auftrag zu Auftrag, ohne strukturelle Reserven aufzubauen.

Gefahr für den Arbeitsmarkt

Die wachsende Zahl an Unternehmenspleiten hat auch eine soziale Dimension. Jeder Insolvenzantrag bedeutet nicht nur Gläubigerausfälle, sondern oft auch Arbeitsplatzverluste. Besonders in personalintensiven Branchen wie Gastronomie und Transport droht eine Entlassungswelle – ironischerweise zu einem Zeitpunkt, an dem Deutschland gleichzeitig unter Arbeitskräftemangel leidet.

Ökonomen warnen: Sollte sich der Trend fortsetzen, könnte sich die Insolvenzwelle in den kommenden Monaten zu einer handfesten Rezession ausweiten – insbesondere, wenn die Verbraucher weiter sparen und Investitionen ausbleiben.

Ein strukturelles Problem, kein Zufall

Der Anstieg der Insolvenzen ist kein statistischer Ausreißer. Er offenbart die strukturelle Schwäche einer Wirtschaft, die zwischen hohen Kosten, überbordender Bürokratie und globaler Unsicherheit eingeklemmt ist. Während andere Länder Wachstum generieren, kämpft Deutschland mit einer gefährlichen Mischung aus Stillstand und Überregulierung.

Zwar ist die offizielle Insolvenzquote mit 6,3 Pleiten je 10.000 Unternehmen historisch gesehen noch moderat, doch der Trend zeigt deutlich nach oben – und viele Experten erwarten eine weitere Beschleunigung.

Die steigende Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist mehr als ein konjunkturelles Warnsignal. Sie ist ein Symptom tieferliegender Probleme: einer überlasteten Wirtschaft, eines überforderten Mittelstands und eines Staates, der mit den Folgen seiner eigenen Regulierung kämpft. Die nächste Rezession könnte nicht von außen kommen – sondern von innen.

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